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Die nationale Ehre - welcker-online.de

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<strong>Die</strong>smal konnte sich einer auf das, was ihm in <strong>de</strong>r Polizeidirektion gesagt wur<strong>de</strong>,<br />

verlassen; da war das Gegenteil we<strong>de</strong>r zu erhoffen, noch zu befürchten.<br />

<strong>Die</strong> Rückenstärkung war durch <strong>de</strong>n großen Bru<strong>de</strong>r erfolgt, <strong>de</strong>r trotz <strong>de</strong>r Genfer<br />

Enttäuschung noch immer Wert darauf legt, Hand in Hand <strong>de</strong>r Sonne entgegenzugehen<br />

o<strong>de</strong>r Arm in Arm das Jahrhun<strong>de</strong>rt in die Schranken zu for<strong>de</strong>rn.<br />

Ferner wäre auch zu zitieren, daß nichtswürdich die Nation ist, die nicht ihr<br />

Alles freudich setzt an ihra Ehra, und zwar gegenüber Frankreich, das heißt<br />

wegen <strong>de</strong>s »französischen Erpressungsversuchs«, über <strong>de</strong>n sich Groß<strong>de</strong>utsche<br />

und Sozial<strong>de</strong>mokraten mit jenern gemeinsamen Pathos entrüsten, das im<br />

politischen Geschäft <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn die Moral vermißt und für das eigene vorrätig<br />

hat. Der Auffassung gemäß, daß Österreich streng beaufsichtigt wer<strong>de</strong>n müsse,<br />

um seine volle Selbständigkeit zu behaupten, sollte nämlich <strong>de</strong>r französische<br />

Kredit mit <strong>de</strong>m formellen Verzicht auf die Zollunion erkauft wer<strong>de</strong>n,<br />

nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r englische auf die gemütliche Genfer Aussprache hin bereits eingegangen<br />

o<strong>de</strong>r doch zugesagt war. Schober, im Verkehr mit Erpressern geübt,<br />

soll infolge<strong>de</strong>ssen ein nackensteifes: Niemals! (o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong>zu: Jamais!),<br />

das zum geflügelten Wort wer<strong>de</strong>n dürfte, ausgerufen haben. Viel kräftiger als<br />

Bismarcks »Nach Canossa gehen wir nicht!« Es sei, hieß es, sogar die Zumutung<br />

gestellt wor<strong>de</strong>n, nach Paris über das fernere Wohlverhalten<br />

einen in säuberlichem Französisch entworfenen Brief<br />

zu schreiben. <strong>Die</strong>se alberne Version dürfte aber bloß auf Gerüchte zurückzuführen<br />

sein, die nach <strong>de</strong>r englischen Re<strong>de</strong> Schobers in Genf entstan<strong>de</strong>n sind.<br />

Denn da hätte es wirklich nur die Antwort gegeben: Niemals!<br />

CONSECUTIO TEMPORUM<br />

— — Der österreichische Außenminister gab die einzig mögliche<br />

Antwort: Niemals! Er dürfte wohl nicht verfehlt haben, <strong>de</strong>n übrigen<br />

Mächten, die sich für das Schicksal Österreichs interessieren,<br />

von diesem Ultimatum Kenntnis zu geben. Bevor irgend sonst jemand<br />

Zeit fand, auch nur ein Wort <strong>de</strong>r Entrüstung zu sagen,<br />

schoß die Bank von England <strong>de</strong>n Österreichern das Geld vor.<br />

Daß niemand Zeit fand, wäre vielleicht dann begreiflich, wenn die Leistung<br />

o<strong>de</strong>r wenigstens die Zusage Englands vor <strong>de</strong>r Antwort an Frankreich erfolgt<br />

wäre.<br />

FACHPROBLEME<br />

— — Daraufhin erklärten sich auch die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Nationalen<br />

Wirtschaftsblocks bereit, in die Regierung einzutreten. Es wur<strong>de</strong><br />

ihnen das Justizportefeuille angetragen. Im Groß<strong>de</strong>utschen Klub<br />

dachte man zunächst daran, Abgeordneten Dr. Hampel in die Regierung<br />

zu entsen<strong>de</strong>n, da Dr. Schürft einen Ministerposten nicht<br />

mehr übernehmen wollte. Dr. Hampel lehnte jedoch die Berufung<br />

mit <strong>de</strong>m Hinweise darauf ab, daß er nicht Jurist sei. Es wur<strong>de</strong> daher<br />

Dr. Schürff, gebeten, seinen Wi<strong>de</strong>rstand aufzugeben ... Dr. Buresch<br />

hatte inzwischen <strong>de</strong>m Vizekanzler Dr. Schober einen Besuch<br />

abgestattet und mit ihm die notwendigen Vereinbarungen getroffen.<br />

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