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72 dpi - p.machinery

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Um Bestandskataloge*, Luftpiraten** und andere feine Sachen<br />

realisieren zu können, braucht man Drucker – logo.<br />

Nun, ich hatte bereits drei von diesen Dingern rumzustehen,<br />

einen feinen kleinen Tintenstrahler von Canon, dazu den<br />

großen Bruder in A3, sowie einen lausigen alten, schon völlig<br />

heruntergekommenen HP-Laser-Drucker, der die Seiten<br />

schief reinzog, Eselsohren ins Papier knickte und alle naselang<br />

an Verstopfung litt. Klar, dass unter diesen Umständen<br />

Canon bei mir die Nase vorn hatte. Auf keinen Fall wollte ich<br />

einen HP. HP erinnerte mich außerdem an HB und an meine<br />

Raucherzeiten: »Siehst du die Gräber dort am See? Das sind<br />

die Raucher von HB. Siehst du die Gräber dort bei Danzig?<br />

Das sind die Raucher von Ernte 23.« Und so weiter. Und aus<br />

solchen und anderen vernünftigen Überlegungen heraus bestellte<br />

ich mir einen Canon-Lasershot.<br />

Aus heutiger Sicht kann ich Leuten mit ähnlichen Intentionen<br />

nur raten: Finger weg – Katastrophe pur. Denn man<br />

kann mit dem Canon-Lasershot zwar alles Mögliche drucken,<br />

aber keine Hefte.<br />

Als Erstes wird man lauthals zum Erwerb des verdammten<br />

Dingens beglückwünscht, und dann geht’s gleich erstmal in<br />

die Vollen: Installieren lässt sich der Drucker nur in Englisch.<br />

Ich kann zwar Englisch, aber so viel nun auch wieder nicht.<br />

Zwar gibt es ein (virtuelles) deutsches Handbuch, aber das<br />

muss man dann immer extra auf’m Schirm rumzuliegen<br />

haben.<br />

Der Drucker druckt nicht<br />

UND ANDERE KALAMITÄTEN<br />

Marianne Ehrig<br />

Nun denn – endlich war er installiert, und es ging ans Drucken:<br />

Duplex. Das kann er – nur darum habe ich ihn bestellt.<br />

Aber: Duplex kann er nur in dem Sinne, dass er Blätter auf<br />

beiden Seiten bedruckt. Broschüren-Druck (4 Seiten auf ein<br />

Blatt, entsprechend sortiert, sodass man sie zu einem Heft zusammenfalten<br />

kann) kann er nicht. Und auch sonst hat er so<br />

seine kleinen Eigenheiten: Vorgegebene Seitenzahlen lässt er z.<br />

B. links liegen und druckt nur nach seiner eigenen Zählung.<br />

Wenn man trotzdem (noch nichts ahnend) auf der Duplex-<br />

Booklet-Sache besteht und von ihm verlangt, dass er zwei A5-<br />

Seiten auf ein A4-Blatt drucken soll, kriegt er das prompt in<br />

den falschen Hals und verlangt, dass man ihm ein A5-Blatt in<br />

seinen manuellen Papierschacht stopfen soll. Mit dieser völlig<br />

unsinnigen Forderung tritt er erstmal in Totalstreik.<br />

Irgendwann, nach vielen Fehlversuchen, kam mir die Idee<br />

»Laß doch dem Kind die Banane«. Ich geb ihm also ein A5<br />

Blatt, er frisst’s mit affenartiger Geschwindigkeit, und als er<br />

es wieder ausspuckt, hat er doch prompt in winzigkleinem<br />

Mäuse-Format die zwei Seiten auf das A5-Blatt gedruckt.<br />

Während ich noch voller Verblüffung auf dieses Meisterwerk<br />

starre (»Sie werden begeistert sein von dem kristallklaren<br />

Schriftbild«), hat das Aas seine Streikphase unvermittelt beendet<br />

und macht sich mit Bärenhunger über das A4-Papier<br />

im anderen Eingabeschacht her. Auf den Stopp- und Abbruch<br />

-Schalter kannst du drücken, bis du schwarz wirst: Das Biest<br />

nudelt die gesamten, durch seinen Streik und die damit ver-<br />

bundenen Fehlversuche verursachten Druck-Aufträge runter,<br />

ob du willst oder nicht. Verschwendet Papier, verschwendet<br />

Toner und ist einfach nicht zu stoppen.<br />

Der Tragödie zweiter Teil: der Versuch einer Kontakt-Aufnahme<br />

zur Firma Canon zwecks Beratung und möglicher<br />

Katastrophenhilfe: Denkste, Puppe!<br />

Mails werden prompt beantwortet – allerdings nur von irgendeinem<br />

Computer, der nicht die leiseste Ahnung hat, was<br />

du von ihm willst. Egal, von welcher Seite her du es versuchst:<br />

du kriegst immer nur den Hinweis, dass man bei dieser<br />

Adresse für deine Probleme nicht zuständig ist: »Wenden<br />

Sie sich an www.canon-support-europe.com« – und da<br />

kommst du natürlich gerade her.<br />

Aber es gibt ja noch eine Telefon-Nummer. Die gehört zu<br />

einem Callcenter, einem indischen. Während du wartest (bei<br />

Musik in einer Ton-Qualität, die selbst einen hauptberuflichen<br />

Masochisten in den Wahnsinn treiben könnte), erteilt<br />

dir eine DRÖÖHHNN-Stimme nach jedem zehnten Takt den<br />

Rat, du mögest dich doch besser an das bereits sattsam bekannte<br />

www.canon-support-europe.com wenden. Spätestens<br />

nach einer Viertelstunde kriegen deine Trommelfelle den<br />

großen Durchhänger, dein Tinnitus tanzt Samba und du<br />

musst eine Pause einlegen, weil dir sonst die Ohren abfallen.<br />

Beim dritten Versuch (von fünfen) hatte ich Glück: es<br />

meldete sich tatsächlich ein Inder.<br />

Die Inder sind nette Leute und von Computern verstehen<br />

sie sicher viel. Der Erste gab mir lauter gute Hinweise. Die<br />

funktionierten alle nicht. Der Zweite nahm’s zur Kenntnis<br />

und bemühte sich um bessere Hinweise, indem er mich eine<br />

Weile warten ließ, während er allerlei Erkundigungen einzog.<br />

Diese besseren Hinweise funktionierten ebenfalls nicht.<br />

Der Dritte ließ sich meine Telefon-Nummer geben und versprach,<br />

es würde mich jemand anrufen (hatten Nr. 1 und 2<br />

No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 101

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