Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz
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würdige Beleg der Nichtreaktivität der Messung.<br />
Auch zeugen hoch abweichende Normwerte nicht<br />
unmittelbar von vorliegender Fahrermüdigkeit – sie<br />
geben lediglich Aufschluss über die Verteilung der<br />
Werte in der Population der 20- bis 60-Jährigen.<br />
Die Anwendung der Normwerte zur Ableitung des<br />
Anteils müder Fahrer auf Autobahnen liefert angesichts<br />
des Forschungsstands keine belastbaren<br />
Aussagen.<br />
<strong>Das</strong> Potenzial des PST zur validen Erfassung der<br />
Fahrermüdigkeit wird als hoch bewertet. Weitere<br />
Forschungsaktivitäten werden zeigen, wie sich der<br />
im Kontext der Fahrermüdigkeitserfassung noch<br />
nicht etablierte PST bewährt.<br />
6.4 Eignung der Messverfahren für<br />
unterschiedliche Einsatzgebiete<br />
6.4.1 Vorgehen<br />
Ziel war es, die Eignung der Messverfahren für die<br />
drei folgenden Einsatzgebiete zu beurteilen:<br />
• Forschung & Entwicklung: Grundlagenforschung<br />
und Entwicklung von Technologien zur<br />
Müdigkeitserfassung.<br />
• Müdigkeitswarnsystem im Fahrzeug: anwendungsreifes<br />
Warnsystem für private und kommerziell<br />
tätige Kraftfahrzeugführer.<br />
• Verkehrskontrolle: Identifizierung eines kritischen<br />
Müdigkeitszustands im Rahmen einer<br />
Verkehrsüberwachung mit den entsprechenden<br />
verkehrsrechtlichen Konsequenzen für den<br />
Fahrer.<br />
Dazu beurteilten die zwölf Experten in Delphi-<br />
Runde 1 anhand des Kriterienkatalogs (vgl. Tabelle<br />
7), ob die Erfüllung der Gütekriterien für die<br />
drei genannten Einsatzbereiche a) notwendig, b)<br />
wünschenswert oder c) nicht relevant ist. Die drei<br />
Anforderungsprofile mit den Kriterien, die die Messverfahren<br />
bei einem entsprechenden Einsatz erfüllen<br />
müssen, sind in Tabelle 15 aufgeführt. Nicht in<br />
das Anforderungsprofil aufgenommen wurden die<br />
Kriterien, deren Erfüllung lediglich als wünschenswert<br />
galt. Bei nicht einstimmigen Urteilen entschied<br />
man sich für das meistgenannte Urteil.<br />
Auf Basis der in Tabelle 15 erstellten Anforderungsprofile<br />
beurteilten die zwölf Teilnehmer in Delphi-<br />
Runde 2 die Eignung der Messverfahren für die unterschiedlichen<br />
Einsatzgebiete. Folgende Antwortoptionen<br />
waren zur Auswahl gestellt:<br />
• ja (geeignet),<br />
• nein (nicht geeignet),<br />
• vorausgesetzt, dass ... (bedingte Eignung unter<br />
der Voraussetzung, dass bestimmte Anforderungen<br />
erfüllt werden).<br />
Die Ergebnisse der Zuordnung der sechs Müdigkeitsmessverfahren<br />
zu Einsatzgebieten werden<br />
nachfolgend erläutert. Eine Übersicht der Zuordnungen<br />
bietet Tabelle 16.<br />
Die Reliabilität, die Kriteriumsvalidität und die<br />
Nichtreaktivität der Messverfahren müssen unabhängig<br />
vom Einsatzzweck gegeben sein. Ein Einsatz<br />
bei Forschung & Entwicklung stellt die vergleichsweise<br />
geringsten Anforderungen an die<br />
Messverfahren. Doch wird hoher Wert auf die<br />
Messgüte gelegt.<br />
Beim Einsatz als Müdigkeitswarnsystem im Fahrzeug<br />
spielen die Praktikabilität und alle akzeptanzförderlichen<br />
Faktoren eine große Rolle. Überraschend<br />
ist, dass weder die Sensitivität noch die<br />
Spezifität als notwendig beurteilt wurden.<br />
Die Praktikabilität ist hingegen beim Einsatz bei<br />
Verkehrskontrollen von nachgeordneter Bedeutung.<br />
Dahingegen wird insbesondere die hohe<br />
Relevanz der Validitätskriterien betont. Die Notwendigkeit,<br />
akzeptierte Grenzwerte zur Beurteilung der<br />
Fahrermüdigkeit vorweisen zu können, stellt neben<br />
der Generalisierbarkeit eine nach dem aktuellen<br />
Forschungsstand kaum realisierbare Anforderung<br />
an die Messverfahren.<br />
6.4.2 Eignung für Forschung und Entwicklung<br />
Alle sechs Messverfahren eignen sich für einen<br />
Einsatz in Forschung und Entwicklung. Dies ist<br />
wenig überraschend, da die in der Delphi-Studie<br />
diskutierten Messverfahren aus Expertensicht auch<br />
zu den validesten Messverfahren zählen. Bei fünf<br />
der sechs Verfahren erweist sich das Urteil der<br />
zwölf Teilnehmer als weitgehend übereinstimmend<br />
mit vergleichsweise wenig kritischen Stimmen. Eine<br />
größere Heterogenität besteht hingegen bei der<br />
Beurteilung des PST. Dies geht vermutlich auf die<br />
auch im Workshop kontrovers diskutierte Frage der<br />
Reaktivität und der Validität des PST zurück.