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Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz

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57<br />

Messgüte<br />

Die Reliabilität und die Sensitivität des PST gelten<br />

als „eher“ erfüllt, ein „Vorteil des Verfahrens besteht<br />

darin, dass es kontinuierliche Parameter liefert, die<br />

auch beginnende Schläfrigkeit detektieren lassen“<br />

[DEL]. Der mittelmäßigen Spezifität zufolge ist eine<br />

Fehlklassifizierung wacher Fahrer als müde möglich<br />

(vgl. Reaktivität). Die Fähigkeit des PST zur validen<br />

Differenzierung zwischen beginnender und<br />

schwerer Müdigkeit ist unter Experten sehr umstritten<br />

[WS]. Die kritische Beurteilung steht in Zusammenhang<br />

mit der ebenfalls kritisch diskutierten<br />

Kriteriumsvalidität und Reaktivität [WS]. Die positiveren<br />

Bewertungen gründen zum einen auf dem<br />

Vorliegen von Normwerten für normale, auffällige<br />

und kritische Werte (WILHELM 2007) und zum<br />

anderen auf Studien, die signifikante Korrelationen<br />

des PUI zu anderen Müdigkeitsmessverfahren aufzeigen<br />

(SCHNIEDER et al. 2012; WILHELM 2007;<br />

WEIL VEGA 2007).<br />

Validität<br />

Die externe Validität des PST wird als gering bewertet.<br />

Ein Zusammenhang zwischen dem PUI und<br />

einer beeinträchtigten Fahrtüchtigkeit im realen<br />

Straßenverkehr ist bislang nicht belastbar belegt,<br />

es besteht „weiterer Forschungsbedarf“ [WS].<br />

Strittig ist das Ausmaß der Generalisierbarkeit. Die<br />

einen verweisen auf die existierenden Normwerte:<br />

„Identische Messwerte bei unterschiedlichen Personen<br />

zeigen vergleichbare Müdigkeitsausausprägungen“<br />

[DEL], die anderen befürworten den<br />

„intraindividuellen Vergleich“ [DEL] mit der individuellen<br />

Baseline. Allgemein akzeptierte Grenzwerte,<br />

ab denen eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr<br />

fraglich ist, liegen nicht vor. Die existierenden<br />

Normwerte wurden auf Basis einer „statistischen<br />

Norm festgelegt ohne Mapping zur Müdigkeit“<br />

[WS].<br />

Stabilität<br />

Eine willentliche Verfälschung der Messergebnisse<br />

des PST gilt als ausgeschlossen. Da die Messung<br />

in einem ruhigen Raum unter Abschirmung äußerer<br />

Einflüsse stattfindet, ist die Robustheit gewährleistet,<br />

doch die Anwendung während der Fahrt ausgeschlossen.<br />

Der wohl umstrittenste Aspekt in der<br />

Diskussion um den PST betrifft das Ausmaß der<br />

Reaktivität der Messung. Die einen vertreten die<br />

Ansicht, dass durch das elfminütige ruhige Sitzen<br />

im Dunkeln eher ein Erholungseffekt eintritt, der<br />

sich mit der müdigkeitsinduzierenden Testsituation<br />

in etwa die Waage hält [DEL]. Die anderen sind der<br />

Überzeugung, dass das Setting eher eine starke<br />

Müdigkeit bis hin zum Einschlafen hervorruft [DEL].<br />

<strong>Das</strong>s Studien mehrfach vom Einschlafen der Probanden<br />

während der Messung berichten, wurde<br />

bislang auf die Müdigkeit der Probanden attribuiert.<br />

Eine Studie mit gesunden, nicht schlafdeprivierten<br />

Probanden, die Einschlafereignisse während der<br />

Messung berichtet, wirft jedoch berechtigte Zweifel<br />

an der Nichtreaktivität des PST auf (STUIBER<br />

2006). Aufgrund der zur Messung erforderlichen<br />

Rahmenbedingungen (elfminütiges Sitzen im Dunkeln<br />

und Fixieren eines Lichtpunkts) wird das Verfahren<br />

als intrusiv bewertet.<br />

Praktikabilität<br />

<strong>Das</strong>s die Messung während der Fahrt nicht möglich<br />

ist, bedarf keiner weiteren Erklärung. Die zeitliche<br />

Ökonomie der Messung ist eingeschränkt. Derzeit<br />

laufen bei AmTech (Systemhersteller des PST) Bemühungen,<br />

die Messdauer von elf auf sechs Minuten<br />

zu verkürzen. Die Auswertung hingegen ist automatisiert<br />

und damit unaufwändig. Die zur Messung<br />

erforderliche Expertise kann in einer halbtägigen<br />

Schulung vermittelt werden [DEL]. Eher hoch<br />

wurde die Akzeptanz bewertet, mit der Fahrer im<br />

alltäglichen Straßenverkehr die zur Erfassung notwendige<br />

Prozedur aufnehmen würden. <strong>Das</strong> ist<br />

recht überraschend, da die Messung einen „starken<br />

Eingriff“ darstellt, der „nur in Extremsituationen<br />

akzeptabel“ ist [DEL].<br />

Fazit<br />

Der PST erlaubt nach dem derzeitigen Forschungsstand<br />

eine „eher“ valide Müdigkeitsdetektion. Die<br />

Eignung des PST in der schlafmedizinischen Diag -<br />

nostik wird hier nicht infrage gestellt. Doch ist bislang<br />

der Zusammenhang zwischen dem PUI und<br />

einer beeinträchtigten Fahrtüchtigkeit im realen<br />

Straßenverkehr nicht belastbar belegt.<br />

Bestechend ist der Vorteil der standardisierten Versuchsdurchführung<br />

und der objektiven Ergebnisinterpretation<br />

auf Basis der vorliegenden Normwerte.<br />

Dies dürfte neben der Unverfälschbarkeit<br />

und Robustheit mit der Grund dafür sein, dass von<br />

allen diskutierten Messverfahren einzig der PST für<br />

einen Einsatz bei Verkehrskontrollen durch die<br />

Polizei in Betracht gezogen wurde. Dafür wäre<br />

jedoch der belastbare Nachweis einer (v. a. extern)<br />

validen Messung ebenso erforderlich wie der glaub-

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