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Andreas Eschbach und Klaus Frick, die Lektoren Ekkehard<br />

Redlin und Hannes Riffel. Beim Überarbeiten der Handlung,<br />

der Charaktere und der Dialoge waren mir meine Testleser<br />

behilflich: meine Frau Heidi, meine Freunde Roman Himmler<br />

und Jürgen Pichler, sowie Günter Suda, der Blut geleckt<br />

hat und seit einigen Jahren selbst Storys in Anthologien veröffentlicht.<br />

Die Gespräche mit Günter sind ziemlich fruchtbar,<br />

da wir unsere Texte gegenseitig zerlegen und in letzter<br />

Zeit immer öfters über die Erzählperspektive des Protagonisten<br />

diskutieren, die meiner Meinung nach die am schwierigsten<br />

zu bewältigende Herausforderung des Autors darstellt. Zuletzt<br />

müssen noch jene Menschen erwähnt werden, die mir<br />

bei meinen Recherchen behilflich waren, denn immer wieder<br />

komme ich dahinter, dass ein Gespräch mit einem Profi, wie<br />

beispielsweise einem Kripobeamten, einem Chirurgen, einem<br />

Physiker oder einem Feuerwehrmann mehr taugt, als eine<br />

Recherche im Internet. Diese Leute steuern unglaubliche<br />

Ideen zur Handlung bei, da sie einfach aus dem Fach kommen<br />

und die Szene kennen.<br />

Ich möchte nicht in eine Richtung geführt<br />

werden, von der ich nicht überzeugt bin<br />

Nachdem wir im ersten Teil über dich als Mensch, deine<br />

Hobbys und Kurzgeschichten gesprochen haben, möchte<br />

ich jetzt näher auf deine Romane eingehen. Der Erste,<br />

den ich von dir gelesen habe, war »Jakob Rubinstein«,<br />

der im Mai 2003 im Basilisk-Verlag erschienen ist und<br />

fünf Fantastik-Krimis des jiddischen Privatdetektivs aus<br />

den düsteren Ecken Wiens beinhaltet. Mit Jakob Rubinstein<br />

hast du einen Charakter mit Herz, Humor, Verstand<br />

und vor allem liebenswerten Marotten geschaffen, von<br />

dem man gerne mehr gelesen hätte. Ist da irgendwann<br />

eine Fortsetzung angedacht? Bestenfalls als komplexer<br />

Roman?<br />

»Jakob Rubinstein« war ja streng genommen kein Roman,<br />

sondern ein Episodenroman. Der dicke jiddische Detektiv<br />

und sein homosexueller Bekannter, der Kolumnist Nicolas<br />

Gazetti, mussten fünf mysteriös-fantastische Fälle lösen.<br />

Grundsätzlich hatte ich schon damals eine Idee für einen<br />

Roman, der damit beginnen sollte, dass Rubinsteins drei<br />

Goldfische Sammy, Davis und Junior entführt werden. Doch<br />

zu dem Roman ist es nie gekommen, da mir die Arbeit an<br />

»Der Judas-Schrein« dazwischen kam.<br />

»Der Judas-Schrein«, dein erster düster-fantastischer<br />

Roman – ich mag ihn nicht in das Genre Horror eingliedern,<br />

das würde ihm nicht gerecht – erschien dann als<br />

Hardcover im FESTA-Verlag in »H. P. Lovecrafts Bibliothek<br />

des Schreckens«. Wie kam es zu der Zusammenarbeit<br />

mit Frank Festa?<br />

Das ist eine lange Geschichte, aber ich versuche, mich<br />

kurz zu fassen: Frank Festa hat mir vor vielen Jahren das Angebot<br />

gemacht, als Herausgeber und Redakteur eines Horror-<br />

Magazins zu fungieren. Ich hatte jedoch mit der Begründung<br />

abgelehnt, dass ich lieber selbst Storys schreibe als welche<br />

herauszugeben. Im Jahr darauf kam dann das damals für<br />

mich großartige Angebot, als Co-Autor bei einer Serie mitzuschreiben.<br />

Das Konzept war gut, der Hauptautor ein erfahrener<br />

Schreiber, doch je mehr<br />

wir Story und Charaktere<br />

entwickelten, desto mehr<br />

entfernte sich die Geschichte<br />

von jenen Ideen, die ich gerne<br />

umsetzen wollte. Irgendwann<br />

kam dann der Punkt,<br />

an dem die Story nicht mehr<br />

meine war. Daher verließ ich das Boot noch während der<br />

Entwicklungsphase. Ein halbes Jahr später schlug ich Frank<br />

Festa dann die Idee zu einem eigenständigen Roman vor. Es<br />

war die Plot-Idee zu »Der Judas-Schrein«.<br />

Hattest du das Manuskript da schon fertig? Oder hast<br />

du den Roman speziell für diese Reihe geschrieben?<br />

Zunächst erstellte ich nur das fünfseitige Exposé und die<br />

Dossiers der wichtigsten Protagonisten, dann kamen die Recherchen,<br />

danach folgte der Autorenvertrag, und erst dann<br />

begann ich mit dem Schreiben. Hätte Frank zuvor gewusst,<br />

dass ich ein 450 Seiten Manuskript abliefern würde, hätte er<br />

den Vertrag wahrscheinlich rasch durch den Papiershredder<br />

gejagt.<br />

Ich oute mich da gerne, dass mir »Der Judas-Schrein«<br />

sehr gut gefallen hat. Von der Stimmung, der Atmosphäre,<br />

aber auch, wie du den lovecraftschen Plot umgesetzt<br />

hast. Besonders angesprochen hat mich dann auch das<br />

offene Ende, das Raum für eine Fortsetzung ließe. Wurden<br />

dahin gehend schon Leserstimmen laut, die eine solche<br />

fordern? Kann man damit rechnen?<br />

Ich denke, wer das Epilog-Kapitel von »Der Judas-<br />

Schrein« kennt, weiß, dass der Roman abgeschlossen ist und<br />

es keine Fortsetzung geben kann. Natürlich ist, gerade im<br />

Horror-Genre, immer eine Fortsetzung möglich, aber »Der<br />

Judas-Schrein« ist eine in sich geschlossene Story, das Ende<br />

ist zwar absichtlich ein wenig offen, aber das ist ja gerade das<br />

Schreckliche daran, weil man trotzdem genau weiß, was los<br />

ist, was mit Körner passieren wird und wer hinter den Machenschaften<br />

steckt … Trotzdem haben Frank Festa und ich<br />

vor Jahren über eine eventuelle Fortsetzung nachgedacht.<br />

Das Gespräch dauerte aber nicht lange, denn wir waren einer<br />

Meinung. Es sollte kein zweiter Aufguss erfolgen, der versucht,<br />

an den Erfolg des Romans anzuknüpfen. »Der Judas-<br />

No. 4 • Januar 2010 www.sfcd.eu • p. 13

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