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Die Geschichte ist vollkommen<br />

wirr und zu unausgegoren,<br />

eben eine typische<br />

Erzählung aus dem Jahre<br />

1939. So etwas kann man<br />

heute nur noch lesen, wenn<br />

man sich mit der Entwicklung<br />

des Genres beschäftigt.<br />

»Der sprechende Affe« (»Jerry was a Man«) erzählt schließlich<br />

die Geschichte von einem genmanipulierten Affen, dessen<br />

Besitzer die Frage stellt, ob die Menschenrechte auf diese<br />

Affen ausgeweitet werden sollten, denn Jerry, so der Name des<br />

Affen, besitzt ein Bewusstsein und singt sogar.<br />

Die Geschichte aus dem Jahre 1947 ist schwer zu bewerten.<br />

Die Grundidee wurde so oft wiederverwertet und weiterentwickelt,<br />

dass diese Geschichte heute lächerlich einfach wirkt,<br />

aber damals mag das anders gewesen sein. Nichtsdestotrotz<br />

sind die meisten dieser Variationen, wie z. B. »Planet der Affen«<br />

oder etliche Star-Trek-Geschichten, besser als dieses<br />

Werk, das den Leser kaum noch zu fesseln vermag.<br />

Die Originalausgabe dieser Sammlung enthielt noch eine<br />

vierte Geschichte: In »Lost Legacy« wird erzählt, wie Forscher<br />

uralte Geheimnisse des Gehirns entschlüsseln und in die Lage<br />

gelangen, die Kapazitäten ihres Verstandes voll auszuschöpfen.<br />

Im weiteren Verlauf erfährt der Leser, dass die Menschen<br />

schon früher über diese Fähigkeiten verfügten, aber<br />

am Ende ein Krieg die Menschheit in die Steinzeit zurückwarf.<br />

Die Menschheit war noch nicht bereit für diese Gabe,<br />

doch ist sie es heute?<br />

Dies war wieder eine typische frühe Golden-Age-Geschichte<br />

aus dem Jahre 1939, die heute wenig begeistern kann, weil<br />

solche Themen einfach zu<br />

sehr aus der Mode gekommen<br />

sind und die Umsetzung<br />

auch nicht sonderlich<br />

gelungen war.<br />

Fazit: Die Sammlung ist nur<br />

bedingt lesenswert. Mag sein,<br />

dass die Geschichten damals<br />

sehr innovativ waren, aber Autor Robert A. Heinlein hat viele<br />

Ideen aus diesen Geschichten selbst wieder aufgegriffen und<br />

weiterverwertet. Das Buch »Fremder in einer fremden Welt«<br />

erzählt viel von der maximalen Nutzung des Gehirns und<br />

den Fähigkeiten, die dadurch erlangt werden. In »Die Zahl<br />

des Tiers« reisten Menschen durch Paralleluniversen – ganz<br />

wie in »Anderswann«. So bleibt lediglich die Geschichte<br />

»Gulf«, die die Sammlung lesenswert macht und die einige<br />

sehr gute Passagen enthält, auch wenn das Ende seltsam und<br />

aufgesetzt wirkt. »Nächste Station: Morgen« ist ein Buch, die<br />

zu Recht nur einmal aufgelegt wurde und die selbst ein Heinlein-Fan<br />

nicht lesen muss, weil die meisten Ideen in späteren<br />

Werken in besserer Form neu verwertet wurden.<br />

4 von 10 Punkten.<br />

ENTFÜHRUNG IN DIE ZUKUNFT<br />

Originaltitel: The Unpleasant Profession of Jonathan Hoag<br />

(1959)<br />

Übersetzer: Wulf H. Bergner<br />

Heyne SF & F 3229, 160 Seiten<br />

Die Sammlung enthält einen Kurzroman und vier Kurzgeschichten<br />

– allesamt wirklich gute Werke von Robert A. Heinlein:<br />

Die Söhne des Vogels<br />

Jonathan Hoag gibt dem Privatdetektiv Edward Randal<br />

einen höchst merkwürdigen Auftrag: Er soll herausfinden,<br />

was sein Klient des Tags über so alles macht. Der vermeintlich<br />

einfache Auftrag entpuppt sich als schwieriges Unterfangen.<br />

Auch der Detektiv kann keine Ergebnisse vorweisen.<br />

Mehr noch: Er glaubt, etwas gesehen zu haben, spricht<br />

von einem Stockwerk, das es nicht gibt, und von Personen,<br />

die es nicht zu geben scheint. Randal wird klar, dass er in<br />

eine Sache hineingerutscht ist, die mindestens eine Nummer<br />

zu groß für ihn ist. Doch zum Aussteigen ist es längst<br />

zu spät.<br />

Der Kurzroman dürfte Heinleins einziger Schwenk ins unheimliche<br />

Genre gewesen sein. Die Geschichte erinnert an die<br />

Fantasien eines Edgar Allan Poe, jedoch mit einem moderneren<br />

Bezug. Eine gelungene Geschichte, die durchaus Einfluss<br />

auf die Entwicklung der Fantastik, aber auch auf die SF als<br />

solche hatte.<br />

Entführung in die Zukunft<br />

In der Kurzgeschichte »All You Zombies« erzählt Heinlein,<br />

wie ein Mann sich selbst zeugt und tatsächlich sein eigenes<br />

Kind ist. Diese wohl verrückteste Zeitreisegeschichte überhaupt<br />

ist ein kleines Meisterwerk, denn mit der Idee an sich<br />

ist es ja nicht getan. Man muss den Stoff überzeugend rüberbringen<br />

und ihn so erzählen, dass alles nicht lächerlich wird.<br />

Heinlein ist dies wunderbar gelungen und der Leser versucht<br />

immer und immer wieder die Geschichte zu verstehen, aber<br />

dieses Zeitparadoxon will sich einfach nicht offenbaren. Sehr<br />

faszinierend.<br />

No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 113

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