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Magazinen veröffentlicht). Dann jedoch wurde Heinlein zu<br />

einem der wichtigsten Autoren für das Magazin und es wurden<br />

viele Geschichten aus dem Future-History-Komplex veröffentlicht.<br />

Campbell selbst hatte diesen Begriff geprägt. Zwischen<br />

beiden entwickelte sich eine Freundschaft, die dann<br />

über der Frage zerbrach, ob man im Zweiten Weltkrieg als<br />

Soldat kämpfen solle oder nicht. Heinlein kam mit der pazifistischen<br />

Sichtweise Campbells nicht klar. Der Autor war sicher<br />

kein Kriegstreiber oder Befürworter von Kriegen, aber er<br />

sah es als Pflicht eines jeden in einem Staat an, für die Freiheit<br />

zu kämpfen.<br />

Noch interessanter aber war das Verhältnis zu der Lektorin<br />

und Herausgeberin des Scribner Verlags. Regelmäßig beschwerte<br />

sich Heinlein über die Änderungen, die an seinen<br />

Jugendbüchern vorgenommen werden sollten. Sei es nun,<br />

dass der jugendliche Held im Buch »Der rote Planet« eine<br />

Waffe tragen durfte und diese auch benutzte oder dass sich<br />

ein Mädchen in »Das Sternenbiest« von seinen Eltern scheiden<br />

ließ. Der typische Ton in den berühmten Jugendbüchern<br />

Heinleins machte die Bücher erfolgreich, weil sie sich von al-<br />

lem abhoben, was sonst auf dem Markt erhältlich war. Der<br />

Autor setzt sich über Konventionen hinweg und ganz offensichtlich<br />

provozierte er auch gerne mal. Mehrfach schrieb er<br />

seinen Agenten, dass er es als Unverschämtheit empfand, wie<br />

die Redakteurin seinen Roman verändern wollte. Heinlein<br />

war aber intelligent genug, um alle Kommunikation über<br />

ihn als außenstehende Person laufen zu lassen. Der Eklat<br />

kam so erst spät, als Heinlein – man kann es sich kaum vorstellen<br />

– »Starship Troopers« als Jugendroman verkaufen<br />

wollte. Auch wenn er sich in der Korrespondenz darüber beschwerte,<br />

dass man ihm noch nicht mal ein paar Zeilen<br />

schrieb und die Ablehnung begründete, so ist es doch ziemlich<br />

klar, dass er diesen Bruch bewusst herbeigeführt hatte.<br />

Nach zwölf Jugendromanen in zwölf Jahren war Schluss.<br />

Sehr schade, denn zumindest elf dieser Bücher waren gut, einige<br />

gelten sogar als Klassiker der Genres.<br />

Das Buch gibt also in unterhaltsamer Weise einen recht<br />

guten Einblick über die Person Robert A. Heinlein. Dabei war<br />

er kein unnahbarer Autor – die Fanpost war ihm wichtig und<br />

er gab sich lange Mühe, jeden Brief zu beantworten. Doch die<br />

Korrespondenz mit seinem Verleger belegte, dass die Fanpost<br />

immer mehr wurde und er dann nur noch Briefe mit Rückporto<br />

beantwortete (verständlich) und später sogar ganz auf<br />

die Beantwortung der Briefe verzichtete und das in die Hände<br />

seiner Frau legte, weil er sonst gar nicht mehr zum Schreiben<br />

gekommen wäre. Heinlein hat in seinem Leben zwei Häuser<br />

gebaut – ein Fakt, der mir persönlich nicht gefällt, denn er<br />

hat Jahre dafür verwendet, die er ansonsten für das Schreiben<br />

von Romanen hätte verwenden können. Heinlein konnte immer,<br />

wenn er sich auf die Arbeit konzentrierte, etwas zuwege<br />

bringen (das kam aus der Korrespondenz recht gut heraus),<br />

doch zu oft lenkten ihn andere Dinge ab. Vor allem seine vielen<br />

Krankheiten in den 70ern führten zu längeren Schreibpausen.<br />

Wie auch immer: Man lernt über mehr über die Persönlichkeit<br />

Heinleins aus diesem Buch als aus jeder Biografie.<br />

Und der Fakt, dass der Autor seine Briefe in ähnlich unterhaltsamer<br />

Weise verfasste wie seine Romane, macht dieses<br />

Buch, das einen recht trockenen Inhalt vermuten lässt, zu einer<br />

überraschend kurzweiligen Lektüre. 8 von 10 Punkten.<br />

No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 141

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