Untitled - Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
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Technik des Éclair 14 , seit der Industrialisierung der sowjetischen Trickfilmproduktion<br />
in der Mitte der dreißiger Jahre nahezu ausschließlich angewandt, wurde zwar<br />
immer noch verwendet, sie trat aber in den Hintergrund. Statt dessen entwickelte<br />
sich eine Vielzahl neuer Stile, auch angeregt durch internationalen Austausch, der<br />
vermehrt stattfand. Die Liste der Einflüsse ist lang, zumal in den achtziger Jahren,<br />
die als Blütezeit des sowjetischen Trickfilms betrachtet werden kann, jeder<br />
ernstzunehmende Autor bemüht war, in seinen Filmen ästhetische Neuerungen<br />
einzuführen. Für die Art von Studios, wie sie heute bestehen, ist eine solche auf den<br />
Autor ausgerichtete Art zu arbeiten natürlich weit besser geeignet. Diese ästhetische<br />
Entwicklung hängt auch mit dem politischen Klima zusammen, in dem sie stattfand,<br />
sie aber allein an diesem festmachen zu wollen, erscheint uns ein wenig zu kurz<br />
gegriffen 15 : Ästhetische Veränderungen, die in dieser Periode augenfällig das Bild<br />
der Animationskunst verändern, hängen wohl ursächlicher mit den Künstlern<br />
zusammen, die sie propagieren und produzieren, als mit der, zumal politischen,<br />
„Außenwelt“. Genauer formuliert hieße dies, daß sich einige innovative Geister die<br />
Gunst der Stunde zunutze machten, um Neuerungen ins Bildsystem, aber auch in die<br />
ideologische und theoretische Ausrichtung der neuen Produktionen einzubringen,<br />
und so das Erscheinungsbild des sowjetischen Trickfilms radikal veränderten. Wir<br />
versuchen hier deshalb eine Analyse der Filme und Bildfindungen derjenigen<br />
Künstler vorzunehmen, die mit ihren Filmen Wegweisendes geschaffen haben,<br />
ästhetische Neuerungen erschlossen haben und damit über ihre Zeit hinaus wirken –<br />
ohne allerdings die sozialen und ökonomischen Gegebenheiten ganz aus dem Blick<br />
zu verlieren.<br />
Wir gehen dabei näher auf Künstler ein, die während der Zeit von etwa 1962 bis<br />
etwa 1991 arbeiteten. Dieser Zeitabschnitt wurde gewählt, weil sich in ihm<br />
14 Bei dieser Technik wird zunächst live action gefilmt, dann frame by frame von hinten auf den<br />
Zeichentisch projiziert, so daß der Animator nur die Konturen nachfahren muß, genaueres cf. das<br />
folgende Kapitel.<br />
15 Diese These vertritt auch Nikolas Vert im Kapitel „Пределы культурной оттепели“ seines Buches<br />
über die Geschichte des sowjetischen Staates. Cf. Николай Верт, История советского<br />
государства, Москва: Весь мир, 2 2000, p. 407 et passim.<br />
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