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Die nationale Ehre - welcker-online.de

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Wiener Kritikern bestehen könnte, wenngleich sie in diesem Falle weit befangener<br />

wären als die Partei. Für diesen Zweck müßte aber Herr Reinhold darauf<br />

verzichten, englisch und auswendig zu sprechen. Englisch kann ich nicht<br />

und ohne Text treff' ich's nicht, wiewohl ich's auswendig kann. (Sonst hätte<br />

ich fast gesagt: das ist keine Kunst, englisch und ohne Text treff' ich's auch.)<br />

Denn es kommt darauf an, das sichtbare Buch so unsichtbar zu machen, daß<br />

nur die Gestalten sichtbar wer<strong>de</strong>n, die daraus hervortreten. Scheinwerfer<br />

brauchen wir nicht; sie könnten vom Sein ablenken. Purpur wer<strong>de</strong> vermie<strong>de</strong>n.<br />

Das Buch ist unerläßlich. Dann wollen wir, wenn Herausfor<strong>de</strong>rung und Heroldruf<br />

hörbar wur<strong>de</strong>n, entschei<strong>de</strong>n lassen, wer Edgar und wer Edmund ist;<br />

und wer bei<strong>de</strong>s.<br />

Glossen<br />

ZWEI KRITIKER<br />

scheinen Wendungen ausgetauscht zu haben, aber so, daß ein je<strong>de</strong>r noch etwas<br />

zurückbehielt:<br />

»Wir folgen, im Innersten gepackt, <strong>de</strong>m von Reinhold meisterhaft<br />

profilierten schurkischen Gloster, <strong>de</strong>r seinen Weg zum Throne<br />

Englands über Berge von Gemor<strong>de</strong>ten nimmt.«<br />

»Aber Ernst Reinhold spricht sie nicht bloß, er stellt sie dar. Und<br />

nicht Richard, <strong>de</strong>n Duke of Gloster, allein, <strong>de</strong>n im Blute waten<strong>de</strong>n,<br />

durch ein Meer von Blut <strong>de</strong>n Thron erklimmen<strong>de</strong>n Mör<strong>de</strong>r … «<br />

Wie es eben bei einer elementarischen Erschütterung zugeht, sind die Berge<br />

ins Meer gefallen, so daß man durch dieses klimmen muß.<br />

PAUL GOLDMANN<br />

nimmt Notiz, in<strong>de</strong>m er bei Gelegenheit <strong>de</strong>r »Schönen Helena« Musik von<br />

Korngold, Text von Frie<strong>de</strong>ll und Saßmann feststellt,<br />

daß die Bearbeiter, im Gegensatz zu Bearbeitern an<strong>de</strong>rer Operetten,<br />

die in letzter Zeit auf Berliner Bühnen neu inszeniert wor<strong>de</strong>n<br />

sind, doch ihre Aufgabe sehr gut gelöst haben.<br />

Gleichwohl scheint ja ein epochaler Mumpitz herausgekommen zu sein.<br />

ER HAT'S SCHWER<br />

— — Im übrigen: was wür<strong>de</strong> wohl <strong>de</strong>r Komponist, <strong>de</strong>r seine Operetten<br />

als dramatische Kunstwerke schuf und die Bühnenwirkung<br />

je<strong>de</strong>r Szene, je<strong>de</strong>r Textstelle, je<strong>de</strong>r Musiknummer sorgfältig berechnete<br />

— was wür<strong>de</strong> wohl Offenbach zu einer Bearbeitung <strong>de</strong>r<br />

»Schönen Helena« gesagt haben, die das Recht in Anspruch<br />

nimmt, Libretto und Partitur nach Gutdünken zu än<strong>de</strong>rn?<br />

Nach dieser grundsätzlichen Verwahrung darf <strong>de</strong>r Neuinszenierung<br />

<strong>de</strong>r »Schönen Helena« durch Max Reinhardt all das Lob ge-<br />

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