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Konflikte und Gewalt 5 - Jugendinformationszentrum

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<strong>Gewalt</strong>prävention im Sport<br />

gemacht, zu dem sich acht Anbieter freiwillig meldeten.<br />

Als theoretische Gr<strong>und</strong>lage für die Beurteilung<br />

der Konzepte dienten die von Preiser <strong>und</strong> Wagner<br />

(2003) 2 formulierten Qualitätskriterien für Präventions-<br />

<strong>und</strong> Interventionsprogramme. Diese wurden<br />

für die Evaluation operationalisiert, gruppiert, analysiert<br />

<strong>und</strong> ausgewertet. Gegenstand der Bewertung<br />

waren u.a. der <strong>Gewalt</strong>begriff, das Präventionsverständnis<br />

sowie die allgemeinen Zielsetzungen der<br />

Anbieter. Hierzu erfassten <strong>und</strong> bewerteten die<br />

Studierenden sowohl die schriftlich fixierten Konzepte,<br />

den öffentlichen Auftritt (z. B. Flyer <strong>und</strong> Website) als<br />

auch die mündlichen Selbstauskünfte.<br />

Um nicht nur die theoretischen Hintergründe, sondern<br />

auch die Qualität der konkreten <strong>Gewalt</strong>prä ventionspraxis<br />

abzubilden, haben die Studierenden<br />

Trainingseinheiten unterschiedlicher Trainerinnen<br />

<strong>und</strong> Trainer sowie Teilnehmergruppen der jeweiligen<br />

Anbieter beobachtet (pro Angebot insgesamt acht<br />

Zyklen à 20 Minuten). Ausgewählte Aspekte der<br />

Trainingsqualität wurden explorativ mit dem Classroom<br />

Assessment Scoring System (CLASS) evaluiert.<br />

CLASS 3 ist ein standardisiertes Beobachtungsinstrument,<br />

das schon erfolgreich von der Arbeitsgruppe<br />

um Prof. Dr. A. Richartz (Universität Hamburg,<br />

Abteilung Bewegungs- <strong>und</strong> Sportpädagogik) für den<br />

Vereinssport angewandt wurde. Das Evaluationsteam<br />

begutachtete systematisch die Lernatmosphäre, die<br />

Sensibilität des Angebotsleiters, die Berücksichtigung<br />

der Teilnehmerperspektive sowie das Verhaltensmanagement,<br />

da diese Faktoren für die positive sozial-emotionale<br />

Entwicklung <strong>und</strong> die Effektivität von<br />

Lehr-Lern-Prozessen eine große Bedeutung haben.<br />

Abschließend fassten die Studierenden die Ergebnisse<br />

zusammen <strong>und</strong> stellten diese den einzelnen Anbietern<br />

zur Verfügung. So konnte eine erste Auseinandersetzung<br />

der Anbieter mit den eigenen Ergebnissen erfolgen.<br />

Im Rahmen des Pilotprojektes wurde eine erste<br />

Qualitätsbewertung der Anbieter vorgenommen. Die<br />

Auswertungen zeigen, dass bei dem Versuch, Vergleich<br />

barkeit zu erzielen, Grenzen auftreten. Die<br />

Angebote sind vielfältig <strong>und</strong> variieren vor allem hinsichtlich<br />

der Art, Intensität <strong>und</strong> Dauer der körperlichsportlichen<br />

Aktivität, der Zielgruppe, der Zielsetzung,<br />

des pädagogischen Konzepts sowie der Trainerqualifikation.<br />

Trotz der Heterogenität der Angebote erwiesen<br />

sich die gewählten Evaluationsmethoden durchgehend<br />

als geeignet. Es zeigte sich, dass einige Anbieter<br />

von sportbezogenen <strong>Gewalt</strong>präventionsmaßnahmen<br />

ihre Konzepte verfeinern müssen, da sonst der Eindruck<br />

der Beliebigkeit von Ansprüchen <strong>und</strong> konkreten<br />

Trainingsinhalten entsteht. Nicht nur bei den<br />

Interventions konzepten wurden deutliche qualitative<br />

Unterschiede sichtbar, sondern auch in der Trainingsqualität<br />

<strong>und</strong> Umsetzung der Konzepte. Auf die<br />

Ergebnisse kann hier nicht im Detail eingegangen<br />

werden. Langfristig sollte mit solchen Evaluationen<br />

den Hamburger Schulen <strong>und</strong> Jugendeinrichtungen die<br />

Auswahl eines für sie geeigneten Anbieters erleichtert<br />

werden.<br />

Mit der Pilotstudie ist ein Anfang gemacht, um die<br />

Qualität bewegungs- <strong>und</strong> sportpädagogischer Angebote<br />

zur <strong>Gewalt</strong>prävention objektiv <strong>und</strong> umfassend<br />

zu bewerten. Um diesem Ziel näher zu kommen, sind<br />

jedoch weitere Anstrengungen notwendig. Insbesondere<br />

die Entwicklung einer trennscharfen Klassifikation<br />

der bewegungs- <strong>und</strong> sportpädagogischen<br />

Angebote sowie von geeigneten Evaluations instrumenten<br />

steht noch aus.<br />

Quellen <strong>und</strong> weiterführende Literaturhinweise:<br />

1 Höfling, W. & Horst, J. (Hrsg.) (2011). Sport <strong>und</strong><br />

<strong>Gewalt</strong>. Tübingen: Mohr Siebeck.<br />

2 Preiser, S. & Wagner, U. (2003). <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

<strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>minderung. Qualitätskriterien für<br />

Präventions- <strong>und</strong> Interventionsprogramme. Report<br />

Psychologie, 28, S. 660 – 666.<br />

3 Richartz, A. & Zoller, R. (2011). Die Qualität<br />

von Unterrichtsprozessen erfassen. In H. Lange,<br />

G. Duttler & T. Leffler (Hrsg.),<br />

Bewegungsbezogene Bildungskonzeptionen. Zur<br />

Trias Konzeption, Implementation <strong>und</strong> Evaluation<br />

(Jahrbuch Bewegungs- <strong>und</strong> Sportpädagogik, Bd.<br />

10, S. 75-87). Baltmannsweiler: Schneider<br />

Hohengehren.<br />

Kontakt:<br />

Fachbereich Bewegungswissenschaft der Universität<br />

Hamburg (siehe Adressen),<br />

E-Mail sigrid.happ@uni-hamburg.de<br />

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