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Februar 2009 als pdf herunterladen - Israelitische Kultusgemeinde ...

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IN EIGENER SACHE • HINTER DEN KULISSEN<br />

mit den Jahren und der vielen Er fah -<br />

rung sei er aber inzwischen „nervlich<br />

gestählt“. noch gut kann sich Steiner<br />

an die Hektik erinnern, die am 9. no -<br />

vember 2002 ausgebrochen ist. Für 19<br />

Uhr dieses Tages war die feierliche<br />

Ein weihung der Gedenkstätte für die<br />

65.000 von den nation<strong>als</strong>ozialisten<br />

er mordeten österreichischen Juden<br />

im Foyer vor dem Tempel anberaumt<br />

– im Beisein des Bundespräsidenten.<br />

„An diesem Tag hat es stark geregnet und<br />

<strong>als</strong> ich da um 17.15 Uhr hinkam, stand<br />

der ganze Raum unter Wasser.“ Ge mein -<br />

sam mit Architekt Thomas Feiger und<br />

Ronald Geissler, dem Leiter der im -<br />

mo bilienverwaltung, habe man dann<br />

mit vereinten Kräften den Raum „mit<br />

Kübeln und Fetzen“ trocken bekommen.<br />

Ein Elektriker reparierte die Beleuch -<br />

tung. „Als die Gäste kamen, hat alles so<br />

ausgesehen, <strong>als</strong> ob nichts passiert wäre“,<br />

erzählt Steiner stolz.<br />

An einem Tag war allerdings mit ei nem<br />

Schlag alles anders. Das war 1982, <strong>als</strong><br />

Steiner neben seinem Posten im Ver -<br />

kauf einer in Wien angesiedelten<br />

Schwei zer Firma schon gelegentlich<br />

in der <strong>Kultusgemeinde</strong> aushalf. Da -<br />

m<strong>als</strong> war seine mutter noch ganztägig<br />

für die iKG tätig und es wurde<br />

eine große Bar mitzwa gefeiert. Der<br />

Festsaal befand sich dort, wo heute<br />

die Bibliothek ist und die Gäste muss -<br />

ten nach der Zeremonie den Tempel<br />

verlassen, auf die Straße hinaustreten<br />

und beim angrenzenden Haus wieder<br />

hineingehen, um in den Festssaal zu<br />

gelangen. Als erstes verließ bei solchen<br />

Anlässen stets der Rabbiner den<br />

Tempel.<br />

Steiners mutter bat ihren Sohn <strong>als</strong>o,<br />

aus dem Fenster zu schauen, und ihr<br />

zu sagen, wann der Rabbiner auf die<br />

Straße trete. Steiner stand daher im<br />

ers ten Stock am Fenster und beobachtete<br />

dabei zwei männer, einen jungen<br />

und einen älteren, die sich unterhielten,<br />

dabei immer lautstarker wurden<br />

und gestikulierten. nach fünf, sechs<br />

minuten habe sich der jüngere umgedreht<br />

„und ein Eierbrikett geworfen“.<br />

Steiner dachte, der mann wolle damit<br />

jemanden erschrecken.<br />

„In dem Moment gab es eine Detona ti on.“<br />

Das „Eierbrikett“ entpuppte sich <strong>als</strong><br />

Handgranate. „Rundherum waren die<br />

Scheiben kaputt, die Splitter lagen auch<br />

im ersten Stock. Ich habe dann gerufen,<br />

Mama, Mama, das ist ein Anschlag, und<br />

bin hinunter auf die Straße gelaufen. Und<br />

dann habe ich den verletzten Po li zisten in<br />

das der <strong>Kultusgemeinde</strong> gegenüberliegende<br />

Haustor gezogen und einen ebenfalls<br />

durch Splitter verletzten älteren Herren<br />

von der Straßenmitte auf die Seite, <strong>als</strong>o<br />

den Gehsteig, gezogen, wo ich ihn mit dem<br />

Rücken an die Hauswand stützend abgesetzt<br />

habe.“ Die Bar mitzwa-Feier lich -<br />

keiten seien damit beendet gewesen.<br />

Am nachmittag dieses Tages sei aber<br />

noch etwas Absonderliches passiert,<br />

erinnert sich Steiner. Alles sei abgesperrt<br />

gewesen und in der Höhe des<br />

heutigen Lok<strong>als</strong> „Krah Krah“ seien<br />

die Schaulustigen in vier, fünf Reihen<br />

gestanden, um einen Blick auf die Sei -<br />

tenstettengasse zu erhaschen. Plötz lich<br />

seien Schüsse gefallen. Und dann ha be<br />

sich herausgestellt, „das war ein Pas -<br />

sant. Weil er nichts gesehen hat, hat er<br />

mit einer Schreckschusspistole in die Luft<br />

geschossen.“<br />

Zum Kopfschütteln ist auch folgende<br />

von Steiner geschilderte Situation: ei -<br />

ne mitarbeiterin der iKG habe ihn vor<br />

vielen Jahren angerufen und ge meint,<br />

ihr sei so kalt, er möge doch nach der<br />

Heizung sehen. Als er ihr Büro betrat<br />

„stand das Fenster sperangelweit offen“.<br />

Das habe sie übersehen, habe sie zu<br />

ihm gemeint. An einem anderen Tag<br />

habe sie ihn gebeten, dafür zu sorgen,<br />

dass es in ihrem Zimmer nicht so dun -<br />

kel sei. Das Betätigen des Licht schal -<br />

ters reichte aus. „Das habe ich vergessen“,<br />

habe sie darauf zu ihm gemeint.<br />

Ähnliche Szenen erlebe er immer<br />

wieder, sagt Steiner und lacht.<br />

Stolz ist Steiner darauf, dass er sich<br />

bis her noch keinen einzigen Tag<br />

krank gemeldet hat. Und selbst wenn<br />

er auf Urlaub ist, ist er da, wenn man<br />

ihn braucht. Er fliege nicht gerne und<br />

sei am liebsten in seinem Garten, im<br />

na turschutzgebiet an der Donau,<br />

nicht weit vom Albernen Hafen. Dort<br />

hat er jeden Sommer alle Hände voll<br />

zu tun, denn oft gebe es Hochwasser<br />

und obgleich er sein Stelzenhaus<br />

inzwischen um einen meter angehoben<br />

habe, passiere es doch immer<br />

wie der, dass nicht nur der Garten,<br />

son dern auch die erste Etage des<br />

Hauses unter Wasser stehe.<br />

Und wenn ihn dann in seinem Garten<br />

im Sommer der Anruf ereilt mit der<br />

Bitte, er werde dringend gebraucht, ist<br />

Steiner zur Stelle. Dann ist er auch<br />

braun gebrannt. Steiner liebt nämlich<br />

die Sonne. Und braun gebrannt fühlt<br />

er sich am wohlsten.<br />

zur Person<br />

willy steiner, geb. 1955 in Wien,<br />

die matura an der Handelsaka de -<br />

mie fiel der Liebe zum Eishockey<br />

zum Opfer, daher Wechsel an die<br />

Handelsschule. nach dem HAS-<br />

Ab schluss im Verkauf eines Schwei -<br />

zer Unternehmens in Wien tätig.<br />

An fang der achtziger Jahre gelegentlich<br />

nebenberuflich Aushilfsund<br />

Handwerkstätigkeiten für die<br />

<strong>Kultusgemeinde</strong>. Seit Juni 1988<br />

hauptberuflich <strong>als</strong> Haustechniker<br />

der iKG beschäftigt. Steiners mut -<br />

ter maria Dietl (geb. 1925) betreut<br />

bis heute die Garderobe des Stadt -<br />

tem pels sowie das Gemeinde zen -<br />

trum.<br />

Purim-Café &<br />

misChloaCh-manot-markt<br />

Spenden & Schenken<br />

sonnntag, 8. märz <strong>2009</strong> - ab 15.00 uhr<br />

Jüdisches museum am Judenplatz, 1010 Wien<br />

obst - Weine - naschereien<br />

Verpackungs- und Zustell-service<br />

<strong>Februar</strong> <strong>2009</strong>/Schwat 5769 7

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