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Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz

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54<br />

korrespondierender Müdigkeitsstadien über unterschiedliche<br />

Fahrer. Darüber hinaus bedarf es eines<br />

beträchtlichen Maßes an Expertise zur angemessenen<br />

Analyse der EEG-Daten.<br />

Es besteht ein enormes Potenzial, durch weitere<br />

Forschungsaktivitäten die valide Müdigkeitsdetektion<br />

bei Fahrern weiter auszubauen. <strong>Das</strong> EEG wird,<br />

so die Prognose, in den kommenden Jahren „mit<br />

der Signalanalyse explodieren“ [WS].<br />

6.3.4 Lidschlussverhalten<br />

Acht der zwölf Experten wählten die Augenaktivität<br />

als eines der drei validesten Müdigkeitsmessverfahren<br />

aus. Damit liegt dieses Messverfahren nach<br />

Anzahl der Nennungen vor allen anderen hier<br />

(Kapitel 6.3) dargestellten Messverfahren. Genannt<br />

wurden dabei ausschließlich Indikatoren des Lidschlussverhaltens,<br />

und zwar folgende (Mehrfachnennungen<br />

bei drei Experten):<br />

• Lidschlussverhalten (3 x),<br />

• Lidschlussdauer (3 x),<br />

• Lidschlussfrequenz (2 x),<br />

• (maximale) Lidöffnungsgeschwindigkeit (2 x),<br />

• Lidschlussgeschwindigkeit (1 x).<br />

Messgüte<br />

Die Reliabilität der Erfassung des Lidschlussverhaltens<br />

wird als „eher“ erfüllt beurteilt. Gleichermaßen<br />

wird auch die Eignung des Messverfahrens zur Erkennung<br />

beginnender Müdigkeit und deren Differenzierung<br />

zu schwerer Müdigkeit bewertet. Müdigkeitsbedingte<br />

Änderungen im Lidschlussverhalten<br />

zeigen sich, bevor Änderungen bei der Spurhaltung<br />

oder im EEG sichtbar werden [WS]. Mit steigender<br />

Abtastrate (500 Hz und mehr) ließe sich die Sensitivität<br />

auch weiter verbessern [WS]. Dabei unterscheiden<br />

sich die einzelnen Indikatoren des<br />

Lidschlussverhaltens nicht unwesentlich. Die<br />

Lidschlussfrequenz gilt als sensitiver als die<br />

Lidschlussdauer, „da zunehmende Frequenz nachlassende<br />

Vigilanz anzeigt“ [DEL]. Bei anderen gängigen,<br />

in der Delphi-Befragung nicht genannten<br />

Müdigkeitsindikatoren wie z. B. PERCLOS oder<br />

dem Sekundenschlaf sind hingegen die Erkennung<br />

beginnender Müdigkeit und damit auch die Differenzierungsfähigkeit<br />

nicht gewährleistet. Wie die<br />

meisten Müdigkeitsmessverfahren (Ausnahme:<br />

EEG, videobasiertes Expertenrating) ermöglicht<br />

auch das Lidschlussverhalten keine spezifische Erfassung.<br />

Störgrößen können mit Müdigkeit vergleichbare<br />

Messwerte hervorrufen (vgl. nachfolgend<br />

die Stabilität).<br />

Validität<br />

Die Kriteriumsvalidität gilt „im Labor, nicht im Feld“<br />

als „eher“ gegeben [DEL]. Trotz dieser Einschränkung<br />

erhält die externe Validität ein hohes Urteil.<br />

Ebenfalls positiv beurteilt wird die Generalisierbarkeit<br />

der Messergebnisse („eher“). Fraglos gibt es interindividuelle<br />

Unterschiede in der Ausprägung der<br />

Messwerte und der damit verbundenen Müdigkeit.<br />

Intraindividuelle Baselinevergleiche („wache Ausgangswerte“<br />

[DEL]) verbessern auch hier die Güte<br />

der Müdigkeitserfassung essenziell. Bei schwerer<br />

Müdigkeit und somit auch bei weniger sensitiven<br />

Indikatoren (PERCLOS, Sekundenschlaf) verschwinden<br />

interindividuelle Unterschiede zunehmend<br />

und verbessern die Vergleichbarkeit der<br />

Messwerte zwischen Probanden. Probleme bereitet<br />

jedoch mitunter die Lidschlusserfassung bei<br />

Fahrern mit asiatisch geprägter Physiognomie<br />

[WS]. Akzeptierte Grenzwerte, ab denen eine<br />

sichere Teilnahme im Straßenverkehr als fraglich<br />

gilt, gibt es auch für das Lidschlussverhalten nicht<br />

oder nur eingeschränkt. Dabei mangelt es eher an<br />

der allgemeinen Akzeptanz der Grenzwerte als an<br />

entsprechenden Vorschlägen. Bei Auftreten von<br />

Sekundenschlaf mag die Fahrtüchtigkeit von<br />

Fahrern mehr als fraglich sein, dennoch ist die<br />

absolute Dauer, ab der ein Lidschluss als Sekundenschlaf<br />

gilt, in der Forschung recht heterogen<br />

definiert (vgl. Kapitel 3.5.1).<br />

Stabilität<br />

Eine willentliche Verfälschung der Messergebnisse<br />

zur Vortäuschung eines wacheren Zustands erscheint<br />

durchaus möglich. Bei längeren Messzeiträumen<br />

und mit steigender Müdigkeit schwindet<br />

diese Möglichkeit zunehmend. Die Messung ist nur<br />

teilweise („etwas bis eher“) robust. Unterschiedliche<br />

Umgebungsfaktoren („wechselnde Lichtverhältnisse,<br />

Niesen, Wegdrehen, Fehlerfassung<br />

durch Reflektionen auf Brillengläsern“ [DEL]) können<br />

die Messung stark beeinflussen. Teilweise lässt<br />

sich dies durch längere Analysezeiträume (> 2 min)<br />

ausgleichen: So wurde die Robustheit des Lidschlussverhaltens<br />

gegenüber Störgrößen wie z. B.<br />

Gegenverkehr, Lichteinfall oder das Gebläse der<br />

Klimaanalage empirisch belegt [WS]. Die Messung<br />

des Lidschlussverhaltens gilt als „etwas“ intrusiv, da

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