Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz
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15<br />
KSS<br />
Pausenempfehlung<br />
an Fahrer<br />
Expertenbefragung (N = 12) Nutzerbefragung (N = 20)<br />
Unterbrechung bei nächstbietender<br />
Gelegenheit<br />
Ab wenn würden Sie eine<br />
Fahrt unterbrechen?<br />
6 Zeichen der Müdigkeit 25 % 8,3 % -<br />
7 Müde, leicht wach zu bleiben 50 % 25 % 15 %<br />
8 Müde, schwer wach zu bleiben 25 % 50 % 75 %<br />
9 Sehr müde, Kampf gegen Schlaf -<br />
16,7 % 10 %<br />
Tab. 2: Wann ist aus Experten- und Fahrersicht die Grenze der Fahrtüchtigkeit erreicht? <strong>Das</strong> Urteil wird auf Basis der Karolinska<br />
Sleepiness Scale gefällt<br />
ren (Ausnahme ist das videobasierte Expertenrating)<br />
ist eine Differenzierung von beginnender,<br />
mittlerer, schwerer und schwerster Müdigkeit<br />
zumindest intraindividuell möglich. Von einer Generalisierbarkeit<br />
der Werte ist nicht auszugehen. So<br />
kann „Kampf gegen den Schlaf“ von Fahrer zu<br />
Fahrer unterschiedlich interpretiert werden (ein<br />
Fahrer aus der Nutzerbefragung bewertete bspw.<br />
seine Müdigkeit zu einem Warnzeitpunkt nur mit<br />
KSS-Stufe 8, da er „nur ein paar Mal Sekundenschlaf<br />
gehabt habe, aber noch nicht gegen das Einschlafen<br />
kämpfte“). Als zusätzliches Maß ist die<br />
Erfassung der Selbsteinschätzung zu empfehlen.<br />
Insbesondere bei der Auslegung von Müdigkeitswarnsystemen<br />
im Fahrzeug ist sie für viele Fahrer<br />
eine wichtige Referenz, an der sich die Systemfunktionalität<br />
messen lassen muss.<br />
3.4 Verhaltensbasierte Messverfahren<br />
3.4.1 Fahrperformanz<br />
Der Zusammenhang zwischen eingeschränkter<br />
Fahrperformanz und Müdigkeit ist nicht nur dem<br />
Augenschein nach valide. Empirische Studien belegen<br />
die müdigkeitsbedingten Beeinträchtigungen<br />
der Fahrtüchtigkeit. So treten mit steigender Müdigkeit<br />
Fahrfehler zunehmend häufiger auf (siehe<br />
Bild 1).<br />
Die Fahrermüdigkeit kann sich in unterschiedlichen<br />
Fahrverhaltensmaßen äußern. Umfassend untersucht<br />
wurde bislang der Einfluss von Müdigkeit auf<br />
das Lenkverhalten und die Güte der Spurhaltung<br />
der Fahrer. Weitere Performanzmaße, wie z. B. die<br />
Fahrgeschwindigkeit und deren Variabilität, der Abstand<br />
zum vorausfahrenden Fahrzeug (bzw. Time<br />
Headway) oder die Reaktionszeit des Fahrers wurden<br />
nur selten verwendet und zeigen teils inkonsistente<br />
Ergebnisse.<br />
Bild 1: Zusammenhang zwischen subjektiver Müdigkeit (KSS)<br />
und der Anzahl kleinerer (schwarz) und größerer (weiß)<br />
Fahrfehler (REYNER & HORNE 1998)<br />
Lenkverhalten<br />
Wache Fahrer halten über kontinuierlich regelnde<br />
Lenkbewegungen ihr Fahrzeug in der Spur. Bei Müdigkeit<br />
nehmen die regelmäßigen Lenkbewegungen<br />
ab, und es treten vermehrt schnellere und größere<br />
Korrekturbewegungen auf. Diese Veränderungen<br />
des Lenkverhaltens werden als Müdigkeitsindikatoren<br />
herangezogen, so z. B. die<br />
• Amplitude der Lenkkorrekturen,<br />
• Standardabweichung der Lenkkorrekturen,<br />
• Anzahl der Zeit, in der eine gesetzte Lenkwinkelgröße<br />
und/oder -geschwindigkeit überschritten<br />
wird,<br />
• das Verhältnis schneller zu langsamer Lenkkorrekturen.<br />
Bei Müdigkeit treten kleinere Lenkkorrekturen seltener,<br />
größere häufiger auf. Die mittlere Amplitude<br />
und die Standardabweichung des Lenkwinkels nehmen<br />
zu (THIFFAULT & BERGERON 2003;<br />
BROOKHUIS & de WAARD 1993). Die Häufigkeit