View/Open - JUWEL - Forschungszentrum Jülich
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3 Grundlagen der Anlagensubsysteme<br />
mt werden. Eine Besonderheit bei Verbrennungsreaktionen ist jedoch, dass selbst einer Verbrennung<br />
von einfachen Kohlenwasserstoffen überaus umfangreiche Reaktionsmechanismen<br />
zugrunde liegen. Aufgrund der komplexen Wechselwirkungen müssen diese zur Berechnung<br />
von Verbrennungsvorgängen berücksichtigt werden. Die Verwendung einfacher Formalkinetiken,<br />
bei denen die Reaktionsgeschwindigkeit von den Ausgangskonzentrationen der Hauptkomponenten<br />
wie Wasserstoff und Sauerstoff abhängt, ist daher nicht ohne weiteres möglich.<br />
Für eine aussage kräftige Beurteilung der Reaktionen müssen stattdessen detaillierte Radikalkettenreaktionen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Das Prinzip der Radikalkettenreaktionen soll an hand der Wasserstoffverbrennung erläutert werden.<br />
Diese läuft in der Realität nicht direkt nach der Bruttoreaktionsgleichung 3.24 ab, sondem<br />
über Elementarreaktionen mit den reaktiven Teilchen H, 0 und OH als Zwischenprodukten. Die<br />
Teilschritte des Reaktionsmechanismus sind in Tabelle 3.2 angegeben. In den Gleichungen<br />
werden für einzelne Reaktionen benötigte Stoßpartner, die sich bei der Reaktion selbst nicht<br />
verändern, mit M bezeichnet.<br />
Tabelle 3.2: Wichtigste Elementarreaktionen der Wasserstoffverbrennung [58, p. 117].<br />
H 2 +0 2 H20H· Ketteneinleitung (GI. 3.31)<br />
OH·+ H 2 H H 2 O+H· Kettenfortpflanzung (GI. 3.32)<br />
H·+ O 2 HOH·+ O· Kettenverzweigung (GI. 3.33)<br />
0·+ H 2 H OH·+ H· Kettenverzweigung (GI. 3.34)<br />
HH )fH 2<br />
Kettenabbruch (heterogen) (GI. 3.35)<br />
H·+ O 2 +M H H0 2 +M Kettenabbruch (homogen) (GI. 3.36)<br />
Für die Verbrennung eines als SOFC-Abgas typischen Gemisches aus den Brenngasen H2 ,<br />
CO, CH 4 sowie Inertgaser:l sind einschließlich der in Tabelle 3.2 genannten Reaktionen fast 40<br />
Elementarreaktionen erforderlich. Diese stellen die bedeutendsten Reaktionen des vorliegenden<br />
Verbrennungssystems dar. Darüber hinaus sind in der Literatur eine Vielzahl weiterer Elementarreaktionen<br />
für andere Brenngaskomponenten bekannt [60]. Die Teilreaktionen für die<br />
Verbrennung von H 2<br />
, CO und CH 4 sowie die dazugehörigen kinetischen Parameter sind im Anhang<br />
aufgeführt. Bruttoreaktionskinetiken für die Gleichungen 3.24 bis 3.27 haben aufgrund der<br />
hohen Druck- und Temperaturabhängigkeit der Elementarreaktionen nur eine begrenzte Aussagekraft,<br />
so dass zur Ermittlung der Reaktionskinetik - sofem keine Messdaten vorliegen - auf<br />
diese ausführlichen Reaktionsmechanismen zurückgegriffen werden muss [61, p. 84]. Dies führt<br />
mathematisch zu einem System gewöhnlicher Differentialgleichungen. Ergeben die Berechnungen<br />
im Vergleich zur Verweilzeit sehr schnelle Reaktionen, so kann die Verbrennung nach dem<br />
Konzept der unendlich schnellen Chemie [58, p. 146] als vollständiger Umsatz entsprechend<br />
der Bruttoreaktionsgleichungen 3.24 bis 3.27 angenommen werden. In diesem Fall vereinfacht<br />
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