Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz
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die Generalisierbarkeit stark ein (INGRE et al.<br />
2006a) und legen eine Individualisierung über<br />
Baselinevergleiche nahe. Für die SDLP existieren –<br />
vielleicht nicht allgemein bekannte aber unter Experten<br />
akzeptierte – Grenzbereiche zur Bestimmung<br />
der Fähigkeit zur Fahrzeugführung [WS].<br />
Stabilität<br />
Eine willentliche Manipulierbarkeit der Datenerfassung<br />
zur Vortäuschung eines wacheren Zustands<br />
ist zwar nicht auszuschließen, erscheint aber eher<br />
unwahrscheinlich. Die Datenerhebung (Positionsinformationen<br />
im Simulator bzw. kamerabasierte Erfassung<br />
der Spurmarkierungen im realen Fahrzeug)<br />
erfolgt unbemerkt und ist daher weder reaktiv<br />
noch intrusiv. Allerdings beeinflussen unterschiedliche<br />
Umgebungsfaktoren die Spurhaltung.<br />
Wie auch das Lenkverhalten ist die laterale Spurposition<br />
nur auf geraden Strecken interpretierbar.<br />
Probleme bei der Müdigkeitsdetektion bereiten<br />
schon mäßiger Alkoholkonsum (BROOKHUIS<br />
1993), Ablenkung des Fahrers, Fahrbahneigenschaften<br />
oder Seitenwind [DEL]. Bei längeren<br />
Analysezeiträumen (mind. 1 Minute) fallen manche<br />
Störfaktoren wie z. B. die Fahrbahnbeschaffenheit<br />
weniger ins Gewicht [WS].<br />
Praktikabilität<br />
Die Vereinbarkeit mit der Fahraufgabe ist bei fahrperformanzbasierten<br />
Maßen unstrittig. Die erfassten<br />
Daten können zeitnah ausgewertet werden. Im<br />
Vergleich zum Lenkverhalten wird die zur Erfassung<br />
und Auswertung erforderliche Expertise als<br />
eher gering eingestuft – dies mag jedoch u. a. vom<br />
Kontext der Erfassung (z. B. Realfahrzeug vs.<br />
Simulator) abhängen. Die Akzeptanz dieses Messverfahrens<br />
durch Fahrer im alltäglichen Straßenverkehr<br />
dürfte – ähnlich der Erfassung des Lenkverhaltens<br />
– recht hoch sein.<br />
Fazit<br />
Die Erfassung der Spurhaltung bietet nach dem aktuellen<br />
Forschungsstand eine „eher“ valide Erfassung<br />
der Fahrermüdigkeit. Als Maß der Fahrperformanz<br />
erscheint die Spurhaltung nach Auswahl<br />
durch nur drei (versus sechs) Experten dem Lenkverhalten<br />
in seiner Güte nachgeordnet. Dem Bewertungsprofil<br />
nach zu urteilen, stünden die Maße<br />
der Spurhaltung dem Lenkverhalten allein in ihrer<br />
noch geringeren Spezifität und Robustheit nach.<br />
Ansonsten spricht das weitgehend vergleichbare<br />
Bewertungsprofil für nur gering nuancierte Güteunterschiede<br />
beider Verfahrensgruppen. Die externe<br />
Validität steht der des Lenkverhaltens in nichts<br />
nach. Zu berücksichtigen ist auch hier die eingeschränkte<br />
Übertragbarkeit konkreter Werte der<br />
SDLP (cm) oder TLC (s) vom Simulator auf den<br />
Straßenverkehr [WS]. Dies mag weniger an den unterschiedlichen<br />
Spurbreiten als vielmehr an der ungleich<br />
höheren Toleranz der Fahrer gegenüber<br />
Spurabweichungen in einer künstlichen Fahrsituation<br />
liegen. Auf mögliche Unterschiede zwischen<br />
verschiedenen Parametern wurde bei der Erstellung<br />
und Diskussion des Bewertungsprofils kaum<br />
eingegangen. Bei der SDLP als dem „mit Abstand<br />
am häufigsten untersuchten Maß“ [WS] liegen bereits<br />
umfassende Erkenntnisse vor.<br />
Eine gewisse Sensitivität darf hier als belegt gelten<br />
(INGRE et al. 2006a). Weniger sensitiv, aber spezifischer<br />
erscheint hingegen die TLC. [Die TLC]<br />
„appeared to capture the essence of degraded<br />
driving performance better than […] steering,<br />
speed, lane position and SDLP“ (VERWEY &<br />
ZAIDEL 2000). So akkurat Warnungen an die<br />
Fahrer bei einer TLC von 0,5 s auch sein mögen, so<br />
kritisch ist der dem Fahrer verbleibende Handlungszeitraum,<br />
diese zu beurteilen. Die Voraussetzungen<br />
für einen Einsatz von Maßen der Spurhaltung<br />
zur Auslegung von Müdigkeitswarnsystemen<br />
sind durch die vom Fahrer unbemerkte und zeitnahe<br />
Datenerfassung und -auswertung gegeben.<br />
Die im vorherigen Kapitel dargelegte Prognose zum<br />
weiteren Potenzial des Lenkverhaltens bei fortführenden<br />
Forschungsaktivitäten dürfte im gleichen<br />
Maße für die Erfassung der Spurposition gelten: Auf<br />
lange Sicht würde bei der Einführung der automatischen<br />
Längs- und Querregelung auf Autobahnen<br />
die Erfassung der Spurhaltung an Bedeutung verlieren<br />
[WS].<br />
6.3.3 EEG<br />
Vier der zwölf Experten wählten das EEG als eines<br />
der drei validesten Müdigkeitsmessverfahren. Ein<br />
Experte führte keinen konkreten Indikator an, und<br />
die anderen drei nannten<br />
• Frequenzbänder (1 x),<br />
• Alphaspindeln (1 x),<br />
• Mikroschlafdichte (1 x).