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Storys aus dem Deutschen Alltag 1989 - 2008 - Storyal

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Die Irrtümer der Marxisten<br />

Hauptproblem wurde mit der theoretischen Konstruktion<br />

des kommunistischen Gesellschaftssystems<br />

gelöst, nun brauchen wir ‚nur‘ noch ‚unsere<br />

Menschen‘ an das System anzupassen. Borniertes,<br />

marxistisches Denken.<br />

Für Marxisten sind alle Menschen von untergeordneter<br />

Bedeutung, die nicht direkt in die materielle<br />

Produktion eingebunden sind. Alleine die (Hand-<br />

) Arbeiter sind entscheidend, denn sie bilden die<br />

‚führenden Klasse‘ und steuern über die ‚Partei der<br />

Arbeiterklasse‘ die Entwicklung der Gesellschaft.<br />

Schon Geistesarbeiter (Intelligenz) passen nicht ins<br />

System, aber man braucht sie, denn ohne sie funktioniert<br />

leider keine Produktion. Der bereits global<br />

sichtbare Umbau der Arbeitswelt unter <strong>dem</strong> Einfluss<br />

neuer Informationstechnologien hatte keinen<br />

Einfluss auf den philosophischen Überbau sozialistischer<br />

Staaten. Individualität, Gedankenfreiheit und<br />

Unternehmungsgeist waren im Sozialismus nicht<br />

gefragt, sie wurden als ‚Überreste einer überholten<br />

Gesellschaft‘ angesehen.<br />

Aber ‚reale‘ Menschen leben nicht, um zu arbeiten.<br />

Sie arbeiten, notgedrungen, um zu leben. Seit es<br />

Menschen gibt, ist ihr Gattungswesen die Gier nach<br />

Eigentum und Macht. Eigentum ist Macht und<br />

Macht war immer schon die beste Gewähr für das<br />

Überleben der eigenen Gene. Menschen sind keine<br />

kollektiven Ameisen sondern subjektive, höchst<br />

unterschiedliche Individuen. Wesentlich mehr als<br />

Klassenkampf und Ideologie interessiert sie der tatsächliche<br />

Lebensstandard (Das Sein bestimmt das<br />

Bewusstsein!). Sie wollen ihren eigenen Verstand<br />

benutzen und nicht die Befehle einer angeblich unfehlbaren<br />

Partei <strong>aus</strong>führen. Ihr Verhalten ist weitestgehend<br />

genetisch und durch frühe Prägungen festgelegt<br />

und durch Erziehung und Gewalt höchstens<br />

temporär zu verändern. Vor allen Dingen sind die<br />

heutigen Menschen nicht selbstlos genug. Für keine<br />

der vielen, schönen Utopien.<br />

Mit ihrem Glauben an die Machbarkeit des ‚neuen<br />

Menschen‘ haben die Marxisten ein Gesellschaftssystem<br />

für eine nicht existierende Sorte von Menschen<br />

aufgebaut. Auf den Umkehrschluss kamen sie nicht:<br />

Das Gesellschaftssystem so zu verändern, dass es<br />

mit den tatsächlich vorhandenen Menschen optimal<br />

funktioniert. Das genau ist die grösste Stärke des<br />

Kapitalismus. Ein fataler, marxistischer Irrtum mit<br />

Todesfolge.<br />

Die Inbetriebsetzung des Sozialismus<br />

Marx hat den Zustand des Kapitalismus um 1850<br />

sauber analysiert (Das Kapital, 1867) und als Zustand<br />

A beschrieben. Gemeinsam mit Engels hat<br />

er die entscheidenden Schwachstellen des kapitalistischen<br />

Gesellschaftssystems seiner Zeit erkannt<br />

und den Sozialismus/Kommunismus als das System<br />

mit <strong>dem</strong> Zustand B beschrieben, das diese Schwachstellen<br />

überwindet. Die Überführung des Zustands<br />

A in den Zustand B wird als Inbetriebsetzung des<br />

Zustands B bezeichnet, als Umwandlung, Konversion<br />

oder Transformation. In der Natur und Technik<br />

finden ständig solche Übergangsprozesse statt, denn<br />

ohne sie ist der neue Zustand B nicht zu erreichen.<br />

Marx hat den Zustand A exakt beschrieben, den Zustand<br />

B im Vergleich dazu aber nur sehr vage. Zum<br />

Problem der Inbetriebsetzung hat er mit Engels aber<br />

nicht viel mehr gesagt, als im Kommunistischen Manifest<br />

(1848) steht. Marx hat auf die ‚proletarische<br />

Revolution‘ gesetzt, die nie stattgefunden hat. Die<br />

Inbetriebsetzung des Sozialismus hat er sträflich<br />

unterschätzt. Ein entscheidender, methodischer Irrtum.<br />

Marx hat auf den ‚gesetzmässigen‘ Übergang<br />

vom Kapitalismus zum Sozialismus und Kommunismus<br />

gehofft. Leider ist der aber nur eine Fiktion, ein<br />

frommes Glaubensbekenntnis.<br />

Damit aber werden auch die Marx‘schen Zustandsbeschreibungen<br />

von A und B wertlos. Wenn nicht<br />

geklärt ist, wie der Sozialismus in Betrieb gesetzt<br />

werden kann, braucht man über ihn auch nicht nachzudenken.<br />

Der Sozialismus ist nicht erreichbar, eine<br />

Utopie.<br />

Welche fundamentale Bedeutung das Inbetriebsetzungsproblem<br />

besitzt ist daran zu erkennen, dass<br />

das neue System von Anfang an in Konkurrenz mit<br />

<strong>dem</strong> alten System funktionieren muss. Es muss von<br />

Beginn an besser und effektiver als das alte System<br />

sein, sonst machen die Massen nicht mit, weil sie im<br />

neuen System nicht den eigenen Vorteil erkennen.<br />

Die ‚proletarische Revolution‘ findet nicht statt. Genau<br />

dieser Fall ist in den ersten Jahren der jungen<br />

Sowjetunion und in den Anfangsjahren der DDR<br />

eingetreten (Beispiel: Kollektivierung der Landwirtschaft).<br />

Das Problem wurde ganz einfach gelöst: Die<br />

Revolution wurde durch zentralisierte Gewalt ersetzt.<br />

Sabang, 28. März 2006<br />

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