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Dokument 1.pdf - ELBA: Das elektronische BASt-Archiv - hbz

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18<br />

lern (WIERWILLE & ELLSWORTH 1994; KAIDA et<br />

al. 2007; PHILIP et al. 2005; ARNEDT et al. 2005).<br />

Angewendet werden die genannten Verfahren der<br />

Testperformanz auch bei einer Begutachtung zur<br />

Diagnose von Tagesschläfrigkeit.<br />

Zielt die Anwendung auf die Beurteilung der Fahr-<br />

(und Bedien-)tüchtigkeit im betrieblichen Arbeitsumfeld<br />

ab, spricht man von testperformanzbasierten<br />

Verfahren als Fitness-for-Duty-Tests (kurz:<br />

FFD). Am gebräuchlichsten ist die Verwendung<br />

von FFD (synonym auch Readiness to Perform)<br />

bei Operateuren und Maschinenführern. Oft werden<br />

einfache Wahlreaktionsaufgaben simultan zur<br />

Bedientätigkeit dargeboten. Einen Überblick über<br />

bestehende Verfahren liefert Kapitel 4. Die Anwendung<br />

im realen Straßenverkehr ist aufgrund der<br />

Interferenz mit der Fahraufgabe kritisch zu bewerten.<br />

Neben objektiven Leistungsmaßen werden<br />

auch Checklisten und Selbstbeurteilungsverfahren<br />

als FFD eingesetzt. Doch nur bei objektiven<br />

Leistungsmaßen ist eine Manipulation der Ergebnisse<br />

in Richtung eines wacheren Zustands ausgeschlossen.<br />

Als Nachteil der testdiagnostischen Verfahren wird<br />

neben der mangelnden Spezifität (Ablenkung,<br />

mangelnde Leistungsmotivation, Alkohol) v. a. die<br />

Reaktivität ins Feld geführt. Die Aufgabenbearbeitung<br />

reduziert die Monotonie und führt somit zu<br />

besseren Leistungen.<br />

Fazit<br />

Bei einer Anwendung außerhalb der Fahrsituation<br />

weist eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabentypen<br />

und Leistungsgrößen müdigkeitsbedingte<br />

Veränderungen auf. Aufgrund mangelnder Vergleichbarkeit<br />

der Studien und der Abhängigkeit von<br />

den jeweiligen kognitiven Anforderungen verschiedener<br />

Fahrtsituation sind keine abschließenden<br />

Aussagen möglich, welche Modalität (visuell vs.<br />

akustisch) oder Aufgabenkomplexität (gering vs.<br />

hoch) besonders geeignet zur Müdigkeitserfassung<br />

ist. Bei Fitness-for-Duty-Tests werden zumeist Verfahren<br />

mit einer geringen Reaktivität (einfache<br />

Wahlreaktions- und Vigilanzaufgaben) bevorzugt.<br />

Wie bei allen Verfahren ist davon auszugehen,<br />

dass eine längere Testdauer die Testgüte verbessert.<br />

Als Nachteil erweisen sich die geringe Spezifität,<br />

da neben Müdigkeit auch andere Faktoren die<br />

Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können, die bereits<br />

diskutierte Reaktivität und die eingeschränkte<br />

Anwendbarkeit während der Fahraufgabe.<br />

Ein vorgeschriebener Einsatz von Fitness-for-<br />

Duty-Tests während der Teilnahme am Straßenverkehr<br />

ist wegen der Interferenz mit der Fahraufgabe<br />

nicht zu empfehlen. Zu Forschungszwecken hingegen<br />

ist die selbstbestimmte Bearbeitung einfacher<br />

akustischer Nebenaufgaben vertretbar.<br />

3.5 Physiologische Messverfahren<br />

3.5.1 Augenaktivität<br />

<strong>Das</strong> am weitesten verbreitete Verfahren zur Erfassung<br />

von Müdigkeit beruht auf der Erfassung der<br />

Augenaktivität. Im Großen und Ganzen lassen<br />

sich zwei Verfahrensklassen unterscheiden:<br />

• ­ Die Erfassung des Lidschlussverhaltens über<br />

das Elektrookulogramm (EOG) oder kamerabasierte<br />

Systeme. Mit steigender Müdigkeit nehmen<br />

die Phasen des Lidschlusses an Dauer zu<br />

und an Geschwindigkeit und Amplitude (Augenöffnungsgrad)<br />

ab. Die Frequenz der Lidschlüsse<br />

binnen eines gesetzten Zeitraums weist<br />

einen umgekehrt u-förmigen Verlauf auf, sie<br />

steigt mit aufkommender Müdigkeit und fällt bei<br />

hoher Müdigkeit wieder ab.<br />

• ­ Die Erfassung des Blickverhaltens über spezielle<br />

Eyetrackingsysteme, die Merkmale des<br />

Blickverlaufs abbilden. Aufgezeichnet werden<br />

das Verharren des Blicks auf einer bestimmten<br />

Stelle (Fixationen) und die Blicksprünge (Sakkaden),<br />

die den Blick neu ausrichten. Belege<br />

für müdigkeitsbedingte Veränderungen liegen<br />

für unterschiedliche Merkmale der Sakkaden<br />

vor.<br />

Nachfolgend werden die unterschiedlichen Müdigkeitsindikatoren<br />

des Lidschlusses und des Blickverhaltens<br />

kurz vorgestellt.<br />

Lidschlussverhalten<br />

Lidschläge lassen sich nach ihren zeitlichen<br />

Abläufen in verschiedene Phasen einteilen, die<br />

müdigkeitsbedingte Veränderungen zeigen (vgl.<br />

Bild 2).<br />

Die Lidschlussdauer nimmt mit steigender Müdigkeit<br />

zu (CAFFIER et al. 2003; PAPADELIS et al.<br />

2007; ANUND 2009; SCHLEICHER et al. 2008).<br />

Von allen Parametern des Lidschlussverhaltens ist<br />

die Lidschlussdauer der wohl meistverwendete<br />

und vielleicht valideste Indikator für Müdigkeit.

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