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gegnung mit ihrem Sohn aus der Zukunft, der ihr als Ted<br />
Bronson begegnete und sich in sie verliebte, wird nur kurz<br />
aufgegriffen. Das ist gut so, denn die vollständige Geschichte<br />
findet sich in dem Buch »Die Leben des Lazarus Long«. Robert<br />
A. Heinleins letzter Roman enthielt auch sehr viele autobiografische<br />
Züge. Viele von Maureen Johnsons Erinnerungen<br />
sind seine eigenen. So war z. B. Heinlein, genau wie<br />
Maureens Ehemann, Besitzer eine Silbermine. An die Auswirkungen<br />
der Weltwirtschaftskrise konnte sich der Autor dann<br />
ebenso gut erinnern wie seine Protagonistin.<br />
Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Ereignisse bis<br />
in die 1980er Jahre genauer beschrieben worden wären, allerdings<br />
hatte da der Autor ein Problem, denn dieses Buch gehört<br />
zum Future-History-Kanon und unglücklicherweise hatte<br />
Heinlein diese Zukunft sehr detailliert beschrieben. So gab<br />
es dann konsequenterweise die rollenden Straßen; die Rede<br />
kommt auf Delos D. Harriman (tatsächlich hatte Lazarus ihr<br />
empfohlen, in das Harriman-Imperium einzusteigen), und<br />
auch Professor Pineros tragisches Schicksal aus der Geschichte<br />
»Life-Line« wird aufgegriffen. Bedauerlich ist, dass<br />
die Rahmengeschichte, die im 5. Jahrtausend spielt, kaum<br />
weiterverfolgt und mehr oder weniger halbherzig zu einem<br />
Ende gebracht wird. Hier hätten sich einige Möglichkeiten<br />
geboten, die Geschichte viel differenzierter zu erzählen. So<br />
muss man abschließend sagen, dass Heinleins letzter Roman<br />
sicherlich nicht zu seinen besten gehört. Das Buch hätte ein<br />
vernünftiges Lektorat vertragen, aber wer schreibt schon<br />
einem Alt-Bestseller-Autor vor, wie er zu schreiben hat. So<br />
kam am Ende ein eher durchschnittlicher Roman heraus,<br />
der aber einen deutlichen Zusammenhang zu den Future-<br />
History-Geschichten herstellt und den Gesamtzyklus abrundet.<br />
6 von 10 Punkten.<br />
3. JUGENDROMANE<br />
Mit seinen Jugendromanen, die beim Scribner Verlag von<br />
1947 bis 1958 erschienen, legte Heinlein den Grundstein für<br />
seine späteren Erfolge. Die Bücher erschlossen eine gewaltige<br />
Leserschaft und machten Heinlein zum kommerziell wohl<br />
erfolgreichsten SF-Autor aller Zeiten. Der Erfolg kam aber<br />
nicht von ungefähr, denn Heinleins Jugendromane lesen sich<br />
– von Ausnahmen mal abgesehen – auch heute noch sehr<br />
gut und das gilt für Jugendliche wie auch für Erwachsene im<br />
gleichen Maß.<br />
Die besten Romane sind »Von Stern zu Stern«, »Der Rote<br />
Planet« und »Bürger der Milchstraße«<br />
REISEZIEL MOND<br />
Originaltitel: Rocket Ship Galileo (1947)<br />
Übersetzung: Jürgen Heinzerling<br />
Bastei Verlag, 290 Seiten, ISBN 3-404-24293-9<br />
Die Jungen Ross Jenkins, Art Mueller und Maurice Abrams<br />
verbindet eine Leidenschaft<br />
für Raketen. Seit mehreren<br />
Jahren schon bauen und testen<br />
sie solche auf einem Feld<br />
und machen allmählich<br />
Fortschritte. Dann taucht eines<br />
Tages Arts Onkel Don<br />
Cargraves, ein berühmter<br />
Wissenschaftler, auf und bietet<br />
den Jungen eine Partnerschaft<br />
an. Er will, genau wie<br />
die Jungen, mit einer Rakete<br />
zum Mond fliegen. Die Idee<br />
ist, anstatt eines herkömmlichen Antriebs auf Atomenergie<br />
umzuschwenken. Doch die Mission ist von Beginn an bedroht.<br />
Irgendjemand will, dass das Vorhaben misslingt. Als dann die<br />
vier Gefährten endlich nach vielen Abenteuern den Mond erreichen,<br />
erwartet sie eine faustdicke Überraschung: Ein Außenposten<br />
alter Nazis plant die totale Unterwerfung der Erde.<br />
Was soll man zu diesem Machwerk sagen? Vielleicht, dass es<br />
ein Wunder ist, dass Heinlein nach diesem Mist weitere Romane<br />
schreiben durfte? Oder verwundert die Tatsache, dass<br />
ein solcher Schwachsinn damals tatsächlich Leser fand? Man<br />
weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll mit der Aufzählung<br />
haarsträubender Ereignisse. Ist es die Tatsache, dass die Eltern<br />
der drei Jungs es zuließen, dass diese heiter, fröhlich und<br />
ohne jegliche Aufsicht Raketen in den Himmel schossen?<br />
Oder die Art und Weise, wie Dr. Cargraves mal schnell so ein<br />
paar Kilogramm Uran besorgte und ohne nennenswerten<br />
Schutz damit hantierte? Oder sind es doch die Nazis auf dem<br />
Mond, die dem Fass wirklich den Boden ausschlagen? Wie<br />
auch immer: Dieses Buch ist Müll und ich kann noch nicht<br />
einmal ansatzweise verstehen, was die Verantwortlichen von<br />
Bastei ritt, das Buch neu aufzulegen. Dabei schien man aber<br />
sehr überzeugt zu sein, ich zitiere wörtlich: »Ein lange vergessener<br />
Klassiker erstmals in vollständiger deutscher Neuübersetzung.«<br />
Geht es euch noch gut? Es gibt Hunderte von<br />
Büchern, die durch Übersetzungen verstümmelt wurden und<br />
zu Recht auf eine Neuübersetzung warten, aber dieses Buch<br />
kann man nicht schlechter machen. Im Gegenteil: Kürzungen<br />
machen es wahrscheinlich nur noch besser.<br />
Fazit: eine Jugendsünde eines Großmeisters – bestenfalls<br />
geeignet, ein Kaminfeuer anzuzünden. 2 von 10 Punkten<br />
(und das schlechteste Buch, das ich in den letzten fünf Jahren<br />
gelesen habe).<br />
No. 4 • Januar 2010 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 120