72 dpi - p.machinery
72 dpi - p.machinery
72 dpi - p.machinery
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
erer Monate für die Überwachung<br />
des Schiffs zuständig,<br />
derweil der Rest der Crew im<br />
Kälteschlaf liegt. Und wie es<br />
die Regeln des Genres verlangen,<br />
geht Lauras Schicht<br />
nicht reibungslos über die<br />
Bühne – auf einmal hört sie<br />
Geräusche aus dem Frachtraum<br />
…<br />
Mehr als in jedem anderen<br />
Filmgenre geht es in der<br />
Science Fiction nicht bloß<br />
um das Erzählen eines Plots,<br />
sondern um das Entwerfen<br />
einer ganzen Welt. Was wirklich<br />
gelungene Vertreter der<br />
Gattung wie Blade Runner<br />
oder auch The Matrix auszeichnet,<br />
ist in der Regel<br />
nicht eine besonders raffinierte<br />
Handlung, sondern<br />
ein stimmungsvolles Setting,<br />
das beim Zuschauer den Eindruck einer abgeschlossenen, in<br />
sich funktionierenden Welt vermittelt. Dies macht die Science<br />
Fiction in der Produktion auch so aufwendig: Gedreht werden<br />
kann nicht an Originalschauplätzen, vielmehr muss ein<br />
ganzes Universum – von der Büroklammer bis zum ausgewachsenen<br />
Raumschiff – von Grund auf entworfen werden.<br />
Ab in den Kälteschlaf<br />
Es braucht eine gute Prise Besessenheit, um in der Schweiz ein<br />
Projekt wie Cargo durchzuziehen. Ivan Engler, die treibende<br />
Kraft hinter dem Film, ist zweifellos ein Besessener. Bereits mit<br />
seinem Abschlussfilm an der Zürcher Hochschule der Künste<br />
hatte er 2000 für Furore gesorgt: In Sachen Budget, Aufwand<br />
und Effekte hatte Nomina Domini alles bisher Dagewesene<br />
in den Schatten gestellt. Es entspricht Englers Temperament,<br />
dass er seinen ersten Spielfilm nicht bescheidener angegangen<br />
ist – ganz im Gegenteil:<br />
Cargo ist der ehrgeizige Versuch,<br />
in der Schweiz erstmals<br />
einen ausgewachsenen SF-<br />
Film zu realisieren. Alleine<br />
die epische Produktionsgeschichte,<br />
die im für Genrefans<br />
hochheiligen Jahr 2001<br />
ihren Anfang nahm, würde<br />
genug Stoff für einen eigenen<br />
Film bieten.<br />
Den Anspruch des Weltenentwurfs<br />
löst Cargo über weite<br />
Strecken ein. Die Szenen an<br />
Bord der Kassandra sind atmosphärisch<br />
gelungen und<br />
in der Beschwörung einer<br />
klaustrophobischen Stimmung<br />
überzeugend – das<br />
Vorbild Alien ist hier deutlich<br />
spürbar. Den Vergleich mit<br />
weitaus teureren Produktionen<br />
muss Cargo, sowohl was<br />
das Setdesign als auch die Bearbeitung der Tonspur betrifft,<br />
keineswegs scheuen. Wirklich sichtbar wird das niedrige<br />
Budget nur bei den wenigen actionbetonten Sequenzen:<br />
Schnelle Schnitte können hier nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass in der Schweiz schlichtweg das Knowhow für<br />
die Inszenierung einer ansehnlichen Prügelei fehlt.<br />
Bei allem Respekt für die Leistung des Filmteams reicht es<br />
doch nicht ganz zur Genreperle. Der Plot versteht es zwar<br />
durchaus geschickt, bekannte Genre-Elemente neu zu verquicken,<br />
doch vor allem im letzten Drittel holpert der Erzähl-<br />
No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 85