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Ausgabe 2/2008 - Partnerschaft Ruanda

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Vor Ort in <strong>Ruanda</strong><br />

Weiterbildung in APABENA<br />

tätig. Über Mund-zu-Mund-<br />

Propaganda war schnell auch<br />

über den Stadtteil Kinamba<br />

hinaus bekannt, dass es eine<br />

Möglichkeit gibt, umsonst<br />

Deutsch zu lernen und dankbar<br />

über ein Weiterbildungsangebot<br />

fand sich in meinem<br />

Kurs zweimal wöchentlich ein<br />

buntes Gemisch aus Nachtwächtern,<br />

Arbeitslosen und<br />

Studenten, ein Zimmermädchen,<br />

ein Künstler, eine<br />

Köchin und ein Tennislehrer.<br />

Alle hochmotiviert, diese in<br />

Afrika doch sehr exotische<br />

Sprache zu lernen. So einfach<br />

wie gedacht war die deutsche<br />

Grammatik und deutscher<br />

Wortschatz dann aber doch<br />

nicht. Schon die Aussprache<br />

des Alphabets, insbesondere<br />

des verflixten „Ypsilons“ stellte<br />

die erste große Hürde dar.<br />

Mit viel Humor, Engagement<br />

und Fleiß wurde jedoch auch<br />

bei uns endlich gut was lange<br />

währt und am Ende der drei<br />

Monate konnten die Schüler<br />

schon erste kleine Gespräche<br />

führen und die Gruppe mit<br />

gutem Gewissen an einen anderen<br />

Praktikanten übergeben<br />

werden, der den Kurs weiterführen<br />

wird.<br />

Das sozialmedizinische<br />

Zentrum als<br />

Begegnungsstätte<br />

Eine ganz besondere Gruppendynamik<br />

entwickelte sich<br />

auch in dem Hygienekurs, den<br />

ich in Zusammenarbeit mit<br />

der vorstehenden Krankenschwester<br />

des sozialmedizinischen<br />

Zentrums gehalten habe.<br />

Die Teilnehmerinnen waren<br />

Frauen aus der Nachbarschaft<br />

APABENAs und auf<br />

dem Plan standen die Vermittlung<br />

von Grundkenntnissen<br />

über Umwelt-, Individual- und<br />

Sozialhygiene sowie über Infektionskrankheiten,<br />

ihre<br />

Übertragung und Heilung.<br />

Ein ganz wichtiges Thema war<br />

natürlich HIV und AIDS, dessen<br />

Bedeutung mir umso klarer<br />

wurde, als ich erfuhr, dass<br />

alle Frauen des Kurses infiziert<br />

waren. Erschüttert über<br />

ihre so schwierige Lebenssituation<br />

und die Aussichtslosigkeit<br />

derselben entstand die<br />

Idee eines Buchprojektes. Mit<br />

dem Ziel einige Einnahmen zu<br />

erwirtschaften, die den Frauen<br />

als Startguthaben für einen<br />

kleinen Laden dienen sollen,<br />

haben wir begonnen, die Lebensgeschichten<br />

der Frauen<br />

zu dokumentieren. Und die<br />

Frauen erzählten... von ihrer<br />

Kindheit und Jugend, von<br />

ihren Spielen und Träumen,<br />

vom Genozid und von ihrer<br />

Infektion und den darauf folgenden<br />

Veränderungen in<br />

ihrem Leben, von ihrem jetztigen<br />

Alltag mit der Krankheit,<br />

ihren Sorgen und Ängsten,<br />

ihren Gedanken zum Tod und<br />

ihren Wünschen und Hoff-<br />

Um sich für eine Verbesserung ihrer Lebenssituation einzusetzen, erzählen neun HIV – infizierte ruandische<br />

Frauen ihre Lebensgeschichte. (Foto: Lale Heim)<br />

nungen. Es kam zu schönen<br />

und besonderen Begegnungen<br />

in APABENA und in den Hütten<br />

der Frauen. Wir haben zusammen<br />

getanzt und gelacht<br />

und uns die Hände gehalten,<br />

wenn der Schmerz zu groß<br />

war.<br />

Inzwischen bin ich wieder in<br />

Deutschland und bringe die<br />

Notizen dieser Begegnungen<br />

in Reinform. Es ist Winter und<br />

kalt, aber ich sitze im Trockenen<br />

und Warmen und um<br />

mich herum beschäftigen sich<br />

Menschen mit dem Einkauf<br />

von Weihnachtsgeschenken.<br />

Morgens nach dem Aufstehen<br />

gehe ich ins Bad, drehe den<br />

Hahn auf, wähle die Temperatur<br />

und wasche mich mit<br />

fließendem Wasser. Zur gleichen<br />

Zeit etwa nehmen die<br />

Frauen in Kinamba ihre Kanister<br />

und laufen zur Wasserstelle<br />

bei APABENA. Wahrscheinlich<br />

haben sie gestern<br />

nichts gegessen und vermutlich<br />

wird es auch heute nicht<br />

anders sein. Wenn sie Glück<br />

haben, dann werden sie gleich<br />

irgendwo eine kleine<br />

Hilfstätigkeit finden, um etwas<br />

Geld zu verdienen. Wenn<br />

nicht, werden sie den Tag damit<br />

verbringen, nach einer solchen<br />

zu suchen. Vielleicht<br />

sind sie krank und können<br />

sich den Arzt nicht leisten. Die<br />

Frage nach ihrem Wohlbefinden<br />

werden sie aber auch heute<br />

mit einem „sehr gut“ beantworten,<br />

denn „so ist es, das Leben<br />

in Afrika“.<br />

Um das Projekt zu unterstützen<br />

oder mehr darüber zu erfahren:<br />

http://sites.google.com/site/a<br />

pabena/<br />

RUANDA REVUE · 02/<strong>2008</strong><br />

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