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Davon hatte ich gehört. »Unsere Kenntnisse darüber sind<br />
alles andere als ausgereift«, gab ich zu bedenken.<br />
»Aus diesem Grund wird weiter getestet.«<br />
»Warum nicht von unseren Leuten?«<br />
»Sie gehört zu den Prospektoren der CRC, Shalyn.«<br />
»Für derartige Tests gibt es spezielle Abteilungen. Für so<br />
etwas ist sie nicht ausgebildet.«<br />
»Das ist in diesem Fall auch nicht nötig.«<br />
»So gefährlich sind die Dinger?«, fragte ich, um ihn aus<br />
der Reserve zu locken.<br />
»Das kann man pauschal nicht sagen. Ein solcher Test<br />
durch unser ausgebildetes Personal hätte zumindest ein umfangreiches<br />
Vorprozedere erfordert, und die Zeit haben wir<br />
nicht.«<br />
Also doch! »Sie sind mir nicht geheuer, Sir!«<br />
Er winkte ab. »Miss Céraderon hat sich förmlich zu dieser<br />
Mission aufgedrängt, Shalyn. Sie wollte das mit aller Gewalt<br />
für die CRC und für Terra erledigen.«<br />
»Das ist doch kein Grund für diese lapidare Vorgehensweise,<br />
Sir!«<br />
Mein Boss zuckte nur die Schultern.<br />
»Sie versucht damit etwas gutzumachen«, vermutete ich.<br />
»Sie hat Schuldgefühle, weil die WALLENSTEIN die Invasion<br />
auf Terra erst ermöglicht hat.«<br />
»Mag sein.«<br />
»Mir ist nicht wohl bei den Missionen, die Sie ausgelöst<br />
haben, Sir.«<br />
»Und wie stehen Sie zu Ihrer Mission, Shalyn? Sind Sie<br />
nicht froh, Terra endlich wieder verlassen zu können? Wenn<br />
Sie ehrlich sind, dann wünschen Sie sich nichts sehnlicher, als<br />
wieder in die Tiefen des Universums vorstoßen zu können.«<br />
Da musste ich ihm Recht geben. In den Weiten des Alls<br />
würde mein Grabstein in spe an Bedeutung verlieren.<br />
*<br />
Zusammen mit Vanessa Modesta, Pat O’Healy, Anake Takagawa<br />
und Lukas Hagen überwachte ich die Startvorbereitungen<br />
unserer TITAN. Nur Cy fehlte eben, und mein Freund<br />
und Beschützer, der Quogore. Sir Klakkarak saß noch in seinem<br />
Quartier und sah sich auf den letzten Drücker noch die<br />
letzte Folge einer albernen Zeichentrickfilm-Staffel an. Meinen<br />
Einwand, dass er dies auch auf der TITAN tun könne,<br />
hatte er mit einem unmutigen Zirpen abgeblockt.<br />
Sebastian Blenkov, Kommandant und Eigner der unglückseligen<br />
WALLENSTEIN, mit der er im Auftrag der CRC<br />
noch bis vor kurzem Prospektorendienste verrichtete, wirkte<br />
blass und noch grauhaariger, als ich ihn in Erinnerung hatte.<br />
Dass er mit seinem Schiff die Spur für die Cadschiden<br />
nach Terra gelegt hatte, machte ihm offenbar weiterhin<br />
schwer zu schaffen. Vielleicht auch die Tatsache, dass sich<br />
seine junge, hübsche Navigatorin auf diese nicht ganz ungefährliche<br />
Testfahrt eingelassen hatte.<br />
Nachdem wir uns begrüßt hatten, konnte ich als Empathin<br />
spüren, dass seine Gefühlswelt in Aufruhr war. Ich ging<br />
auf ihn zu. »Sie wirken auf mich im höchsten Maße unausgeglichen,<br />
Blenkov. Sind Sie sicher, dass Sie in Ihrem jetzigen<br />
Zustand in der Lage sind, die Arbeiten von Cyberjohn<br />
Five zu übernehmen?«<br />
Ich bemerkte, wie er zusammenzuckte, und mir wurde bewusst,<br />
wie unsensibel ich meine Worte gewählt hatte.<br />
»Ich bin durchaus imstande, die Arbeit eines Navigators<br />
zu erledigen, Kommandant«, sagte er hart, doch seine Stimme<br />
zitterte.<br />
»So war das nicht gemeint, Blenkov«, entschuldigte ich<br />
mich schnell. »Sie wirken auf mich nur etwas … aufgelöst.<br />
Ist es wegen Ceccyl?«<br />
Ich hatte ins Schwarze getroffen. Er nickte heftig. »Sie ist<br />
seit gestern in einem winzigen Testraumer unterwegs und vor<br />
einer halben Stunde hat die CRC den Kontakt zu ihr verloren.«<br />
Ich spitzte nachdenklich die Lippen. Dass die vielfältigen<br />
Verbindungen zu einem Testobjekt komplett abbrachen, war<br />
in der Tat ungewöhnlich, auch dann, wenn es sich um eine<br />
Distanz über Millionen von Lichtjahren handeln sollte.<br />
Bei den Göttern von Moran, was war da passiert?<br />
»Ich habe versucht, sie von diesem verdammten Experiment<br />
abzuhalten, doch sie hat sich der CRC geradezu angebiedert«,<br />
fuhr Blenkov fahrig fort. »Ich kenne Ceccyl seit unserer<br />
gemeinsamen Zeit auf der WALLENSTEIN. Sie ist eine<br />
Getriebene. Die Cadschiden haben ihr tiefstes Unterbewusstsein<br />
geöffnet, dazu kam die unglückselige Flucht unserer<br />
WALLENSTEIN. Ceccyl möchte sich vermutlich von dieser<br />
Schuld reinwaschen und hat sich aus diesem Grund auf das<br />
ungewöhnliche Experiment eingelassen. Sie will für Terra etwas<br />
gutmachen.«<br />
Ich nickte. »Hoffen wir einfach, dass Ceccyls Reise gut<br />
ausgeht, Sebastian.«<br />
Ich spürte die warmen Gefühle, die sich in ihm lösten, als<br />
ich seinen Vornamen nannte.<br />
»Danke, Shalyn«, antwortete er. »Aber ich habe eine verdammte<br />
Angst um das Mädchen.«<br />
Dieser Mann liebte die junge Navigatorin über alles, das<br />
war offensichtlich. Ich dachte sofort an meine Monja. Ich<br />
nahm mir vor, mich in aller Ruhe von ihr zu verabschieden<br />
und ging zurück in unser gemeinsames Quartier. Monja<br />
musste da sein. Sie war den ganzen Tag mit dem Pauli-Tier<br />
am Strand gewesen.<br />
Ja, das künstliche Pauli-Tier. Zu allem anderen Unglück<br />
geschah vor drei Tagen noch etwas schier Unglaubliches. Als<br />
No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 80