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Konflikte und Gewalt 5 - Jugendinformationszentrum

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<strong>Gewalt</strong>prävention im Sport<br />

Sportangebote. Selbst für die sonst kaum ansprechbare<br />

Klientel gewalttätiger <strong>und</strong> straffällig gewordener<br />

Jugendlicher besitzt der Sport eine hohe Attraktivität.<br />

Aus bewegungs- <strong>und</strong> sportpädagogischer Sicht gibt es<br />

weitere gute Gründe, dem Sport ein gewaltpräventives<br />

Potenzial zuzuschreiben.<br />

Sportpädagogische Perspektiven<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> sozialisationstheoretischer <strong>und</strong><br />

entwicklungspsychologischer Überlegungen geht man<br />

davon aus, dass Heranwachsende im Sport günstige<br />

Bedingungen vorfinden, die ihnen dabei helfen, lebensphasentypische<br />

Entwicklungsaufgaben (wie der<br />

Aufbau eines eigenen Fre<strong>und</strong>eskreises, die Ablösung<br />

vom Elternhaus, der Aufbau eines realistisch-positiven<br />

Körper- <strong>und</strong> Selbstbildes) erfolgreich zu lösen.<br />

<strong>Gewalt</strong>tätiges Verhalten, das als Begleiterscheinung<br />

<strong>und</strong> in Folge des Scheiterns an Entwicklungsaufgaben<br />

auftreten kann, wird so auf eine indirekte Weise<br />

durch sportliches Engagement verhindert. Neben dieser<br />

stark verkürzten Darstellung wesentlich komplexerer,<br />

indirekter Wirkmechanismen gibt es auch<br />

Vermutungen über die unmittelbar gewaltreduzierende<br />

Kraft des Sporttreibens (z. B. durch den Abbau von<br />

„aufgestauter“ Energie).<br />

Wie auch immer die theoretischen Überlegungen<br />

zur gewaltpräventiven Wirkungsweise des Sports<br />

bzw. die Reduktion gewaltbejahender Einstellungen<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen durch Sport konkret aussehen<br />

mögen, mangelt es an empirischen Belegen. Bisher<br />

liegen lediglich Querschnittsstudien in geringer Zahl<br />

vor; Längsschnittuntersuchungen als Wirksamkeits-<br />

Nachweis stehen noch aus. Die Ergebnisse von<br />

Jugend(sport)studien 1 zeigen, dass sich sportlich aktive<br />

wie weniger bis gar nicht aktive Jugendliche in<br />

ihrem <strong>Gewalt</strong>verhalten kaum voneinander unterscheiden.<br />

Demnach hat nicht das Sportengagement<br />

direkt einen bedeutsamen Einfluss auf die unterschiedlichen<br />

Bereiche von <strong>Gewalt</strong>. Demgegenüber<br />

zeichnen sich Tendenzen ab, dass auf dem indirekten<br />

Weg der Entwicklung von Selbstwertgefühl positive<br />

Wirkungen eintreten können.<br />

Für die Umsetzung bewegungs- <strong>und</strong> sportpädagogischer<br />

Konzepte leitet sich daraus zunächst einmal<br />

ab: <strong>Gewalt</strong>präventive Wirkungen stellen sich nicht<br />

per se durch die aktive Teilnahme an „klassischen“<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Sport(arten)angeboten ein. An eine<br />

gelingende <strong>Gewalt</strong>prävention mit Bewegungs- <strong>und</strong><br />

Sportbezug sind in der aktuellen Fachliteratur weitgehend<br />

einhellig folgende Mindestanforderungen zu<br />

finden: Erstens bedarf es einer spezifischen Inszenierung<br />

des Sportangebots <strong>und</strong> seines sozialen Kontextes,<br />

die über die reine Vermittlung einer Sportart hinausgeht<br />

<strong>und</strong> primär auf die Förderung personaler sowie<br />

sozialer Ressourcen (die der Bewältigung von<br />

Entwicklungsaufgaben dienlich sind) abzielt. Zweitens<br />

braucht es des Zusammenspiels von sportpraktischen<br />

<strong>und</strong> sozialpädagogischen Qualifikationen.<br />

Evaluation bewegungs- <strong>und</strong> sportpädagogischer<br />

Maßnahmen zur <strong>Gewalt</strong>prävention<br />

Wer auf der Suche nach gewaltpräventiven Angeboten<br />

ist <strong>und</strong> sich zwischen mehreren entscheiden muss,<br />

wird sich möglicherweise fragen: Halten die Angebote,<br />

was sie versprechen? Zeigen sie die gewünschten<br />

Wirkungen? Von welcher pädagogischen Qualität<br />

sind die Angebote? Wie bewähren sie sich in verschiedenen<br />

Kontexten wie Schule, Freizeittreffs, Jugendstrafanstalten<br />

etc.? Befriedigende Antworten im Sinne<br />

objektiv nachvollziehbarer Angebotsbewertungen<br />

sind insbesondere im Bereich bewegungs- <strong>und</strong> sportpädagogischer<br />

Präventionsmaßnahmen kaum zu finden.<br />

Das liegt unter anderem daran, dass Maßnahmen<br />

mit Sportbezug bisher nur spärlich evaluiert wurden,<br />

einige Evaluationsberichte der Öffentlichkeit nicht<br />

zugänglich sind <strong>und</strong> bisherige Evaluationsbemühungen<br />

meist stark abweichen von dem Idealtyp einer längsschnittlich<br />

angelegten Evaluation, die von unabhängigen,<br />

externen Evaluatoren mithilfe wissenschaftlicher<br />

Methoden durchgeführt wird. Zudem zeichnen sich<br />

bewegungs- <strong>und</strong> sportpädagogische Präventionsmaßnahmen<br />

durch eine ausgeprägte Heterogenität<br />

hinsichtlich des verfolgten Anspruchs, der Zielsetzungen,<br />

der Zielgruppe <strong>und</strong> inhaltlichen Umsetzung<br />

sowie der Dauer (einmaliges Event vs. mehrwöchige<br />

Maßnahme) aus. Insofern steht die Entwicklung eines<br />

passenden Evaluationsansatzes, der eine solche<br />

Bandbreite sportbezogener <strong>Gewalt</strong>präventionsmaßnahmen<br />

vergleichbar nebeneinander stellt, noch aus.<br />

Ein erster Schritt hierzu wurde im Laufe des vergangenen<br />

Jahres am Fachbereich Bewegungswissenschaft<br />

der Universität Hamburg unternommen.<br />

Pilotprojekt am Fachbereich<br />

Bewegungswissenschaft<br />

Nachdem in Gesprächen mit der Beratungsstelle<br />

<strong>Gewalt</strong>prävention des Landesinstituts für Lehrerbildung<br />

<strong>und</strong> Schulentwicklung Bedarf an einer<br />

Evaluation bewegungsbezogener <strong>Gewalt</strong>präventionsangebote<br />

erklärt wurde, konzipierten Sigrid Happ <strong>und</strong><br />

Julia Zeyn ein Projektseminar für Studierende des<br />

Fachbereichs Bewegungswissenschaft. Die Evaluation<br />

sollte insbesondere Schulen die Möglichkeit geben, die<br />

<strong>Gewalt</strong>präventionsanbieter, die sich bei ihnen vorstellen,<br />

genauer zu betrachten. Einerseits sollte das von<br />

Studierenden durchgeführte Pilotprojekt Transparenz<br />

in das Angebotsspektrum der Hamburger <strong>Gewalt</strong>präventionspraxis<br />

bringen, andererseits Grenzen <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten einer Evaluation aufdecken.<br />

Im ersten Schritt wurden die Anbieter bewegungsbezogener<br />

<strong>Gewalt</strong>präventionsangebote im Rahmen<br />

einer Ausschreibung auf das Vorhaben aufmerksam<br />

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