Storys aus dem Deutschen Alltag 1989 - 2008 - Storyal
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August 2004<br />
Es geht bergab - Aber wo geht es hin?<br />
Nach der neuesten Umfrage des Forsa-Instituts<br />
(STERN 38/2004) wünschen sich viele Bundesbürger<br />
in Ost und West die Mauer zurück. Dabei<br />
ist besonders aufschlussreich, dass sich jeder vierte<br />
Bundesbürger West nach der Mauer zurücksehnt:<br />
Wohnungen, bittere Armut, Hunger, täglich Stromsperre.<br />
Niemand dachte an Fernseher und Auto.<br />
Trotz<strong>dem</strong> war 1950 die Stimmung in Deutschland<br />
deutlich besser, als heute. Paradox?<br />
Es geht uns nicht schlecht, aber jeder fühlt, es geht<br />
bergab. Das ist die gegenwärtige Stimmungslage in<br />
Deutschland. Die Ursachen dafür sind in den neuen<br />
Ländern völlig andere, als in der alten Bundesrepublik.<br />
Dort ging es seit 1950 kontinuierlich aufwärts.<br />
Es gab Arbeitsplätze, man konnte Geld verdienen,<br />
der persönliche Wohlstand und der Wohlstand der<br />
Die Gründe sind offensichtlich: Eingemauert in<br />
ihrem ‚sozialistischen Vaterland‘ waren den Wessis<br />
ihre ‚Brüder und Schwestern‘ zwar lieb, aber nicht so<br />
teuer, wie heute! Sonntagsreden kosten nichts und<br />
verschaffen ein gutes Gewissen. Ausser<strong>dem</strong> konnte<br />
man die Weihnachtspakete von der Steuer absetzen.<br />
Das war alles sehr bequem - leider ist es vorbei. Jetzt<br />
sind die Westdeutschen direkt mit den massiven Folgen<br />
der Nachkriegszeit und der Wende von <strong>1989</strong> im<br />
Osten Deutschlands konfrontiert. Das nervt.<br />
Bei allem Lamento aber ist nicht zu übersehen: Wir<br />
jammern auf hohem und höchstem Niveau. Die<br />
schlechte Stimmung in Deutschland resultiert nicht<br />
<strong>aus</strong> Armut, Hunger und Wohnungsnot. Wir leben in<br />
einem Wohlstand, von <strong>dem</strong> die meisten Menschen<br />
dieser Erde nur träumen: Die ferngeheizte Wohnung,<br />
die Waschmaschine, der gefüllte Kühlschrank,<br />
der Fernseher und das Auto sind genau so selbstverständlich,<br />
wie zweimal Urlaub pro Jahr. 1950 war der<br />
Krieg gerade vorbei. Deutschland lag in Schutt und<br />
Asche, Millionen von Flüchtlingen, <strong>aus</strong>gebombte<br />
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