Ausgabe 2/2008 - Partnerschaft Ruanda
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Hundert Tage<br />
von Jürgen W. Debus, Staatssekretär a.D. und<br />
Vorsitzender des Vereins <strong>Partnerschaft</strong> Rheinland-Pfalz/<strong>Ruanda</strong> e.V.<br />
Bärfuss, ein in der Schweiz viel<br />
armee Kigali einnimmt flieht<br />
eine Symbiose gab zwischen<br />
beachteter Dramatiker, nimmt<br />
er mit den Völkermördern über<br />
unserer Tugend und ihrem<br />
sich in seinem ersten Roman<br />
die kongolesische Grenze, wo<br />
Verbrechen“.<br />
der gesellschaftlichen Verwer-<br />
er in einem Flüchtlingslager<br />
Bärfuss übt fundamentale Kri-<br />
fungen und menschlichen Ver-<br />
seine von einer tödlichen Seu-<br />
tik an der Entwicklungshilfe,<br />
strickungen <strong>Ruanda</strong>s zur Zeit<br />
che gezeichnete Freundin fin-<br />
der er die Verschwendung von<br />
des Völkermordes an.<br />
det.<br />
Millionen für unsinnige Pro-<br />
Verwoben mit der Liebesge-<br />
Hart geht Lukas Bärfuss mit<br />
jekte vorwirft, wie zum Beispiel<br />
schichte des schweizerischen<br />
der Entwicklungshilfe ins Ge-<br />
den Bau einer Straße, die allein<br />
Lukas Bärfuss:<br />
Hundert Tage,<br />
Wallstein Verlag,<br />
Göttingen <strong>2008</strong><br />
Entwicklungshelfers David<br />
und der Ruanderin Agathe<br />
spürt der Autor mit großer<br />
Empfindsamkeit und einer<br />
richt, die ein Geschäft wie jedes<br />
andere sei. In <strong>Ruanda</strong> hätten<br />
sich 248 verschiedene Hilfsorganisationen<br />
mit immer neuen<br />
der Bürgermeister nutzt, der<br />
als einziger weit und breit ein<br />
Auto besitzt.<br />
Indessen waren es eben diese<br />
kräftigen Sprache den Ursa-<br />
Entwicklungsprojekten gegen-<br />
Kritik und die Krise der Ent-<br />
chen der ruandischen Kata-<br />
seitig übertrumpft. <strong>Ruanda</strong> ha-<br />
wicklungspolitik, der Rhein-<br />
strophe nach.<br />
be die Entwicklungshelfer we-<br />
land-Pfalz mit seinem Konzept<br />
Aus Liebe zu Agathe weigert<br />
gen seines angenehmen Klimas<br />
der „Graswurzelpartnerschaft“<br />
sich David, mit dem Flugzeug,<br />
und seiner geordneten, stabi-<br />
Rechnung trug. „Graswurzel-<br />
das die letzten Ausländer aus<br />
len Verhältnisse angezogen.<br />
partnerschaft“ – das waren<br />
<strong>Ruanda</strong> ausfliegt, das Land zu<br />
Der Autor hebt hervor, dass der<br />
fortan kleine, überschaubare<br />
verlassen. Hundert Tage ver-<br />
Genozid bis ins Detail vorbe-<br />
Projekte, über die die Men-<br />
steckt er sich in seinem Haus,<br />
reitet, geplant und organisiert<br />
schen vor Ort mit entschieden<br />
vom Gärtner Theoneste mit<br />
gewesen sei. Erst wo Ordnung<br />
und die ihnen eine unmittel-<br />
Wasser und Nahrung versorgt,<br />
ist, so Bärfuss, ist Massenmord<br />
bare spürbare Verbesserung ih-<br />
in der Hoffnung, Agathe wie-<br />
möglich. Tugenden wie Ord-<br />
res alltäglichen Lebens brach-<br />
der zu sehen, die inzwischen zu<br />
nung und Disziplin seien kein<br />
ten.<br />
einer fanatischen Agitatorin<br />
Hindernis, sondern die Voraus-<br />
Deshalb irrt der Journalist<br />
des Genozids geworden ist.<br />
setzung für einen Massen-<br />
Alexander Wasner, wenn er mit<br />
In David wächst die Erkennt-<br />
mord. Nach Bärfuss werden so<br />
erschreckender Oberflächlich-<br />
nis, dass er als idealistischer<br />
aus Helfern Komplizen, aus<br />
keit am 22. April <strong>2008</strong> im<br />
Entwicklungshelfer mehr und<br />
Idealisten Täter. „Das<br />
SWR-Fernsehen<br />
behauptet:<br />
mehr zum Komplizen des tota-<br />
Schlimmste ist der Gedanke“,<br />
„Auch die Rheinland-Pfälzer<br />
litären Regimes Habyarimanas<br />
lässt er seinen Romanhelden<br />
haben den Völkermord, ohne<br />
geworden ist. Als die Rebellen-<br />
am Ende räsonieren, „dass es<br />
es zu wollen, gefördert“.<br />
40 RUANDA REVUE · 02/<strong>2008</strong>