Untitled - Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
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Ahnengalerie<br />
Das Studio Sojuzmul’tfil’m von 1960 bis 1990<br />
Глубоко убежден, что любой мультипликационный фильм —<br />
это поэзия в большой литературе кинематографа.<br />
У нас с поэтами общий строительный материал —<br />
лаконизм, точность замысла, гипербола, метафора, ритм.<br />
Вадим Курчевский 43<br />
Auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 hielt Nikita Khrushhev eine Rede, die das<br />
politische Klima in der Sowjetunion grundlegend verändern sollte. Sein Vortrag „О<br />
культе личности и его последствиях“ („Über den Personenkult und seine Folgen“)<br />
zählte erbarmungslos alle die Mißbräuche und Verfehlungen auf, die die<br />
Konzentration der Macht in Stalins Händen mit sich gebracht hatte. Diese Liste<br />
brachte das bereits lange schwelende Unbehagen mit der Situation im Land seit dem<br />
Krieg zum Vorschein 44 . „В целом, послевоенная идейно-политическая обстановка<br />
не была вполне благоприятной. Распространение получили догматизм и<br />
цитатничество. Критерием истины становились высказывание<br />
руководителей.“ 45 Dementsprechend folgte eine Periode des Tauwetters<br />
(„оттепель“), die dem mit dem Erstickungstod ringenden sowjetischen Kulturleben<br />
einen ordentlichen Schub Frischluft verschaffte. „На смену тоталитарной<br />
43 Вадим Владимирович Курчевский, Изобразительное решение мультипликационного<br />
фильма. О природе гротеска и метафоры, Москва: ВГИК, p. 4.<br />
44 Die Veränderungen in der politischen Situation der Sowjetunion spiegeln sich augenscheinlich<br />
auch im Archiv der Diplomarbeiten am VGIK wieder. Das Archiv beinhaltet die Abschlußarbeiten der<br />
Filmwissenschaftlichen Fakultät seit 1951. Während diese frühen Arbeiten wie erwartet mit dem<br />
Pathos der Stalinzeit daherkommen (etwa L. Zhigapovas Arbeit „Die Rolle Josef Stalins in unseren<br />
Filmen über den Großen Vaterländischen Krieg“ von 1953), lockern die Themen während des<br />
„Tauwetters“ merklich auf und wenden sich Fragen zu, die von tatsächlichem Interesse sein können<br />
(z.B. B. Anishevs „Animation als Mittel der Welterkenntnis“ von 1972). Unter Brezhnev friert die<br />
Krushhev’sche Offenheit wieder ein, was auch die Diplomthemen zeigen (I. Prijanovskij: „Die Rolle<br />
von Arbeitern und Bauern im Sowjetischen Dokumentarfilm“, 1976), und mit der Perestroika können<br />
zum ersten Mal auch Themen behandelt werden, über die zu schreiben bis dahin unmöglich gewesen<br />
wäre (A. Korsovatov: „Das gemalte Bild in den Filmen Andrej Tarkovskijs“, 1989). So wird das<br />
Studienfeld zum Spiegel der Geschichte des Landes.<br />
45 В.А Глуздов et al., Культурология, Москва: Высшая школа, 2003, p. 129.<br />
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