Storys aus dem Deutschen Alltag 1989 - 2008 - Storyal
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Es geht bergab<br />
Im Juli 2004 beträgt die Arbeitslosigkeit in Deutschland<br />
10,5 Prozent. Das hört sich nicht sehr dramatisch<br />
an. Zur gleichen Zeit aber beträgt die Arbeitslosigkeit<br />
in Sachsen-Anhalt 20,7 Prozent. Durchschnitt<br />
für die ostdeutschen Länder: 18,5 Prozent. Und das<br />
sind nur die offiziellen Zahlen. In Wirklichkeit sind<br />
heute mindestens 30 Prozent der arbeitsfähigen und<br />
arbeitswilligen Bevölkerung im Osten Deutschlands<br />
arbeitslos!<br />
Warum geht es bergab? Die Statistik ist eindeutig:<br />
Deutschland verliert seit 1980 kontinuierlich Arbeitsplätze<br />
und in der Folge Steuereinnahmen. Ein<br />
armer Staat kann kein sozialer Staat mehr sein. Die<br />
Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich. Immer<br />
mehr Geld konzentriert sich bei immer weniger<br />
Menschen. Genau so eindeutig ist, dass die Gewinne<br />
grosser Unternehmen steigen. Die Gewinne werden<br />
aber nicht mehr in Deutschland, sondern im Ausland<br />
erwirtschaftet, oft durch Spekulation und nicht<br />
durch konventionelle Wertschöpfung.<br />
Die Globalisierung ist Ursache für beide Entwicklungen.<br />
Globalisierung heisst: Die Produktion (und<br />
damit die Arbeit) wird dorthin verlagert, wo sie am<br />
billigsten ist. Globale Kommunikation (Telefon, TV,<br />
Internet) und global operierende Logistik (LKW,<br />
Schiffe, Flugzeuge, Pipelines) machen es möglich.<br />
Ein Grundprinzip der Globalisierung ist besonders<br />
verheerend: Die Arbeit ist dort am billigsten, wo die<br />
Armut am grössten ist. Dort ist aber gleichzeitig<br />
auch die Motivation der Menschen am höchsten. Es<br />
gilt aber auch die Umkehrung! Wer nichts hat und<br />
hungert, will nur überleben. Einem einzigen Ziel<br />
wird alles untergeordnet: R<strong>aus</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Elend! Der<br />
Arme ackert hoch motiviert 20 Stunden täglich und<br />
sieben Tage in der Woche, wenn er eine Perspektive<br />
sieht. Er fragt nicht nach den Arbeitsbedingungen,<br />
<strong>dem</strong> Arbeitsschutz und den Ladenschlusszeiten.<br />
Menschenrechte, Umweltschutz, Gesetze ... nichts<br />
zählt, alles ist erlaubt, was den Hunger stillt und die<br />
Familie über Wasser hält. Unter solchen Umständen<br />
entstehen ganz andere Arbeitsleistungen, Unternehmungen<br />
und Innovationen, als an einem deutschen<br />
Arbeitsplatz: 37,4 Wochenstunden, eingebettet in<br />
ein unüberschaubares Gewirr von Gesetzen, Vorschriften<br />
und Normen. Die Einhaltung der P<strong>aus</strong>enzeiten<br />
wird eifersüchtig von den Gewerkschaften<br />
überwacht.<br />
Wohlstand macht satt und träge. Hohe Motivation<br />
und grosse soziale Sicherheit/Wohlstand schliessen<br />
sich <strong>aus</strong>. Arbeitnehmer und Unternehmer <strong>aus</strong><br />
Wohlstandsländern haben keine Chance gegen ihre<br />
Kollegen <strong>aus</strong> der dritten Welt. Asiaten sind ihnen in<br />
der Motivation hoffnungslos überlegen. Nur das ungleich<br />
höhere Eigenkapital und das bessere Know<br />
How lässt westliche Unternehmer in Südostasien<br />
(noch) nicht untergehen.<br />
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