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Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz

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untersucht, nicht müdigkeitsspezifisch und die<br />

Messung teils sehr intrusiv oder nicht mit der<br />

Fahraufgabe vereinbar.<br />

• ­ Während überzeugende Belege zur Eignung<br />

des Pupillografischen Schläfrigkeitstests (PST)<br />

in der schlafmedizinischen Diagnostik vorliegen,<br />

sind die Eignung zur Messung von temporären<br />

Fahrerzuständen und insbesondere die Verbindung<br />

zu Fahrleistungsbeeinträchtigungen nicht<br />

belegt. In Bezug auf die Ermittlung von Fahrerzuständen<br />

werden die Reaktivität des Messverfahrens<br />

und die Nicht-Vereinbarkeit der Messung<br />

mit der Fahraufgabe kritisch gesehen.<br />

• ­ Die Datenerhebung und insbesondere die Auswertung<br />

von EEG-Maßen erfordern ein beträchtliches<br />

Maß an Expertise. In den vergangenen<br />

Jahren wird die Verwendung von Spindeln<br />

statt der klassischen EEG-Frequenzbänder zunehmend<br />

gängiger. Neben überzeugenden Validitätsnachweisen<br />

weisen sie den Vorteil einer<br />

gegenüber den Frequenzbändern deutlich<br />

robusteren Erfassung auf, sodass die Anwendung<br />

im realen Straßenverkehr (noch zu Forschungszwecken)<br />

realistisch erscheint.<br />

• ­ Zu den etabliertesten und vermutlich validesten<br />

Müdigkeitsmaßen gehören die Parameter des<br />

Lidschlussverhaltens. Bei einer kamerabasierten<br />

Erfassung (anstelle des EOG) ist eine nur<br />

gering intrusive Erfassung der Fahrmüdigkeit<br />

während der Fahrt möglich, sofern Störfaktoren<br />

(Sonnenbrille, Blickabwendung) ausgeschlossen<br />

werden können. Indikatoren der Lidschlussund<br />

Öffnungsgeschwindigkeit werden ungleich<br />

seltener berichtet, während sie in der in Kapitel<br />

6.3.4 berichteten Expertenbefragung von hoher<br />

Relevanz sind.<br />

• ­ Nach wie vor fehlt ein Goldstandard der Müdigkeitserfassung.<br />

Selbst die nach dem Stand der<br />

Forschung validesten Müdigkeitsmessverfahren<br />

bieten keine fehlerfreie Müdigkeitsdetektion. Vor<br />

allem beginnende Müdigkeit ist schwer zu erkennen.<br />

Methodische Defizite<br />

Eine vergleichende Bewertung der Validität der<br />

Messverfahren auf Basis der Literaturüberschau<br />

ist mit erheblichen Einschränkungen verbunden.<br />

Die Vergleichbarkeit von Studien untereinander ist<br />

aus folgenden Gründen nicht oder nur teilweise gegeben:<br />

• ­ Müdigkeit wird auf unterschiedliche Weise induziert,<br />

z. B. über eine hohe Beanspruchung der<br />

Fahrer durch fordernde bzw. sehr monotone<br />

Fahrbedingungen über längere Zeit (Time on<br />

Task) oder durch einen partiellen oder vollständigen<br />

Schlafentzug. <strong>Das</strong> Ausmaß der Beanspruchung<br />

und die Dauer des Schlafentzugs variierten<br />

beträchtlich von Studie zu Studie.<br />

• ­ In Abhängigkeit von der Form der Müdigkeitsinduktion<br />

unterscheidet sich das Ausmaß der Müdigkeit<br />

der Probanden zwischen Studien. <strong>Das</strong>s<br />

leichte Müdigkeit nur unter Unsicherheit, schwere<br />

Müdigkeit hingegen hochvalide messbar ist,<br />

muss bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt<br />

werden. Vergleiche von Extremgruppen<br />

können somit außerordentlich hohe Effektstärke<br />

produzieren.<br />

• ­ In den Studien werden unterschiedliche Außenkriterien<br />

verwendet. <strong>Das</strong> gängigste darunter<br />

mag noch die Selbstbeurteilung der Müdigkeit<br />

sein – doch sind die Anzahl und (verbale) Verankerung<br />

der Skalenstufen zwischen unterschiedlichen<br />

Skalen nicht vergleichbar.<br />

• ­ Selbst nominell gleich lautende Parameter werden<br />

in einer anderen zeitlichen Auflösung erfasst<br />

oder unter Verwendung eines anderen<br />

Algorithmus ausgewertet.<br />

Bei der überwiegenden Zahl der Studien wird die<br />

Müdigkeitserfassung im Labor oder im Fahrsimulator<br />

geprüft. Einer Übersicht zufolge wurden 14 von<br />

15 Studien zu müdigkeitsbedingten Veränderungen<br />

der Fahrperformanz im Simulator durchgeführt<br />

(LIU et al. 2009). Die externe Validität und damit<br />

das Ausmaß der Generalisierbarkeit der im kontrollierten<br />

Setting erzielten Ergebnisse auf den realen<br />

Straßenverkehr sind vergleichsweise selten untersucht.<br />

Doch bestehen Zweifel an der Übertragbarkeit<br />

von Simulatorergebnissen auf die Realsituation.<br />

4 Übersicht bestehender<br />

Müdigkeitsmesssysteme<br />

Müdigkeitsmess- und -warnsysteme, die in der aktuellen<br />

Literatur aufgeführt werden, lassen sich<br />

nach unterschiedlichen Kriterien einteilen. In diesem<br />

Bericht wird die Kategorisierung der Systeme<br />

nach den Parametern, anhand derer die Müdigkeit<br />

des Fahrers eingeschätzt wird, vorgenommen:

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