Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz
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Messgüte<br />
Die Reliabilität und die Sensitivität des PST gelten<br />
als „eher“ erfüllt, ein „Vorteil des Verfahrens besteht<br />
darin, dass es kontinuierliche Parameter liefert, die<br />
auch beginnende Schläfrigkeit detektieren lassen“<br />
[DEL]. Der mittelmäßigen Spezifität zufolge ist eine<br />
Fehlklassifizierung wacher Fahrer als müde möglich<br />
(vgl. Reaktivität). Die Fähigkeit des PST zur validen<br />
Differenzierung zwischen beginnender und<br />
schwerer Müdigkeit ist unter Experten sehr umstritten<br />
[WS]. Die kritische Beurteilung steht in Zusammenhang<br />
mit der ebenfalls kritisch diskutierten<br />
Kriteriumsvalidität und Reaktivität [WS]. Die positiveren<br />
Bewertungen gründen zum einen auf dem<br />
Vorliegen von Normwerten für normale, auffällige<br />
und kritische Werte (WILHELM 2007) und zum<br />
anderen auf Studien, die signifikante Korrelationen<br />
des PUI zu anderen Müdigkeitsmessverfahren aufzeigen<br />
(SCHNIEDER et al. 2012; WILHELM 2007;<br />
WEIL VEGA 2007).<br />
Validität<br />
Die externe Validität des PST wird als gering bewertet.<br />
Ein Zusammenhang zwischen dem PUI und<br />
einer beeinträchtigten Fahrtüchtigkeit im realen<br />
Straßenverkehr ist bislang nicht belastbar belegt,<br />
es besteht „weiterer Forschungsbedarf“ [WS].<br />
Strittig ist das Ausmaß der Generalisierbarkeit. Die<br />
einen verweisen auf die existierenden Normwerte:<br />
„Identische Messwerte bei unterschiedlichen Personen<br />
zeigen vergleichbare Müdigkeitsausausprägungen“<br />
[DEL], die anderen befürworten den<br />
„intraindividuellen Vergleich“ [DEL] mit der individuellen<br />
Baseline. Allgemein akzeptierte Grenzwerte,<br />
ab denen eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr<br />
fraglich ist, liegen nicht vor. Die existierenden<br />
Normwerte wurden auf Basis einer „statistischen<br />
Norm festgelegt ohne Mapping zur Müdigkeit“<br />
[WS].<br />
Stabilität<br />
Eine willentliche Verfälschung der Messergebnisse<br />
des PST gilt als ausgeschlossen. Da die Messung<br />
in einem ruhigen Raum unter Abschirmung äußerer<br />
Einflüsse stattfindet, ist die Robustheit gewährleistet,<br />
doch die Anwendung während der Fahrt ausgeschlossen.<br />
Der wohl umstrittenste Aspekt in der<br />
Diskussion um den PST betrifft das Ausmaß der<br />
Reaktivität der Messung. Die einen vertreten die<br />
Ansicht, dass durch das elfminütige ruhige Sitzen<br />
im Dunkeln eher ein Erholungseffekt eintritt, der<br />
sich mit der müdigkeitsinduzierenden Testsituation<br />
in etwa die Waage hält [DEL]. Die anderen sind der<br />
Überzeugung, dass das Setting eher eine starke<br />
Müdigkeit bis hin zum Einschlafen hervorruft [DEL].<br />
<strong>Das</strong>s Studien mehrfach vom Einschlafen der Probanden<br />
während der Messung berichten, wurde<br />
bislang auf die Müdigkeit der Probanden attribuiert.<br />
Eine Studie mit gesunden, nicht schlafdeprivierten<br />
Probanden, die Einschlafereignisse während der<br />
Messung berichtet, wirft jedoch berechtigte Zweifel<br />
an der Nichtreaktivität des PST auf (STUIBER<br />
2006). Aufgrund der zur Messung erforderlichen<br />
Rahmenbedingungen (elfminütiges Sitzen im Dunkeln<br />
und Fixieren eines Lichtpunkts) wird das Verfahren<br />
als intrusiv bewertet.<br />
Praktikabilität<br />
<strong>Das</strong>s die Messung während der Fahrt nicht möglich<br />
ist, bedarf keiner weiteren Erklärung. Die zeitliche<br />
Ökonomie der Messung ist eingeschränkt. Derzeit<br />
laufen bei AmTech (Systemhersteller des PST) Bemühungen,<br />
die Messdauer von elf auf sechs Minuten<br />
zu verkürzen. Die Auswertung hingegen ist automatisiert<br />
und damit unaufwändig. Die zur Messung<br />
erforderliche Expertise kann in einer halbtägigen<br />
Schulung vermittelt werden [DEL]. Eher hoch<br />
wurde die Akzeptanz bewertet, mit der Fahrer im<br />
alltäglichen Straßenverkehr die zur Erfassung notwendige<br />
Prozedur aufnehmen würden. <strong>Das</strong> ist<br />
recht überraschend, da die Messung einen „starken<br />
Eingriff“ darstellt, der „nur in Extremsituationen<br />
akzeptabel“ ist [DEL].<br />
Fazit<br />
Der PST erlaubt nach dem derzeitigen Forschungsstand<br />
eine „eher“ valide Müdigkeitsdetektion. Die<br />
Eignung des PST in der schlafmedizinischen Diag -<br />
nostik wird hier nicht infrage gestellt. Doch ist bislang<br />
der Zusammenhang zwischen dem PUI und<br />
einer beeinträchtigten Fahrtüchtigkeit im realen<br />
Straßenverkehr nicht belastbar belegt.<br />
Bestechend ist der Vorteil der standardisierten Versuchsdurchführung<br />
und der objektiven Ergebnisinterpretation<br />
auf Basis der vorliegenden Normwerte.<br />
Dies dürfte neben der Unverfälschbarkeit<br />
und Robustheit mit der Grund dafür sein, dass von<br />
allen diskutierten Messverfahren einzig der PST für<br />
einen Einsatz bei Verkehrskontrollen durch die<br />
Polizei in Betracht gezogen wurde. Dafür wäre<br />
jedoch der belastbare Nachweis einer (v. a. extern)<br />
validen Messung ebenso erforderlich wie der glaub-