Heft 1 - Institut für Zeitgeschichte
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84 Dokumentation<br />
Dokument Nr. 10<br />
Bayerische Politische Polizei München, den 3. Dez. 1935<br />
B. Nr. 60453/35 I 1 B.<br />
Betreff: Redeverbot.<br />
Dem Schriftleiter der Zeitung „Schild" des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten,<br />
Dr. Hans Wollenberg 31 , Berlin, Metzstr. 81, wird <strong>für</strong> den Bereich des Landes<br />
Bayern bis auf weiteres jedes Auftreten in öffentlichen und geschlossenen jüdischen<br />
Veranstaltungen untersagt.<br />
Gründe : Wollenberg hat sich in letzter Zeit auf verschiedenen Versammlungen des<br />
Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten in einem solchen Maße <strong>für</strong> das Verbleiben der<br />
Juden in Deutschland eingesetzt, daß seine weitere Tätigkeit geeignet ist, die Maßnahmen<br />
der Reichsregierung hinsichtlich der Judenfrage in erheblichem Maße zu<br />
schädigen.<br />
I.V.<br />
gez. Stepp<br />
Dokument Nr. 11<br />
Bayerische Politische Polizei München, den 6. März 1935<br />
B. Nr. 17388/35 I 1 B.<br />
Betreff: Hissen der Reichsflaggen durch Juden.<br />
Hier ist mehrfach die Frage aufgeworfen worden, ob es den Juden gestattet werden<br />
soll, an ihren Wohnungen und Häusern die deutschen Flaggen zu zeigen. Es wurde<br />
festgestellt, daß z. B. jüdische Kaufhäuser die Hakenkreuzflagge hißten und dadurch<br />
Unruhe in der Bevölkerung herbeiführten.<br />
Da nach den nationalsozialistischen Grundsätzen Juden nicht zur deutschen Volksgemeinschaft<br />
zählen, ist das Zeigen der Hakenkreuzflagge durch sie unangebracht.<br />
Auch kann ihnen die Beflaggung mit der schwarz-weiß-roten Flagge nicht zugestanden<br />
werden.<br />
Die Beachtung dieser Grundsätze ist mit den hier<strong>für</strong> geeignet erscheinenden Maßnahmen<br />
allmählich durchzusetzen 32 .<br />
I.A.<br />
gez. Klein<br />
Dokument Nr. 12<br />
Bayerische Politische Polizei München, den 20. Mai 1935<br />
B. Nr. 18198/35 I 1 B. Vertraulich!<br />
Betreff: Hissen der Reichsflaggen durch Juden.<br />
31 Hans Wollenberg wurde nach dem Verlust seiner Stellung als Filmredakteur und Herausgeber<br />
der „Lichtbildbühne" Berlin 1933 Schriftleiter der Zeitschrift „Schild", die energisch<br />
<strong>für</strong> die deutschbewußten Juden eintrat. Dazu vgl. Max Gruenewald: The Beginning of the<br />
Reichsvertretung, in: Publications of the Leo Baeck <strong>Institut</strong>e, Year Book I (1956) S. 62ff.<br />
Wollenberg emigrierte 1938 nach England und starb 1952 in London.<br />
32 Gleichlautende Verfügungen der Geheimen Staatspolizeistellen ergingen unregelmäßig<br />
und wurden gelegentlich in der Presse mitgeteilt (vgl. die Notiz in der Jüdischen Rundschau<br />
Nr. 18 vom 1. 3. 1935 und den Leitartikel in Nr. 19 vom 5. 3. 1935. Vgl. Dokument Nr. 12).