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Untitled - Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe

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und damit als geistiges Eigentum einer einzelnen Person geschützt. Der Künstler als<br />

Arbeiter am geistigen Wohl des gesamten Volkes trug so sein Scherflein zum<br />

Kulturleben des Staates bei, der ihn bezahlte.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt der erzwungenen Kollektivisierung erscheint die<br />

Aussage von der Hypnose, unter der alle Trickfilmschaffenden der Sowjetunion nach<br />

Betrachtung der Mickey-Mouse-Filmrolle auf dem Moskauer Filmfestival gefallen<br />

seinen, wie sie Ivan Ivanov-Vano in seiner Autobiographie Кадр за кадром schildert,<br />

zumindest fragwürdig. Er benennt sogar ein ganzes Kapitel seines Buches nach dem<br />

Phänomen: „Под гипнозом Диснея“. Obwohl natürlich wie überall auf der Welt in<br />

diesen Jahren Disney einen nicht zu unterschätzenden Einfluß ausübte, ist doch nur<br />

schwer vorstellbar, daß Ivanov-Vano oder Mikhail Cekhanovskij, ein anderer höchst<br />

erfolgreicher Regisseur aus der Zeit vor der Gründung des Soyuzmul’tfil’mstudios,<br />

sich ohne Druck von oben sang- und klanglos von ihrem früheren Stil abgewendet<br />

hätten, zumal Ivanov-Vano schnell zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten in der<br />

Kulturpolitik und zum Gründer des Lehrstuhls <strong>für</strong> Animation an der 1919<br />

gegründeten <strong>Staatliche</strong>n Filmhochschule avancierte. Es gibt auch zu denken, daß sich<br />

eine Reihe wichtiger Regisseure, wie Nikolaj Khodataev, Zenon Kommissarenko<br />

oder Jurij Merkulov, aus dem Trickfilm zurückzogen und sich der Buchillustration<br />

oder der Malerei widmeten.<br />

Die Prinzipien der Formensprache, die von nun an galten, und die diejenigen<br />

Disneys aufnahmen und intensivierten, sollten den Charakter der sowjetischen<br />

Animation bis in die Mitte der sechziger Jahre bestimmen. Wie sie von Mickey<br />

Mouse gelernt hatten, beschränkten sich die sowjetischen Animatoren von nun auf<br />

runde Formen, fließende, „realistische“ Bewegungen, eine anatomisch genaue<br />

Wiedergabe von Körperbewegungen und eine ebensolche plastische Ausarbeitung<br />

von Körpervolumina. Dementsprechend wurden die Hintergründe naturalistisch<br />

angepaßt, um die Illusion der „Realität“ noch umfassender zu machen. Im Gegensatz<br />

zum Studio Disneys aber, von dem zwar auch bekannt ist, daß den Animatoren (z.B.<br />

<strong>für</strong> Bambi) Studien an echten Tieren aufgetragen, die Zeichnungen dann aber vom<br />

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