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Cargo ist mein erster Kinofilm und für Erstlingswerke gibt<br />
es eine Begrenzung der Beiträge – was auch richtig ist. Und<br />
wir bekamen überall den möglichen Maximalbetrag. Ursprünglich<br />
dachten wir, die Fördergremien würden uns auslachen.<br />
Tatsächlich war die Förderung aber nie das Problem,<br />
das war der unkomplizierteste Teil.<br />
Sie hatten mit Ralph Etter einen Co-Regisseur. Wie kam<br />
das zustande?<br />
Wie gesagt, ich wurde sechs Monate vor Drehbeginn<br />
schwer krank. Drei Monate vor Dreh musste ich einsehen,<br />
dass ich nicht garantieren kann, dass ich jeden Morgen mit<br />
voller Energie am Set stehe. So nahm ich jemanden ins Boot,<br />
der nur während des Drehs am Set war und nachher wieder<br />
ausgestiegen ist.<br />
Co-Regie ist ja eine heikle Angelegenheit und wird interessanterweise<br />
vor allem von Brüdern erfolgreich gemacht.<br />
Wie hat das bei Ihnen geklappt?<br />
Ralph Etter ist so etwas wie ein Bruder für mich. Wir haben<br />
uns persönlich sehr gut verstanden. Ich denke aber, es<br />
war für Ralph nicht einfach. Er kam zu einem Projekt, an<br />
dem ich schon seit Jahren arbeite, und musste doch eine gewisse<br />
künstlerische Identität wahren. Diese Aufgabe bedingt<br />
eine gewisse Größe. Wir hatten aber nie eine Ego-Diskussion,<br />
er hat sich immer zurückgenommen.<br />
Cargo ist der erste Schweizer Science-Fiction-Film. Ist es<br />
auch der Schweizer Film mit dem längsten Abspann?<br />
[lacht] Das weiß ich nicht. Aber es haben so viele Leute<br />
während so vieler Jahre daran gearbeitet, dass es einfach<br />
zehn Minuten Credits gegeben hat. Und ich ließ sie so schnell<br />
wie möglich laufen.<br />
Wie viele Credits haben Sie selbst im Abspann?<br />
Ungefähr 20.<br />
Das ist wahrscheinlich auch rekordwürdig?<br />
Wahrscheinlich schon, aber das hängt auch mit dem Budget<br />
zusammen. Wenn man ein dermaßen beschränktes Budget<br />
hat und das Herz des Projekts ist, dann ist es logisch, dass<br />
man in sehr vielen Departements involviert ist. Und ich hatte<br />
wohl als Einziger wirklich den Gesamtüberblick.<br />
Wie viel Knowhow gab es in der Schweiz für einen solchen<br />
Film?<br />
Es gab überall Erfahrung, aber immer im kleinen Bereich.<br />
Es wurden in der Schweiz auch schon Sets aufgestellt. Aber es<br />
hat noch niemand mit einem so kleinen Budget und so wenigen<br />
Drehtagen 20 Sets in einem Rotationssystem aufgebaut.<br />
Und noch niemand musste in der Schweiz 300 Effect-Shots<br />
herstellen. An jedem Shot haben bis zu sechs Leute gearbeitet.<br />
Wir mussten ein eigenes Verwaltungstool programmieren,<br />
um das nur schon verwalten zu können.<br />
Sie sind ein Science-Fiction-Fan. Wie geht man damit<br />
um, wenn man genau weiß, dass man mit Genre-Meisterwerken<br />
wie 2001: A Space Odyssey oder Alien verglichen<br />
werden wird.<br />
Meine Lösung war: bewusstes Zitieren. Ich wollte keine<br />
simple Kopie machen, aber ich bin ganz klar durch diese Filme<br />
geprägt und zitiere sie bewusst. Dadurch baue ich auch<br />
eine Erwartungshaltung auf, die ich dann gezielt wieder breche.<br />
Momentan stecken Sie noch mitten in Cargo drin, gibt<br />
es aber schon Pläne für die Zeit danach?<br />
Ja. Ich habe ein Angebot aus Los Angeles. Das kam ganz<br />
unerwartet zustande. Ein Blogger, der Fan von Cargo ist –<br />
ich weiß auch nicht wieso –, hat einen Clip des Films auf seinen<br />
Blog gestellt. Und anscheinend lesen alle großen Studios<br />
diesen Blog. Ich klappe auf jeden Fall eines Morgens mein<br />
Notebook auf und habe plötzlich 20 Emails von 20th Century<br />
Fox, Sony Pictures und Co,, die wissen wollen, wie es mit den<br />
Remake-Rechten aussieht, wie groß das Budget war und so<br />
weiter. Aus dem entstand dann ein Agenturkontakt. CAA, die<br />
größte Agentur in Hollywood, hat mich nun unter Vertrag genommen<br />
und repräsentiert mich. – Ein Traum ist wahr geworden.<br />
Erschienen in der Basler Zeitung (www.baz.ch) vom 24. September<br />
2009. Mit freundlicher Genehmigung www.simifilm.ch entnommen.<br />
No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 87