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e. »Das sind Freaks, Shalyn, aber auch gute Leute. Sie können<br />

sich hier auf dieser Insel jedenfalls sehr sicher fühlen.«<br />

»Ich will weg von Terra, Sir!«, sagte ich, und meine Stimme<br />

klang gefährlich leise.<br />

Carter nickte. »Darum bin ich hier, Shalyn.« Er setzte sich<br />

zu mir an den altmodischen Mahagonitisch, der mitten im<br />

Wohnraum stand. »Ich bin seit eben Mitglied einer Art Interimsweltregierung.«<br />

»Gratuliere, Sir!«, unterbrach ich ihn. Mich interessierte<br />

nicht im Geringsten, wer diesem Rat der Not noch angehörte.<br />

»Ihre Karriere geht jedenfalls ungeachtet aller Ereignisse in<br />

den letzten Jahren weiter steil nach oben.«<br />

Er runzelte die Stirn und musterte mich nachdenklich.<br />

Ich reagierte sofort. »Es war nicht so gemeint, Sir.« Ein<br />

dünnes Lächeln zwängte sich in meine Mundwinkel. »Ich<br />

weiß ja, dass Sie hart arbeiten und dass nicht nur der persönliche<br />

Erfolg an vorderster Stelle steht.«<br />

»So ist es, Shalyn. So ist es.« Er sah mich verbissen an.<br />

»Ich hab es mir verdammt noch mal nicht leicht gemacht,<br />

seit Peet Orell verschwunden ist und ich nach all den widrigen<br />

Umständen die Werft alleine führen musste.«<br />

Ich dachte sofort an meinen Mann, Jörn, der mit Peet Orell<br />

und Arn Borul vor über einem Jahr in den unendlichen Weiten<br />

des Weltalls verschwunden war. Würde ich ihn jemals wieder<br />

sehen? Ich war mir sicher, dass er noch lebte. Sehr sicher!<br />

»Die Weltregierung hat sich zum Projekt Star Voyager entschlossen.«<br />

Mein Boss besann sich auf das Wesentliche und<br />

kam direkt auf den Punkt. »Dieses Konzept wird seit Jahren<br />

vorbereitet, nun ist der Augenblick gekommen, es umzusetzen.«<br />

»Davon habe ich noch nichts gehört, Sir.«<br />

Amos Carter wackelte mit seinem Kopf und schien nach<br />

Worten zu suchen.<br />

»Sie wollen damit sagen, dass mir so einiges noch nicht<br />

bekannt ist, Sir?«, half ich ihm weiter.<br />

Er sah mich nachdenklich an, dann nickte er. »Ihr von<br />

der TITAN seid meine zuverlässigsten und fähigsten Leute.«<br />

»Geschenkt!«<br />

»Sie allen voran«, sagte er fast gleichzeitig.<br />

Ich seufzte müde.<br />

»Inzwischen weiß niemand mehr so recht, wem man vertrauen<br />

kann«, fuhr mein Boss fort. »Darum ist Cy seit gestern<br />

in geheimer Mission im All.«<br />

Ich starrte ihn fassungslos an.<br />

»Eine Aufgabe, der nur jemand wie Cyberjohn Five gewachsen<br />

ist. Für nähere Erklärungen fehlt mir im Augenblick<br />

die Zeit.« Er starrte an mir vorbei. »Und das detaillierte<br />

Hintergrundwissen, doch genau aus diesem Grund ist Cy unterwegs.«<br />

»Das hätte ich niemals erlaubt!« Ansonsten war ich<br />

sprachlos.<br />

»Stimmt.« Amos Carter nickte. »Darum habe ich Nägel<br />

mit Köpfen gemacht, wie man so schön sagt.«<br />

Ich kannte diese alte terranische Redewendung. Und ich<br />

kannte Amos Carter – glaubte ihn zu kennen und wurde mal<br />

wieder eines Besseren belehrt.<br />

»Sie wissen sicher, was Sie tun, Chef«, seufzte ich resigniert.<br />

Dann geschah etwas, was ich bei ihm nie für möglich gehalten<br />

hätte. Er berührte meine Schulter und zog mich an<br />

sich. »Ich hoffe es, Shalyn. Ich bin in eine Situation geraten,<br />

in der es gilt, schnelle Entscheidungen zu treffen.«<br />

Ich hing schlaff an seiner Seite und schwieg.<br />

»Die Prospektoren, die Forschungsraumer SUURAN, Ihre<br />

PROMET IV und jetzt die TITAN haben eine jahrelange, hervorragende<br />

Arbeit geleistet. Nun gilt es, daraus zu schöpfen.<br />

Die Lage auf Terra ist derart desolat, dass der Wunsch der<br />

Menschheit nach neuen besiedelbaren Planeten so stark wie<br />

nie zuvor ist.«<br />

Ich entzog mich seiner halbherzigen Umarmung.<br />

»Auch für die TITAN wurde ein Ziel festgelegt. Das Sonnensystem<br />

1205, am Rande von Katai. Keine Siedlerplaneten,<br />

jedoch voll von wertvollen Rohstoffen, die für unser Forschungsprojekt<br />

Star Voyager unerlässlich sind.«<br />

Ohne zu hinterfragen ließ ich diese Aussage fürs Erste mal<br />

so stehen. »Wir fliegen also mit der TITAN in Richtung Katai?«<br />

Mein Boss nickte.<br />

»Mit Cy wird ein wichtiger Mann fehlen, Sir.«<br />

»Es wird auch ohne ihn funktionieren, Shalyn.« Er sah<br />

mich von der Seite her an. »Die TITAN hat es sogar geschafft,<br />

ohne Sie die überaus wichtige Mission nach Cadschid zu bewältigen.«<br />

Ich hatte geahnt, dass dieser Seitenhieb irgendwann kommen<br />

würde.<br />

»Außerdem habe ich für Ersatz gesorgt«, fuhr mein Boss<br />

fort. »Sebastian Blenkov wird für diese Reise Cys Stelle einnehmen.«<br />

»Was ist mit der WALLENSTEIN?«<br />

»Dieses Unglücksschiff gibt unser Sicherheitsdienst noch<br />

nicht frei. Außerdem ist ein Besatzungsmitglied, die Navigatorin<br />

Ceccyl Céraderon, ebenfalls in einer geheimen Mission<br />

unterwegs.«<br />

»Das junge Ding!«, entfuhr es mir.<br />

Carter sah mich erstaunt an. »Mit siebenundzwanzig Jahren<br />

haben Sie bereits ganz anderes geleistet, Shalyn.«<br />

Ja, ich. Schließlich war ich keine Terranerin.<br />

»Was tut sie?«, fragte ich.<br />

»Sie testet ein biokristallines Botenbewusstsein, eine Art<br />

Über-KI.«<br />

No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 79

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