Untitled - Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe

William Moritz lenkt den Blick dagegen eher auf die unterschwelligen
Widerstandsmomente in den Filmen. „Norstein […] constructs his film[s] in a
complex, non-linear story that conceals the implications of his images from the blunt
eye of the censor.“ 70
Für Norshtejn selbst steht aber immer eine selbstreflexive Perspektive im
Mittelpunkt seines Schaffens: „What kind of viewer do I have in mind in my work?
As paradoxical as it may seem, I have myself in mind.“ 71 Daß Norshtejn mit einer
solchen autor-zentrierten Arbeitsweise nur auf wenig Verständnis beim Studio stieß,
brachte seine Projekte immer wieder an den Rand des Scheiterns. „Es war Lev
Atamanov, der ‚Skazka skazok‘ rettete. Er überredete den Künstlerischen Beirat,
dessen Vorsitzender er zu der Zeit war, dazu, mir die zwei Monate, die ich noch zur
Fertigstellung des Films benötigte, zuzugestehen. Ohne seine Fürsprache und seine
Überzeugung, daß mit diesem Film etwas grundlegend Neues im Trickfilm
geschaffen worden war, gäbe es den Film so heute nicht.“ 72 Bei seiner folgenden
Produktion hatte er dieses Glück allerdings nicht, und „Шинель“ („Der Mantel“,
Abb. 99 – 100), begonnen 1982 nach der gleichnamigen Novelle von Gogol, konnte
bis heute noch nicht abgeschlossen werden.
Vielleicht haben aber auch gerade diese Widrigkeiten dazu beigetragen, die
künstlerische Handschrift Norshtejns so zu konzentrieren. Denn auch in jenen
Filmen, in denen Norshtejn nur Teile animierte, ist seine Handschrift klar zu
unterscheiden, wie Aleksej Orlov feststellt: „Глаза цапли, журавля и в меньшей
степени ёжика (вследствие уменьшения их размеров) являются
характернейшими элементам художественного подчерка Франчески Ярбусовой
и Юрия Норштейна. Именно по глазам рисованных персонажей можно,
например, легко определить те эпизоды в фильмах А. Хржановского о
70 William Moritz, „Narrative stategies for resistance and protest in Eastern European Animation,“
in: Jayne Pilling (Ed.), A Reader in Animation Studies, London et al.: John Libbey, 1997, p. 43.
71 Cit. sec. Mieczylaw Walasek, „Just art: l’art tout court,“ Animafilm №5, Warsaw 1980, p. 42.
72 Jurij Norshtejn, persönliches Gespräch mit dem Autor, Oktober 2003
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