Pirat Sockenfuß Kapitel 1-12

durchsuchte Tim die Schubladen des alten Schranks. Dabei schenkte
er eigentlich interessanten Dingen wie einem Physik-
Experimentierkasten mit dem Namen seines Vaters keine Beachtung.
Das Einzige, was ihn jetzt interessierte, war das Fotoalbum von Opa
Jakob. In der untersten Schublade, zwischen Babybildern seiner
Mutter und alten Matheheften seines Vaters, fand er endlich das
Objekt seiner Begierde. Es war ein dickes, schweres Album, das
einst abschließbar gewesen sein musste, dessen Schloss aber wohl
mal aufgebrochen worden war. Bestimmt hatte er den Schlüssel nicht
mehr gefunden, dachte sich Tim.
Er setzte sich auf den Boden und begann zu blättern. Erst ließ er
nur die Seiten von hinten nach vorne durch die Finger gleiten, wobei
er auf der letzten Seite die Jahreszahl 1978 und auf der ersten eine
Bildunterschrift „1949 – 14. Geburtstag“ fand. Er sah auf einem
Schwarzweiß-Bild einen Jungen, der stolz ein klapprig aussehendes
Fahrrad präsentierte, das er zum Geburtstag bekommen haben
musste. Auf den folgenden Seiten sah er den Jungen auf Ruinen von
Häusern stehen, die wohl im Krieg den Bomben zum Opfer gefallen
waren. „1953 – Zeltlager am Meer“ – die darauf folgenden Seiten
zeigten einen fröhlichen jungen Mann, meist umringt von lachenden
jungen Frauen. Auf einem Bild war er mit fünf von ihnen in einem
Zelt gelegen. Auf einem anderen saßen sie an einem Tisch, auf dem
viele leere Flaschen standen, und auf einem weiteren tanzte er mit
einer der jungen Frauen. Diese junge Frau, so stellte Tim fest, saß
auch auf den anderen Bildern immer neben ihm. Nach genauerem
Hinschauen erkannte er in ihr die Frau, die er von Opas altem
Hochzeitsfoto kannte – seine Oma. Er spürte ein Gefühl der
Traurigkeit über sich kommen. Wie gerne hätte er auch sie
kennengelernt. Doch als er geboren wurde, da war sie schon lange
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