Storys aus dem Deutschen Alltag 1989 - 2008 - Storyal
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Demokratie ist auch Utopie<br />
das Präsidentenamt über eine Milliarde Dollar (!) in<br />
ihre ‚Wahl‘ investieren?<br />
Zunehmend ist (besonders in den USA) von den<br />
‚<strong>dem</strong>okratischen Werten‘ die Rede. In einem interessanten<br />
Feature weist Rudolf Burger (im Deutschlandfunk)<br />
darauf hin, dass es ‚... keine <strong>dem</strong>okratischen<br />
Werte gibt. Es gibt <strong>dem</strong>okratische Strukturen und<br />
Verfahrensweisen, aber es gibt keine ethische Norm,<br />
die unablöslich mit Demokratie verbunden wäre.<br />
Es liegt ganz im Gegenteil im dynamischen Wesen<br />
der Demokratie, dass sie alle Werte zur Disposition<br />
stellt; sie selbst ist moralisch leer.‘ Das ist keine<br />
Wortklauberei, sondern eine Tatsache. Demokratie<br />
ist ein Verfahren. Die Bundesrepublik und die USA<br />
beispielsweise verkörperte ganz unterschiedliche<br />
Werte, obwohl beide <strong>dem</strong>okratisch verfasst sind.<br />
Was ist die Alternative zur (nicht funktionierenden)<br />
Demokratie? Es hat König- und Kaiserreiche gegeben,<br />
Dynastien und ungezählte Diktaturen. Unzweifelhaft<br />
konnten wir in den Demokratien der letzten<br />
50 Jahre das grösste Mass von Freiheit geniessen, das<br />
Menschen je hatten. Aber das lag nicht an der Demokratie,<br />
sondern am Wohlstand durch Technik. Ich<br />
kenne nur eine wirkliche Alternative: Die Diktatur<br />
eines ‚weisen Fürsten‘, das Ideal altmesopotamischer<br />
Herrscher. Aber in den wenigsten Fällen gelingt es<br />
weisen Fürsten, gegen die gewalttätigen ihrer Zunft<br />
an die Macht zu kommen. Spätestens nach 20 Jahren<br />
an der Macht, ist der ehemals weise, bodenständige<br />
Fürst der Realität weit entrückt. Die Speichellecker<br />
seiner Umgebung haben ihn geistig korrumpiert.<br />
Neben grossen Vorteilen besitzt die Demokratie erhebliche<br />
Schwächen und Nachteile. Die Älteren von<br />
uns haben schon deutlich schlimmere Zeiten erlebt.<br />
Gerade deshalb sind auch in der Demokratie Vorsicht<br />
und Argwohn immer angesagt.<br />
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