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erfahren, dass das Buch am Markt existiert. Wenn es gut ist,<br />

stimmen die Verkaufszahlen. Meines Erachtens jammern die<br />

Verleger aber trotzdem viel zu viel – die typische Berufskrankheit<br />

eines Selbstständigen. Wenn die nicht jammern,<br />

sind sie es nicht. Ich habe bisher nur eine einzige Ausnahme<br />

kennengelernt: Andreas Schröter, der Verlagsleiter des<br />

Schreiblust-Verlags. Er leistet professionelle Top-Arbeit,<br />

bringt voller Enthusiasmus schöne Anthologien heraus, jammert<br />

aber nicht. Stattdessen kniet er sich lieber voll ins Geschäft.<br />

Hier ist übrigens die Webseite seines Verlags: www.<br />

schreib-lust.de.<br />

Da stimme ich dir zu. Ich habe auch schon mit Andreas<br />

Schröter zusammengearbeitet und er ist wirklich ein<br />

Paradebeispiel, wie positiv eine Zusammenarbeit und<br />

Umgang mit Menschen/Kollegen sein kann. – Wie weit<br />

bringst du dich in die PR ein? Hältst du regelmäßig Lesungen<br />

ab?<br />

Ich hatte vor Jahren ein interessantes Schlüsselerlebnis.<br />

Und zwar telefonierte ich mit der Programmleiterin der österreichischen<br />

Buchhandelskette Libro, weil ich ihr ein Rezensionsexemplar<br />

eines meiner Bücher schicken wollte. Falls es<br />

ihr gefiele, könnte sie ja in Erwägung ziehen, es ins Sortiment<br />

aufzunehmen. So dachte ich mir das zumindest! Allerdings<br />

hat mich die Frau am Telefon – auf gut Deutsch –<br />

»zusammengeschissen«, weil ich ihre Zeit stehle. Würde das<br />

jeder Autor machen, hinge sie nur noch am Telefon. Allerdings<br />

dauerte die Moralpredigt zehnmal länger als meine Anfrage.<br />

Jedenfalls erklärte sie mir ausführlich, dass es zweimal<br />

jährlich Vertretertagungen gäbe, bei denen die reisenden Vertreter<br />

die Projekte mit Prospekten anbieten, und dann würde<br />

im Management entschieden, was im nächsten Jahr in die<br />

Läden kommt – oder so ähnlich. Seitdem halte ich mich aus<br />

dem Vertrieb raus. Je größer der Verlag wird, desto undurch-<br />

sichtiger wird für mich der Dschungel des Vertriebs. Meine<br />

PR beschränkt sich auf Lesungen mit Signierstunden und<br />

auf meine Webseite, wo ich Leseproben und Rezensionen anbiete.<br />

Ich denke mir das so: Schuster bleib bei deinen Leisten<br />

und mache das, was du besser kannst: Nämlich nicht Bücher<br />

verkaufen, sondern Bücher schreiben.<br />

Wie ist das Feedback bei deinen Lesungen? Und wie<br />

der Kontakt zu deinen Lesern?<br />

Hin und wieder traut sich jemand nach der Lesung zu<br />

mir, um mich anzusprechen. Darüber freue ich mich immer<br />

besonders, weil ich mit den Leuten gern plaudere. Ich rede<br />

auch gern vorher mit den Zuhörern, bevor ich ein Buch signiere,<br />

weil ich immer gern etwas Persönliches reinschreibe.<br />

Und was die Leser betrifft: Manchmal bekomme ich eine<br />

eMail von jemandem, der mir einfach nur schreiben möchte,<br />

dass ihm der Roman oder eine bestimmte Kurzgeschichte gefallen<br />

hat. Kommt zwar selten vor, aber dafür sind Freude<br />

und Überraschung umso größer.<br />

Mit welchem Großverlag würdest du gerne zusammenarbeiten?<br />

Ich habe die wahnwitzige Idee, für einem Großverlag zu<br />

arbeiten, der mir sagt: »Schreib das Buch so, wie du glaubst,<br />

dass es richtig ist«, ohne dass mir das Lektorat beispielsweise<br />

andere Charaktere einredet oder ein anderes Ende aufoktroyiert.<br />

Selbstverständlich muss ich von Lektoren noch unendlich<br />

viel lernen, was Stil, Plotstrukturen oder Charakterentwicklung<br />

betrifft. Ich bin nicht perfekt und werde es auch in<br />

zehn Jahren nicht sein, weil es immer etwas gibt, dass man<br />

dazulernen muss, aber wie gesagt – ich möchte nicht in eine<br />

Richtung geführt werden, von der ich nicht überzeugt bin.<br />

Dann wäre es nicht mehr mein Buch.<br />

Ich habe dir zwar im ersten Teil unserer Interviews eine<br />

ähnliche Frage gestellt, aber in ausgewogenerer Form<br />

keimt sie gerade wieder in mir auf. Ich habe dich seinerzeit<br />

einmal angesprochen, ob du in einer bestimmten Serie<br />

mitschreiben möchtest und du hast mir einen »Korb«<br />

gegeben. Fürchtest du da um deine schöpferische Freiheit?<br />

Hast du konkrete Vorstellungen über die unterschiedlichen<br />

Formen der Serienzusammenarbeiten? Oder hast<br />

du dich rein vom »Bauch« heraus, dagegen entschieden?<br />

Ich habe aus dem Bauch heraus »nein« gesagt. Ich werde<br />

aber versuchen, es im Nachhinein rational zu begründen:<br />

Das Schwierige einer Serie ist für mich, dass viele Köche an<br />

einem Brei rühren. Was dabei rauskommt, ist nicht aus einem<br />

Guss – kann auch gar nicht aus einem Guss sein. Es<br />

gibt Höhen und Tiefen einer Serie, weil Subplots auf der Stre-<br />

No. 4 • Januar 2010 www.sfcd.eu • p. 17

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