Untitled - Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
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eine Filmrolle mit Mickey-Mouse-Kurzfilmen auf das Moskauer Filmfestival, die mit<br />
Begeisterung aufgenommen wurde. Fjodor Khitruk, damals gerade ans Studio<br />
gekommen und noch ein junger, unbekannter Animator, erzählt in Otto Alders Film<br />
The Spirit of Genius 31 beeindruckend, wie er fast betäubt aus der Vorstellung kam und<br />
sich die ungeheuren Möglichkeiten ausmalte, die entstünden, würde man auch in<br />
der Sowjetunion im Disney-Stil animieren. Er war nicht der Einzige, dem Disneys<br />
Art zu animieren als das nonplusultra vorkam. Im Laufe des Jahres wurden im<br />
Kultusministerium neue Richtlinien <strong>für</strong> den zukünftigen sowjetischen Trickfilm<br />
ausgegeben, die als erstes die Auflösung der einzelnen, unabhängigen<br />
Trickfilmabteilungen und die Gründung eines zentralen Studios, des<br />
„Sojuzdetmul’tfil’mstudios“ – übersetzt „Vereinigtes Kindertrickfilm-Studio“,<br />
vorsah. Die Ausrichtung auf Kinderfilme wurde damit bereits im Namen des Studios<br />
festgeschrieben, und auch wenn die Silbe „det“ bereits 1936 aus dem Namen<br />
verschwand, blieben die ideologischen Vorgaben und die Erwartungen, die an die<br />
dort produzierten Filme gestellt wurden, die gleichen. Das neugegründete Studio<br />
wurde auf die Schaffung von Filmen getrimmt, die die runden, fließenden<br />
Bewegungen Disney’scher Charaktere und seine „naturalistische“ Art der<br />
Körperbewegung und -animation aufnahmen, und die dementsprechend<br />
auf der Tonspur, wurde in Russland zum ersten Mal im Herbst 1930 aufgebracht. Der Petersburger<br />
Tonregisseur A.M. Avraamov beginnt im Kinofotoinstitut eine Versuchsreihe zur „ornamentalen<br />
Animation des Tons“ (работа по орнаментальной мультипликации звука, p.277). Bis 1934 arbeiten<br />
neben Avraamov noch Zhelinskij und Voinov an dem Problem. Im Laufe der Zeit stoßen Jankovskij<br />
und Samoilov zu der Gruppe, die ihre eigenen Apparate und Prozeduren zur Übertragung von<br />
Zeichnungen auf die Tonspur mitbringen. Die Gruppe arbeitet auch mit dem Petersburger<br />
Konservatorium zusammen, dessen Leiter Rimskij-Korsakov an dem Problem sehr interessiert ist. Im<br />
Jahr 1934 wird das Projekt allerdings eingestellt. Beispiele <strong>für</strong> Filme (in ihrer Animation den<br />
abstrakten Filmen aus Deutschland, z.B. von Fischinger, ähnlich), die von diesem Kollektiv<br />
geschaffen wurden, sind „Музыкальный момент“ (nach Musik von Schubert) und „Прелюд до-диез<br />
минор Рахманинова“. Die Bemühungen der sowjetischen Forscher auf diesem Gebiet blieben<br />
weitgehend unbekannt, was zum einen damit zusammenhängt, dass die Filme mit der Etablierung<br />
des Sozialistischen Realismus nicht mehr gezeigt wurden bzw. als Beispiel <strong>für</strong> ein falsches<br />
Kunstverständnis hingestellt wurden (vgl. hierzu z.B. Ginsburg 1955, S. 399), zum anderen die<br />
Gruppe während der Zeit ihres Bestehens nicht international publizierte. „Нельзя не жалеть о том,<br />
что до сих пор не появилось на иностранных языках изложения теории и практики советских<br />
изобретатели, что их работы не закреплены патентом в международном обращений.“<br />
(Boguslovskij 1955, p.286)<br />
31 Otto Alder, „The Spirit of Genius“, Tag/Traum-Filmproduktion, Deutschland 1998.<br />
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