Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz
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chung technisch umsetzbar, doch aus unterschiedlichen<br />
Gründen (z. B. Akzeptanz der Fahrer, Aufwand<br />
und Kosten) bei Berufskraftfahrern und insbesondere<br />
Privatfahrern „unrealistisch“ [DEL].<br />
6.4.4 Eignung zum Einsatz bei<br />
Verkehrskontrollen<br />
Bei keinem einzigen Messverfahren gelten die<br />
Voraussetzungen zu einem Einsatz bei Verkehrskontrollen<br />
als erfüllt. Ein Grund dafür liegt in der<br />
geringen Praktikabilität der Anwendung. Erforderlich<br />
wären z. B. „Fahrtenschreiber“ zur kontinuier -<br />
lichen und stets abrufbereiten Datenerfassung<br />
(Spurhaltung, Lenkverhalten oder Lidschluss), eine<br />
entsprechende „Laborausstattung“ und „geschulte<br />
Anwender“ (EEG) [DEL]. Eine „Begutachtung durch<br />
die Polizei könnte als Expertenrating gelten“, allerdings<br />
wäre dieses Verfahren aufgrund „mangelnder<br />
Schulung“ [DEL] und v. a. hoher situativer Aktivierung<br />
(→ hohe Reaktivität) nicht mit der gängigen<br />
Vorgehensweise vergleichbar. Dazu müssten<br />
Videoaufnahmen des Fahrers zur Begutachtung<br />
vorliegen. Mit der wichtigste Grund für die fehlende<br />
Eignung dieser Messverfahren liegt vermutlich in<br />
der eingeschränkten Objektivität der Messung und<br />
der Interpretation. In der standardisierten Testsituation<br />
und der Verfügbarkeit konkreter Grenzwerte<br />
zur Beurteilung des Messwerts wird der grundlegende<br />
Vorteil des PST gesehen. Als einziges Verfahren<br />
wird es für einen Einsatz bei Verkehrskontrollen<br />
zumindest in Betracht gezogen. Weniger<br />
dringlich erscheint für eine praktische Anwendbarkeit<br />
die vorgeschlagene „Verkürzung der Messdauer<br />
auf 5-7 min“ [DEL]. Hochrelevant wäre jedoch<br />
zum einen der Nachweis der Nichtreaktivität der<br />
Messung, zum anderen der Nachweis, dass die<br />
Grenzwerte, die wache, auffällige und kritische<br />
Fahrer voneinander trennen, hoch mit der eingeschränkten<br />
Fahrtauglichkeit korrelieren. Selbst bei<br />
Erfüllung dieser Voraussetzungen müsste für den<br />
Einsatz des Verfahrens bei Verkehrskontrollen der<br />
Nachweis der Einzelfallgerechtigkeit noch erbracht<br />
werden.<br />
6.5 Fehlender Goldstandard zur<br />
Müdigkeitserfassung<br />
Die meistgeäußerte Anmerkung der Experten bei<br />
der Beurteilung der Messverfahren nach dem<br />
Gütekriterienkatalog bezog sich auf das Fehlen<br />
eines Goldstandards als Eichmaß der Gütebeurteilung.<br />
Ähnlich häufig wurde angemerkt, dass ein<br />
Messverfahren alleine keine valide Müdigkeitsdetektion<br />
ermöglicht. Um erschließen zu können, welche<br />
Kombination an Messverfahren dem Goldstandard<br />
der Müdigkeitserfassung am nächsten kommt,<br />
wurde in der zweiten Delphi-Runde folgende Frage<br />
an die Expertenrunde gerichtet:<br />
„Sie stehen vor der Aufgabe, ein neues Müdigkeitsmessverfahren<br />
nach seiner Eignung zur Müdigkeitserfassung<br />
während der Fahrt zu beurteilen.<br />
Hierfür benötigen Sie ein maximal valides Referenzmaß.<br />
Kosten und Aufwand spielen keine Rolle,<br />
die Wahl des Settings obliegt ganz Ihnen. Welche<br />
Methode(n) wählen Sie?“<br />
Die Antworten lauteten (in gekürzter Ausführung)<br />
wie folgt:<br />
• „Lidschluss und Lenkverhalten“,<br />
• „EEG in Zusammenhang mit EOG“<br />
• „Spurhaltung, Lenkverhalten mit Lidschlussverhalten“,<br />
• „Kombination aus Selbsteinschätzung und Experteneinschätzung“,<br />
• „vor und nach der Fahrt PST und Daueraufmerksamkeitstest,<br />
während der Fahrt: EEG,<br />
Lenkverhalten, Spurhaltung“,<br />
• „Expertenrating, EEG, subjektive Aussagen der<br />
Fahrer“,<br />
• „Aufzeichnung mit allen Verfahren plus Selbstbeurteilung“.<br />
Betont wurde auch die Bedeutsamkeit methodischer<br />
Aspekte bei der Datenerhebung und -auswertung:<br />
• Kontextabhängigkeit der Erfassung (Fahrpausen<br />
bzw. während der Fahrt),<br />
• Berücksichtigung interindividueller Motivationslagen,<br />
• keine Linearkombination der Messverfahren,<br />
• Verankerung an Quasi-Ground-Truth-Referenzkriterien.<br />
Zwölf Vorschläge liegen vor – und alle zwölf Vorschläge<br />
unterscheiden sich voneinander. Einigkeit<br />
besteht in folgenden Aspekten: Ein Einsatz von