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Die nationale Ehre - welcker-online.de

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nach<strong>de</strong>m er durch mehr als dreißig Jahre <strong>de</strong>n Ausübern journalistischer<br />

Anmaßung im kulturellen Bereich auf die Finget gesehen<br />

hat, diesen Hang in seinem eigensten Bezirk und an ihm selbst<br />

sich austoben zu lassen.<br />

Mit vorzüglicher Hochachtung<br />

Der Verlag <strong>de</strong>r Fackel.<br />

*<br />

Wir lesen in <strong>de</strong>r 'Frankfurter Zeitung': Vor einigen Jahren heiratete<br />

ein sechsundvierzigjähriger Kaufmann in Warschau ein um<br />

zwanzig Jahre jüngeres Mädchen. — —<br />

Interessant, aber etwas an<strong>de</strong>res hat die Neue Freie Presse in <strong>de</strong>r Frankfurter<br />

Zeitung (25. Juni) übersehen:<br />

Theater <strong>de</strong>r Dichtung<br />

Seit vielen Jahren liest Karl Kraus in Berlin, in Wien, in Prag, in<br />

Paris, in München und an an<strong>de</strong>ren Orten Goethe, Shakespeare,<br />

Gogol, Nestroy, We<strong>de</strong>kind, Offenbach unter <strong>de</strong>m Programmwort<br />

»Theater <strong>de</strong>r Dichtung«. Reiner als in allen Theateraufführungen<br />

<strong>de</strong>r Zeit führt in diesen Vorlesungen <strong>de</strong>r Geist Regie. Ein Podium,<br />

auf <strong>de</strong>m sich nichts befin<strong>de</strong>t als ein Tisch und ein Stuhl, zaubert<br />

die geniale Kraft und Theaterlei<strong>de</strong>nschaft dieses Vorlesers zur<br />

vielstimmigen, lebendigsten Bühne um.<br />

<strong>Die</strong>s als Einleitung zu einem Abdruck <strong>de</strong>s Aufrufs, <strong>de</strong>r jetzt mit <strong>de</strong>m Motto<br />

Frank We<strong>de</strong>kinds und vielen Unterschriften <strong>de</strong>utscher und französischer Namen<br />

versandt wird. Es wür<strong>de</strong> hier nicht zitiert wer<strong>de</strong>n, wenn es nicht als eine<br />

Art Antwort <strong>de</strong>r 'Frankfurter Zeitung' auf jenen Brief und als Äußerung zum<br />

Fall <strong>Die</strong>bold <strong>de</strong>utlich zu erkennen wäre.<br />

Notizen<br />

<strong>Die</strong> Abfassung und Versendung jenes Aufrufs zur Gründung eines<br />

»Theaters <strong>de</strong>r Dichtung« als eines Ensembletheaters, <strong>de</strong>r als Motto eine in<br />

<strong>de</strong>r Fackel gedruckte Anre<strong>de</strong> verwen<strong>de</strong>t, ist die wohlgemeinte und vom Vortragen<strong>de</strong>n<br />

keineswegs veranlaßte o<strong>de</strong>r unterstützte Handlung ihm unbekannter<br />

Hörer (welche weit größere Hoffnungen in die Realisierbarkeit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e<br />

setzen als er selbst). Daß nicht er es ist, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Aufruf versen<strong>de</strong>t, geht aus<br />

<strong>de</strong>m Text klar hervor; nur weil Zeitungen und Zeitschriften zwar zitieren,<br />

aber nicht lesen können, muß es ausdrücklich erklärt sein.<br />

Wenn Zeit und Umstän<strong>de</strong> es erlauben, soll einmal zu <strong>de</strong>r Aufführung eines<br />

angeblichen »König Lear« durch Herrn Bassermann im Deutschen Volkstheater,<br />

bei <strong>de</strong>r das einzige Tragische meine Anwesenheit war, ein Kapitel<br />

Dramaturgie und Bühnensprachlehre beigesteuert wer<strong>de</strong>n. »Jetzt be<strong>de</strong>ckt uns<br />

Schweiß und Blut.«<br />

*<br />

— — Niemand an<strong>de</strong>rer, als eben die Bergner, spricht, aka<strong>de</strong>misch<br />

genommen, so mangelhaft, so durchsetzt mit Dialekt, so nachlässig<br />

in <strong>de</strong>r Vokalisierung. Und doch läßt sich keine an<strong>de</strong>re fin<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>ren Sprechen alle aka<strong>de</strong>mischen Gesetze so wirkungsvoll aus-<br />

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