12.01.2014 Aufrufe

Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz

Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz

Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

65<br />

Messzeit von elf auf sechs Minuten könnte sich<br />

positiv auf die zeitliche Ökonomie der Testdurchführung<br />

und v. a. auf die mögliche Reaktivität<br />

auswirken. Wenn sich belastbare Belege<br />

für die valide und nicht reaktive Erfassung der<br />

Fahrermüdigkeit bei gesunden Fahrern zeigen,<br />

kann über mögliche Einsatzgebiete des PST<br />

diskutiert werden.<br />

• ­ Die hohe Heterogenität der Bewertung sämtlicher<br />

in der Delphi-Befragung diskutierten<br />

Messverfahren ist teils inhaltlich und teils<br />

methodisch begründet durch die unterschiedliche<br />

Auslegung der Gütekriterien und durch das<br />

Fehlen eines weithin akzeptierten Eichmaßes<br />

für Müdigkeit.<br />

• ­ Wie in zahlreichen Forschungsarbeiten bislang<br />

aufgeführt, gibt es nach wie vor keinen Goldstandard<br />

für die Müdigkeitserfassung. Die Wahl<br />

der Messverfahren sollte daher in Abhängigkeit<br />

des jeweiligen Ziels und Kontexts der Müdigkeitserfassung<br />

erfolgen. Die Abwesenheit eines<br />

Goldstandards führt dazu, dass die Experten für<br />

eine valide Müdigkeitsdetektion die Kombination<br />

von zwei oder mehr Messverfahren als erforderlich<br />

erachten.<br />

Gütekriterienkatalog<br />

• ­ Der im Rahmen des Projekts entwickelte und<br />

anhand des Expertenfeedbacks überarbeitete<br />

Kriterienkatalog bietet eine Diskussions- und<br />

Bewertungsgrundlage zum Vergleich von Messverfahren.<br />

• ­ Die vorliegenden Güteprofile der sechs Müdigkeitsmessverfahren<br />

bieten einen guten Überblick<br />

über deren jeweilige Vor- und Nachteile.<br />

Die als abschließend deklarierten Urteile sollten<br />

auch bei Konsens der Experten als begründeter<br />

Schätzwert interpretiert werden. Bewertungsunterschiede<br />

von einem halben Punkt zwischen<br />

Messverfahren dürfen nicht als erwiesene Überlegenheit<br />

eines Verfahrens über ein anderes interpretiert<br />

werden.<br />

• ­ Die Urteile zu den Gütekriterien variieren über<br />

die Kriterien und die Messverfahren. Während<br />

die Reliabilität und die Validität bei den sechs<br />

Messverfahren als eher erfüllt angesehen werden,<br />

gehen die Urteile bei der Intrusivität oder<br />

der Vereinbarkeit mit der Fahraufgabe weit auseinander.<br />

Die Kriterien Rechtssicherheit (im<br />

Sinne der Einzelfallgerechtigkeit) und Prädik -<br />

tionsgüte (4 h in Anlehnung an die Lenkzeitverordnung)<br />

sind für kein einziges Verfahren auch<br />

nur ansatzweise als erfüllt angesehen worden.<br />

• ­ Müdigkeitsbedingte Messwertänderungen sind<br />

im statistischen Gruppenvergleich und weniger<br />

im Einzelfall nachweisbar. Die Voraussetzungen<br />

für eine Generalisierbarkeit der Messwerte und<br />

damit für eine Formulierung allgemeingültiger<br />

Grenzwerte sind derzeit von keinem Verfahren<br />

erfüllt. Die Anzeichen und Folgen von Müdigkeit<br />

sind weder inter- und intraindividuell noch über<br />

unterschiedliche Situationen vergleichbar, insbesondere<br />

bei noch moderaten Müdigkeitsausprägungen.<br />

• ­ Wie bei den anderen Gütekriterien ist auch beim<br />

Vergleich der Sensitivität und Spezifität der<br />

Messverfahren allein ein intuitionsgeleitetes<br />

Expertenurteil möglich, da einschlägige empirische<br />

Befunde meist nicht vorliegen. Nur äußerst<br />

selten wird in Studien die Klassifikationsgüte,<br />

also der Anteil korrekter Klassifizierungen und<br />

fehlerhafter Erkennungen bzw. Zurückweisungen,<br />

berichtet, zumeist belässt man es bei Korrelationsmaßen.<br />

Die damit implizierte Annahme<br />

eines linearen Zusammenhangs wird selten hinterfragt,<br />

auch wenn sie angesichts des heutigen<br />

Wissenstandes fraglich scheint.<br />

• ­ Der fehlende Goldstandard, die Seltenheit von<br />

Studien im Realverkehr mit großen Stichproben<br />

und die mangelnde Vergleichbarkeit der Studien<br />

untereinander erschweren den Vergleich der<br />

Messverfahren. So wurde auch im Rahmen der<br />

Expertenbefragung wiederholt angemerkt, dass<br />

viele der in der Befragung getroffenen Aussagen<br />

mehr auf der Expertenintuition als auf einschlägigen<br />

Studien beruhen. Dies erschwert die<br />

Untermauerung der Ergebnisse mit konkreten<br />

empirischen Belegen. Die im vorliegenden Projekt<br />

durchgeführte Expertenbefragung kann<br />

diese nicht ersetzen, doch stellen die gesammelten<br />

Expertenurteile das wohl geeignetste<br />

Bewertungsinstrument dar, das angesichts des<br />

aktuellen Forschungsstands verfügbar ist.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!