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Stattdessen stellt er seine streitbaren Protagonisten in den<br />

Mittelpunkt und lässt sie haarklein Details ausdiskutieren.<br />

Im weiteren Verlauf gibt er der Geschichte den Todesstoß, indem<br />

er seinen Protagonisten offenbart, dass alle Paralleluniversen<br />

nichts weiter als Geschichten des existierenden Universums<br />

sind und dass Jack Burroughs und seine Gefährten<br />

auch nichts weiter sind als eine Geschichte eines fremden<br />

Universums. Nach einem wohl unvermeidlichen Besuch im<br />

Lande Oz (gähn) und anderen typischen Geschichten der<br />

amerikanischen Literatur feiert sich der Autor selbst und das<br />

Ganze gipfelt darin, dass man auf Lazarus Long und seine<br />

beiden Zwillinge trifft. Es kommt unvermeidlich zu den üblichen<br />

sexuellen Exzessen und alle zusammen beschließen,<br />

Lazarus’ Mutter Maureen aus dem 20. Jahrhundert zu retten.<br />

Diesen Teil kann man auch fast als neues Ende des Romans<br />

»Das Leben des Lazarus Long« werten und als einen der wenigen<br />

Höhepunkte des Romans bezeichnen. Dann jedoch<br />

setzt Heinlein dem Ganzen die Krone auf und lässt die Handlung<br />

in einem wahrhaft unsinnigen Höhepunkt enden, in<br />

dem sich die verschiedensten Protagonisten aus der Literatur<br />

auf einer großen Convention treffen. Aha.<br />

Fazit: Nie wäre ein Editor wertvoller gewesen, doch wie gesagt:<br />

Wer schreibt einem Bestsellerautor schon vor, was und<br />

wie er zu schreiben hat, zumal die Käufer das Buch ohnehin<br />

kaufen und absolut kritiklos diesen vermurksten Roman in<br />

die Bestsellerlisten katapultieren. Man muss sagen, dass dies<br />

wahrscheinlich der schlechteste Roman von Robert A. Heinlein<br />

ist. Warum der Bastei Verlag dieses Werk unbedingt wieder<br />

auflegen musste, entzieht sich meiner Kenntnis. Das<br />

Buch ist kein totaler Ausfall, es hat hier und da seine Momente,<br />

aber diese sind viel, viel zu selten und wirken wie Oasen<br />

in einer Wüste der Belanglosigkeiten.<br />

4 von 10 Punkten.<br />

FREITAG<br />

Originaltitel: Friday (1982)<br />

Übersetzer: Thomas Schlück<br />

Bastei Lübbe, ISBN 3-404-24275-0<br />

Friday Jones alias Marjorie Baldwin ist Kurierin einer Geheimorganisation,<br />

über die sie eigentlich nicht viel weiß.<br />

Doch sie mag ihren Job und ihren Chef, den sie auch nur unter<br />

den Namen »Chef« kennengelernt hat. Die Tatsache, dass<br />

es manchmal hart zugehen kann, sie um ihr Leben fürchten<br />

oder anderen das Leben nehmen muss, kann sie nicht davon<br />

abbringen. Doch sie ist besser für den Job geeignet als kaum<br />

ein anderer Mensch, denn sie ist ein KP, eine künstliche Person.<br />

Ihr Leben begann im Labor, und fast alle ihre Fähigkeiten<br />

wurden verbessert.<br />

Doch trotz ihrer Fähigkeiten ist Freitag ein suchender<br />

Mensch, der Probleme hat, in der Welt zurechtzukommen.<br />

Hinzu kommt, dass KPs offen abgelehnt werden und ihnen<br />

die Menschenwürde abgesprochen wird. Ein KP gilt als Sache<br />

und nicht als Lebewesen. Dies bekommt Freitag ganz deutlich<br />

zu spüren, als sie sich ihrer synthetischen Familie offenbart.<br />

Dieser soziale Verbund mehrerer Erwachsener gleicht einer<br />

Großfamilie. Freitag wird ohne Gnade verstoßen und vertrieben.<br />

Als sie nun verzweifelt versucht, mit dieser Situation<br />

zurechtzukommen, versinkt die Welt im Chaos. Eine verdeckt<br />

operierende Organisation hat zum Sturz der Ordnung aufgerufen,<br />

und Freitag muss darauf achten, nicht in das Fadenkreuz<br />

der Revolution zu geraten.<br />

Heinleins Spätwerk war wohl einer der letzten großen Bestseller<br />

der SF. Der Verlag bot Heinlein eine Million Dollar für diesen<br />

Roman, und das Investment zahlte sich aus. Der Roman<br />

an sich war damals wohl zeitgemäß und durchaus innovativ,<br />

denn viele starke Frauen gab es in der SF damals noch nicht,<br />

und anders als in der heutigen Zeit, in der die Lara Crofts die<br />

Herzen der Teenager höher schlagen lassen, war Friday Jones<br />

ein ganz neuer Typus von Heroine: Stark und dennoch<br />

schwach, kontrolliert und dann wieder außer Kontrolle. Eine<br />

Figur voller Gegensätze und doch in sich stimmig. Leider ist<br />

der Roman gealtert und bietet für den Leser des 21. Jahrhunderts<br />

wenig Freude. Freitag, die zentrale Figur des Romans,<br />

wirkt wie ein überstilisiertes Klischee, wie eine überzogene<br />

Mischung aus Lara Croft und Madonna. Hinzu kommt, dass<br />

No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 137

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