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Waldo<br />
Waldo ist ein genialer Geist in einem schwachen Körper. Da<br />
sein Muskelwachstum sehr schwach war, zieht er es heute<br />
vor, auf einer Orbitalstation zu leben. Für teures Geld nimmt<br />
er Aufträge an, um seinen sehr teuren Lebensstil im Orbit zu<br />
finanzieren. Waldo macht die gesamte Menschheit für seine<br />
Situation verantwortlich, und so ist es nur logisch, dass ihm<br />
die vielen Milliarden Menschen auf der Erde herzlich egal<br />
sind. Dies ändert sich, als er mit großen Problemen bei der<br />
Energieversorgung konfrontiert wird. Er muss erkennen, dass<br />
ein Zusammenbrechen der Strukturen auf der Erde auch ein<br />
Ende der Versorgung seiner Raumstation bedeuten würde.<br />
Obwohl er weit weg vom Geschehen ist, würde ihn ein solches<br />
Ereignis auch treffen. Das Problem jedoch stellt sich als<br />
höchst schwierig heraus und Waldo muss ganz neue Wege<br />
gehen – fernab jeglicher herkömmlichen Wissenschaft.<br />
Die Geschichte ist recht flüssig und unterhaltsam geschrieben.<br />
Die Beschreibungen von Waldos Orbitalstation waren<br />
für das Genre wegweisend. So erzählt Autor Robert A.<br />
Heinlein von Hunden, die in Schwerelosigkeit aufgewachsen<br />
sind, ja sogar von einem Vogel, der in Schwerelosigkeit geschlüpft<br />
war und eine ganz eigene Art des Fliegens gelernt<br />
hatte. Was für eine brillante Idee. Waldo ist also ein kurzweiliger<br />
Roman mit einigen wirklich sehr tollen Ideen. 7 von 10<br />
Punkten.<br />
Magie GmbH<br />
Der Bauunternehmer Archie sieht sich mit einem Mafioso<br />
konfrontiert, der ihn ganz unverfänglich fragt, wie es denn<br />
bei ihm mit Magie aussehe und wie er sich gegen Schäden,<br />
die durch Magie entstanden sind, schütze. Er schmeißt den<br />
Mann raus, doch schon am nächsten Tag ist sein Geschäft<br />
vernichtet: durch Magie. Nun ist Magie etwas vollkommen<br />
Normales in Archies Welt. Statt Taxis gibt es Fliegende Teppiche<br />
und so manche Errungenschaft der Technik wird auf<br />
magische Weise viel besser erledigt, sodass die Erfindung nie<br />
gemacht wurde. Doch Archie weiß: Alles, was mit Magie zerstört<br />
wurde, kann auch mit Magie wieder in Ordnung gebracht<br />
werden. Zusammen mit seinem Freund Jenson sucht<br />
er eine »Weiße Hexe« auf. Bald läuft sein Geschäft wieder,<br />
aber ein Unternehmen namens Magie GmbH versucht, das<br />
Monopol über die Magie zu erlangen. Er tritt gegen den übermächtigen<br />
Feind an.<br />
Diese zweite Geschichte ist noch interessanter. Heinlein,<br />
der nur ganz selten mit dem Fantasy-Genre liebäugelte, gelang<br />
hier eine wirklich außergewöhnliche Geschichte. Annähernd<br />
fünfzig Jahre, bevor Urban-Fantasy-Romane die Buchregale<br />
der Buchhändler überschwemmten, gelang es dem Autor,<br />
auf ganzer Linie zu überzeugen und eine gelungene Urban-Fantasy-Erzählung<br />
zu verfassen. Schon alleine die Anfangsszene,<br />
in der der Häscher Schutzgeld erpressen will, ist<br />
höchst amüsant und genial, genau wie die Szene, mit der die<br />
Weiße Hexe das Haus in Ordnung bringt. Danach verfällt der<br />
Autor einem spannenden, aber nicht mehr ganz so innovativen<br />
Erzählstil. Aber gut, die Geschichte ist fast siebzig Jahre<br />
alt, das Genre Fantasy steckte noch in den Kinderschuhen. So<br />
gesehen war die Geschichte schon sehr innovativ und dass<br />
man sie auch noch heute gut lesen kann, bezeugt, wie gut sie<br />
verfasst wurde.<br />
7 von 10 Punkten.<br />
Fazit: Die beiden recht unbekannten Geschichten von Robert<br />
A. Heinlein sind durchaus lesenswert und bieten frische Ideen<br />
– auch fast siebzig Jahre nach ihrem ersten Erscheinen. Das<br />
liegt vor allem daran, dass Heinlein immer den Fokus auf seine<br />
Protagonisten und deren Welt richtete. Er schrieb nie einen<br />
Roman über eine wissenschaftliche These, sondern stets<br />
darüber, wie diese These den Menschen an sich beeinflusst.<br />
NÄCHSTE STATION: MORGEN<br />
Originaltitel: Assignment in Eternity (1955)<br />
Übersetzung: Fritz von Steinberg<br />
Heyne Verlag (19<strong>72</strong>)<br />
Dieser Band ist eine Sammlung von drei Novellen und Erzählungen,<br />
die sich alle mit den Geisteskräften beschäftigen,<br />
wenn auch in unterschiedlicher Weise.<br />
In der ersten Geschichte, »Der Nova-Effekt« (»Gulf«), wird<br />
von einem Agenten erzählt, der einen geheimen Mikrofilm<br />
übergeben soll, aber von Häschern erwischt wird. In Gefangenschaft<br />
trifft er auf einen Mitgefangenen, der ihm zur<br />
Flucht verhilft, aber in den Besitz des Films kommt. Es zeigt<br />
sich, dass der Mann über phänomenale Geisteskräfte verfügt.<br />
Der Agent steht vor der Entscheidung, sich diesem Mann anzuschließen<br />
oder weiter zu seiner Regierung zu halten.<br />
Dies ist die mit Abstand beste Geschichte dieser Sammlung<br />
und die einzige, die an die spätere Meisterschaft Heinleins im<br />
Schreiben von Kurzgeschichten herankommt. So verwundert<br />
auch nicht, dass dies auch die jüngste Geschichte der Sammlung<br />
ist.<br />
In »Anderswann« (»Elsewhen«) wird die Geschichte von drei<br />
Wissenschaftlern erzählt, die über Geisteskontrolle durch Zeit<br />
und Raum reisen. Doch bald stellt sich heraus, dass jeder von<br />
ihnen in eine andere Realität gelangte und eine Rückkehr<br />
durchaus schwierig sein kann.<br />
No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 112