Ausgabe 2/2008 - Partnerschaft Ruanda
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Solidarität im Kampf gegen HIV/AIDS – Theaterszene einer<br />
Aufführung der Karenge Secondary School. (Foto: action medeor,<br />
Birte Thomsen)<br />
andersetzen. Diese studieren<br />
sie unter Anleitung von RAP-<br />
Programmdirektor und<br />
Schauspieler Jesse Hawkes ein.<br />
Die Theaterstücke werden von<br />
einer Jury bewertet und die besten<br />
Drehbücher und Aufführungen<br />
mit kleinen Preisen<br />
ausgezeichnet. Bei dem interaktiven<br />
Theater steht der Informationsaustausch<br />
und damit<br />
der gegenseitige Lernprozess<br />
im Vordergrund. Die Zuschauer<br />
verwandeln sich zu sogenannten<br />
„Spect-Actors“<br />
(Zu-Spielern), übernehmen<br />
die Rolle des Schau spielers<br />
oder schlagen ihm vor, wie er<br />
sich verhalten sollte. Ein Beispiel:<br />
Theogene und Aline,<br />
zwei junge Schüler, nehmen<br />
Veränderungen an ihrem Körper<br />
wahr und sammeln – ohne<br />
von ihren Eltern ausreichend<br />
aufgeklärt und informiert zu<br />
sein – erste sexuelle Erfahrungen.<br />
Theogene lässt sich mit<br />
einer Sugar-Mommy ein, die<br />
ihn mit Geld und einem Mobiltelefon<br />
lockt und als Gegenleistung<br />
Sex fordert. Dabei infiziert<br />
sich Theogene mit HIV<br />
und steckt auch seine Freundin<br />
Aline an, die zudem auch<br />
noch schwanger wird. Am Ende<br />
machen sich die Eltern Vorwürfe,<br />
ihre Kinder nicht besser<br />
informiert und offener mit ihnen<br />
über Sexualität und<br />
HIV/Aids gesprochen zu haben.<br />
Personen aus dem Publikum<br />
erzählen, wie sie sich in einer<br />
entsprechenden Situation verhalten<br />
hätten und was sie<br />
durch das Stück gelernt haben.<br />
Das Publikum rät den Eltern,<br />
ihre Kinder auf das Erwachsen<br />
werden vorzubereiten<br />
und sie besser über Sexualität,<br />
Präventionsmöglichkeiten<br />
von HIV/ Aids und Schwangerschaft<br />
aufzuklären.<br />
Positive Wege mit der<br />
Krankheit zu leben<br />
Das Projekt arbeitet eng mit<br />
HIV/Aids-Selbsthilfegruppen<br />
zusammen. Diese unterstützen<br />
die Aufklärungsarbeit<br />
durch Schilderung persönlicher<br />
Erfahrungen und engagieren<br />
sich in den Vorbereitungen<br />
und Aufführungen der<br />
Theaterstücke. Sie nähen Kostüme<br />
für die Schauspieler,<br />
stellen Aids-Solidaritäts-<br />
Schleifen her, verköstigen<br />
nach den Theaterauftritten<br />
die Teilnehmer und sichern<br />
sich damit eine Einnahmequelle.<br />
Darüber hinaus besuchen<br />
Schüler gemeinsam mit<br />
Mitgliedern der Selbsthilfegruppen<br />
aidskranke Menschen<br />
zu Hause, bringen ihnen<br />
Hygieneartikel und Lebensmittel<br />
und sprechen mit ihnen<br />
über ihre Erfahrungen<br />
und Erlebnisse. Die 36jährige<br />
Jeanette Muikarukeribuga,<br />
Mutter von fünf Kindern, lebt<br />
gemeinsam mit ihrer tauben<br />
Mutter in einer kleinen Hütte<br />
in Nyamata. Jeanette weiß seit<br />
sieben Jahren, dass sie HIV-positiv<br />
ist. Als sie einen merkwürdigen<br />
Haut ausschlag bekam,<br />
ließ sie sich testen. Mit dem<br />
HIV-Virus hat sie vermutlich<br />
ihr zweiter Ehemann angesteckt,<br />
der inzwischen auch<br />
verstorben ist. Nach dem Testergebnis<br />
dachte Jeanette, ihr<br />
Leben sei vorbei und sie müsse<br />
sehr bald sterben. Ein Nachbar<br />
erklärte ihr, dass ein Leben mit<br />
dem Virus möglich sei und sie<br />
nun kämpfen müsse. Jeanette<br />
nahm diesen schwierigen<br />
Kampf auf, trat in eine Selbsthilfegruppe<br />
ein und begann,<br />
andere Menschen über<br />
HIV/Aids und das Leben mit<br />
der Krankheit zu informieren.<br />
Die Selbsthilfegruppe hat ihr<br />
sehr geholfen, die Kameradschaft,<br />
Solidarität und der<br />
Austausch mit anderen Betroffenen.<br />
Aids geht uns alle an –<br />
Eine Brücke nach<br />
Deutschland<br />
Ziel des Projektes ist es auch,<br />
eine Brücke nach Deutschland<br />
zu schlagen. Auch hierzulande<br />
steigen die HIV-Infektionszahlen<br />
wieder an und die Unkenntnis<br />
über HIV/Aids unter<br />
Jugendlichen ist erschreckend.<br />
Mitarbeiter der Aidshilfe Essen,<br />
von Exile Kulturkoordination<br />
sowie action medeor be-<br />
Aids geht uns alle an – Schüler der Frida-Levy-Gesamtschule bei<br />
einem Theaterstück über <strong>Ruanda</strong>.<br />
(Foto: action medeor, Barbara Kühlen)<br />
48 RUANDA REVUE · 02/<strong>2008</strong>