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Die nationale Ehre - welcker-online.de

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glaube ich, daß bloß technische Grün<strong>de</strong> sie abgehalten haben, die interessante<br />

Miszelle zu bringen, und daß sie in weniger bewegter Zeit und einem weniger<br />

kostspieligen Raum ihr diesen gewährt hätte. Tappt sie doch gleichzeitig<br />

mit einer Sicherheit, die man nicht genug bewun<strong>de</strong>rn möchte, durch die Nebel<br />

<strong>de</strong>s Einsteinschen Weltalls, wo ihr je<strong>de</strong>r Kometenschuster mittelst Knieriemen<br />

einen großen Bären aufbin<strong>de</strong>n kann. <strong>Die</strong> Wahrheit freilich, daß <strong>de</strong>r<br />

Spruch nicht von Goethe stammt — <strong>de</strong>r gleich <strong>de</strong>r Neuen Freien Presse <strong>de</strong>n<br />

Pustkuchen totgeschwiegen hat und wie Schober über <strong>de</strong>ssen Anwürfe zur<br />

Tagesordnung schritt —, und daß er sich tatsächlich in keiner einzigen Ausgabe<br />

fin<strong>de</strong>t, war lei<strong>de</strong>r auf diesem Wege so wenig feststellbar wie die Tatsache,<br />

daß das Zitat einen an<strong>de</strong>rn Wortlaut hat. Und es blieb mir schon nichts übrig<br />

als die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Vesthoffs Literaturgeschichte zu<br />

berichtigen, war nicht möglich, da sie nicht veröffentlicht wur<strong>de</strong>; so mußte<br />

<strong>de</strong>r Erfolg in einem Frontabschnitt, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Gol<strong>de</strong>nberg erzielt war, genügen.<br />

Am 29. Juni langte die folgen<strong>de</strong> Berichtigung ein, und schon »in <strong>de</strong>r<br />

nächsten Nummer«, am 30. — nicht etwa »in <strong>de</strong>r übernächsten« — erschien<br />

sie, wenngleich mit <strong>de</strong>r jetzt erlaubten Weglassung <strong>de</strong>r Formel, die <strong>de</strong>n Hinweis<br />

auf <strong>de</strong>n § 23 und auf die Stelle <strong>de</strong>r Publikation enthielt:<br />

GOETHE UND DIE JUGEND<br />

Wir erhalten folgen<strong>de</strong> Zuschrift: Sie veröffentlichen unter <strong>de</strong>m Titel<br />

»Goethe und die Jugend« eine Zuschrift, in <strong>de</strong>r es heißt: »Aber<br />

auch das Schlußwort eines an<strong>de</strong>ren schönen Goethe—Spruches<br />

sollte hier Erwähnung fin<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>r »Iphigenie« hat er es <strong>de</strong>nen<br />

um Pustkuchen (<strong>de</strong>n bekannten Goethe—Nörgler) mit stolzer<br />

Beschei<strong>de</strong>nheit zugerufen, die <strong>de</strong>m »Jung und Uralten« klassizistisches<br />

Epigonentum zum Vorwurf gemacht, hatten:<br />

»Bin Epigone, ahnenswertes Ahner.<br />

Ihr aber seid die kundigen Thebaner!«<br />

<strong>Die</strong> in diesem Satze enthaltene Behauptung, daß Goethe diese<br />

Worte <strong>de</strong>nen um Pustkuchen (<strong>de</strong>n bekannten Goethe—Nörgler)<br />

zugerufen habe, ist unwahr. Wahr ist vielmehr, daß diese Worte<br />

<strong>de</strong>n Schluß <strong>de</strong>s Gedichtes »Bekenntnis« von Karl Kraus (»Worte in<br />

Versen«, Band II, Seite 24) bil<strong>de</strong>n; wahr ist, daß die erste Zeile<br />

<strong>de</strong>r zitierten Stelle nicht lautet: »Bin Epigone, ahnenswertes Ahner.«<br />

son<strong>de</strong>rn: »Bin Epigone, Ahnenwertes Ahner.«<br />

Dr. Oskar Samek.<br />

Zwischen Gerichtssaal und Sport. Auf die juristische Frage, ob es nicht erst<br />

am 2. (o<strong>de</strong>r 9.) Juli zu bringen war, nämlich in <strong>de</strong>r Jugendbeilage, wo es mehr<br />

aufgefallen wäre und <strong>de</strong>r Jugend als Beispiel gedient hätte, wollte ich mich in<br />

<strong>de</strong>r gerechten Erwägung nicht einlassen, daß ich in diesem Falle ja doch wie<strong>de</strong>r<br />

überlegt hätte, ob die Jugendbeilage als »Nummer« aufzufassen sei und<br />

die Berichtigung nicht sofort im Hauptblatt zu bringen war. Ich gab mich also<br />

zufrie<strong>de</strong>n, und schließlich hatte es ja auch sein Gutes, ungestört von meinem<br />

Spruch als Wi<strong>de</strong>rspruch und <strong>de</strong>ssen Reklamierung für Worte in Versen, die Jugend<br />

sich nun wie<strong>de</strong>r zu Goethe bekennen zu lassen. Wiewohl sich doch im<br />

Grun<strong>de</strong> nur die Chloë Gol<strong>de</strong>nberg geregt hatte, berief sich da einer auf <strong>de</strong>n<br />

»großen Wi<strong>de</strong>rspruch«, <strong>de</strong>n die Neue Freie Presse heraufbeschwor, und ein<br />

junger Prager, <strong>de</strong>m eigentlich die Problemstellung zu verdanken ist, meinte<br />

abschließend von Goethe:<br />

er bleibt das Mekka auch nach <strong>de</strong>m großen Zerstörer Krieg.<br />

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