Konflikte und Gewalt 5 - Jugendinformationszentrum
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Hamburger Praxis<br />
stimmt: Werden in Klasse 5 <strong>und</strong> 6 Klassenregeln sowie<br />
Klassenrat, Teamtraining, Integration, Inklusion,<br />
Sexualität <strong>und</strong> Streitschlichtung behandelt, sind in den<br />
darauf folgenden zwei Jahrgängen überwiegend gewaltpräventive<br />
Projekte gefragt. Hier liegen die unterschiedlichen<br />
Schwerpunkte beispielsweise auf Mobbing,<br />
Cybermobbing oder Zivilcourage; aber auch Themen<br />
wie Essstörungen <strong>und</strong> Drogen missbrauch gelangen in<br />
den Fokus des Sozialen Lernens. Die älteren Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler beschäftigen sich mit Berufs- <strong>und</strong> Lebensorientierung,<br />
Zeitmanagement, interkulturellen Kompe<br />
tenztrainings <strong>und</strong> weiterführenden Inhalten zu den<br />
einzelnen vorausgegangenen Projekten.<br />
Dieses breit angelegte Konzept zum Sozialen Lernen<br />
ist nicht statisch, sondern muss im Hinblick auf die<br />
Anforderungen des sich wandelnden Schulall tags immer<br />
wieder hinterfragt, überprüft <strong>und</strong> modifiziert werden.<br />
Hier sind vor allem die Kommunikations- <strong>und</strong><br />
Kooperationskompetenzen der Lehrkräfte sowie der<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler gefragt. Überarbei tungsschwerpunkte<br />
liegen derzeit bei der Anpassung der<br />
Bausteine an die Bedingungen des weiter entwickelten<br />
Lernkonzeptes (Individualisiertes Lernen <strong>und</strong> Lernen in<br />
Projekten), aber auch bei den Anforderungen von<br />
Inklusion <strong>und</strong> Interkulturellem Lernen.<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsmaßnahmen<br />
Für diese umfangreiche Arbeit brauchen die Beteiligen<br />
Handwerkszeug, durch das die Projekte erfolgreich<br />
umgesetzt werden können. So bekommen die<br />
Klassensprecherinnen <strong>und</strong> Klassensprecher eine jährliche<br />
Fortbildung, bei der sie Moderations- <strong>und</strong><br />
Präsen tationsmethoden erlernen, um diese im Klassenrat<br />
anzuwenden. Aufgr<strong>und</strong> der Tatsache, dass der<br />
Klassen rat zum Schulprofil gehört <strong>und</strong> von der Vorschule<br />
bis zum 13. Jahrgang teilweise fest im St<strong>und</strong>enplan<br />
verankert ist, erhalten Schülerschaft <strong>und</strong><br />
Lehrkräfte Fortbildungen zur Arbeit im Klassenrat.<br />
Diese Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungen greifen auch<br />
Schwierig keiten bei der Umsetzung des Klassenrates<br />
auf <strong>und</strong> können somit direkt eingesetzt werden, wenn<br />
in einzelnen Klassen Probleme auftreten.<br />
Verknüpfung von <strong>Gewalt</strong>prävention <strong>und</strong> Partizipation<br />
Die Verzahnung der einzelnen Projekte <strong>und</strong> Bausteine<br />
wird zum Beispiel am Streitschlichterprogramm deutlich:<br />
Die Streitschlichterinnen <strong>und</strong> Streitschlichter<br />
bzw. die „FairMittler“ berichten regelmäßig über ihre<br />
Arbeit im Schülerparlament <strong>und</strong> im Schülerrat. Träger<br />
des Streitschlichterprogramms ist der Schülerrat. Die<br />
40-stündige Streitschlichtungsausbildung (mit gemeinsamen<br />
Ausflug) findet am Schuljahresende im 6.<br />
Jahrgang statt. Hierfür werden im Klassenrat in jeder<br />
Klasse zwei Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler gewählt. Die<br />
Ausbildung wird von erfahrenen Streitschlichterinnen<br />
<strong>und</strong> Streitschlichtern begleitet <strong>und</strong> unterstützt.<br />
Parallel zur Ausbildung wird in den Klassen der<br />
konstruktive Umgang mit <strong>Konflikte</strong>n eingeübt. Die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen hierfür werden bereits in der Gr<strong>und</strong>schule<br />
gelegt: Durch das Gemeinsam-Stark-Projekt <strong>und</strong> das<br />
Streit-Training werden die Kinder für den Umgang mit<br />
<strong>Gewalt</strong> sensibilisiert <strong>und</strong> erlernen Handlungsmöglichkeiten<br />
zur friedlichen Auseinander setzung. Die<br />
FairMittler (Pausentröster) in der Gr<strong>und</strong>schule sind<br />
der kleine Vorläufer der Streitschlichtung. Größere<br />
Streitigkeiten geben sie an die älteren <strong>und</strong> intensiver<br />
ausgebildeten Streitschlichterinnen <strong>und</strong> Streitschlichter<br />
weiter. Hier besteht eine fest etablierte Patenschaft.<br />
Die derzeitig 40 engagierten Streitschlichterinnen<br />
<strong>und</strong> Streitschlichter können auf unterschiedlichen<br />
Wegen in Anspruch genommen werden. Ein Konflikt,<br />
der im Klassenrat oder direkt in der Pause nicht regelbar<br />
ist, kann an die Streitschlichterinnen <strong>und</strong> Streitschlichter<br />
in der Klasse oder im Jahrgang übergeben werden. Eine<br />
Schlichtung kann über das Streitschlichterfach im<br />
Lehrerzimmer oder im Büro der Schülervertretung angefordert<br />
werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen<br />
Konflikt unmittelbar in der Pause zu klären. Den<br />
Raum hierfür bietet die Sprechst<strong>und</strong>e „Schüler beraten<br />
Schüler“ im „Büro“ der Streit schlich terinnen <strong>und</strong><br />
Streitschlichter – einem ausgebauten Bauwagen.<br />
Der „Streitwagen“ steht auf dem Außengelände der<br />
selbstorganisierten Freizeitfläche der Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler. Die Streitschlichterinnen <strong>und</strong> Streitschlichter<br />
können ihren Schlüssel zum Bauwagen jederzeit im<br />
Schülercafé abholen. Im Café engagieren sich ca. 35<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die sich um die Pausengestaltung<br />
sowie weitere Veranstaltungen kümmern.<br />
Aber auch in den Projekten „Zivilcourage“ <strong>und</strong><br />
„<strong>Gewalt</strong>prävention“ mischen die Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler fleißig mit: Hier unterrichten die Streitschlichterinnen<br />
<strong>und</strong> Streitschlichter selbständig, geben<br />
Trainingseinheiten <strong>und</strong> berichten über ihre Erfah rungen<br />
aus der Schülermediation. Zusätzlich findet alle vier<br />
Jahre eine Zukunftswerkstatt zur Gestaltung von Orten<br />
<strong>und</strong> Räumen der Schule statt, organisiert von der<br />
Schülervertretung <strong>und</strong> unterstützt von außerschulischen<br />
Referenten. Jede Klasse stellt zwei Dele gierte, die sich an<br />
der Planung <strong>und</strong> Umsetzung dieser Projekte beteiligen.<br />
Die Erich-Kästner-Schule schafft es, den Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern Freiraum zur Mitbestimmung zu<br />
geben. Seit 15 Jahren arbeiten Lehrkräfte <strong>und</strong> sozialpädagogische<br />
Fachkräfte an der Partizipation der<br />
Schülerschaft. Die Erfolge werden vor allem im Alltag<br />
deutlich: <strong>Konflikte</strong> können konstruktiv <strong>und</strong> schnell<br />
bearbeitet werden, die Schülerschaft lernt voneinander<br />
<strong>und</strong> sorgt somit für eine Atmosphäre, in der<br />
Demokratie lebendig ist.<br />
Kontakt: Erich-Kästner-Schule<br />
E-Mail: xkowalczyk@aol.com<br />
Internet: www.erich-kaestner-schule-hamburg.de<br />
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