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AUDIO TEST Stereo + Phono (Vorschau)

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lung der Kunststoffe ist PVC das bevorzugte<br />

Plattenmaterial. PVC steht für Polyvinylchlorid<br />

und wird umgangssprachlich als<br />

Vinyl bezeichnet.<br />

Schriftverfahren<br />

Andere Länder, andere Sitten: Mit der Entwicklung<br />

der mechanischen Schallaufzeichnung<br />

etablierten sich zwei verschiedene<br />

Schrifttechniken. Thomas Edison nutzte bei<br />

seiner Variante des <strong>Phono</strong>graphen die Tiefenschrift,<br />

bei der die Schallschwingungen<br />

durch unregelmäßig tiefe Rillen in ein Medium<br />

geschnitten werden. Emil Berliner setzte<br />

hingegen die Seitenschrift ein, bei der die<br />

Rillen in konstanter Tiefe geschnitten sind<br />

und die Schallschwingungen eine seitliche<br />

Auslenkung haben. Diese Variante bringt<br />

entscheidende Vorteile in Bezug auf das<br />

Dynamikverhalten, weshalb sie von Berliner<br />

bei der Entwicklung der Schallplatte bewusst<br />

eingesetzt wurde. Für eine gleiche Dynamik<br />

benötigt die Tiefenschrift ein vergleichsweise<br />

hohes Auflagegewicht, was auf lange Sicht<br />

zum Verschleiß der Rillen führt. Zudem kann<br />

der Tonarm bei hoher Aussteuerung abheben<br />

und aus der Rille springen.<br />

Um <strong>Stereo</strong>signale auf einer Schallplatte<br />

aufzuzeichnen, werden die Rillen V-förmig<br />

in einem 45-Grad-Winkel geschnitten. Die<br />

innenliegende Flanke trägt die Information<br />

für den linken Kanal und die äußere Rillenflanke<br />

die für den rechten Kanal. Die heute<br />

verwendete Mikrorille hat im unmodulierten<br />

Zustand eine Breite von 40 Mikrometern<br />

(μm) und der Rillengrund ist mit einem<br />

Radius von 8 μm abgerundet. Die Tiefe der<br />

Rille kann bis zu 200 μm betragen.<br />

Frequenzgangentzerrung<br />

Wie jedes Speichermedium ist auch die<br />

Schallplatte in ihrer Aufnahmefähigkeit begrenzt.<br />

Zusätzlicher Platz wird für die hohe<br />

Rillenauslenkung der tiefen Frequenzen benötigt.<br />

Um den ohnehin begrenzten Raum<br />

der Schallplatte dennoch ausreichend zu<br />

nutzen, wird der Frequenzgang bereits vor<br />

der Schallplattenaufzeichnung verzerrt. Die<br />

Höhen bis 20 Kilohertz werden um bis zu<br />

L (dB*)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

–5<br />

Hochpass 10 Hz (15 900 μs)<br />

RIAA-Entzerrkennlinie<br />

Hochpass 20 Hz (7 950 μs)<br />

Schneidkennlinie<br />

Links<br />

Mono (L=R)<br />

45<br />

Seitensignal (L=R)<br />

45<br />

-Rechts<br />

Die Grafik zeigt die Modulation der Rille einer<br />

typischen <strong>Stereo</strong>schallplatte<br />

20 Dezibel (dB)* angehoben und die Tiefen<br />

bis 20 Hertz um circa 20 dB abgesenkt.<br />

Um eine korrekte systemübergreifende<br />

Wiedergabe zu gewährleisten, wurde eine<br />

Entzerrkennlinie entwickelt, die vom amerikanischen<br />

Verband der Musikindustrie RIAA<br />

(Recording Industry Association of America)<br />

festgelegt wurde. Diese RIAA-Kennlinie findet<br />

zur Entzerrung in <strong>Phono</strong>vorverstärkern<br />

Einsatz und ist das exakte Pendant zur Aufnahmeverzerrung.<br />

Eine Abwandlung der<br />

RIAA-Kennlinie ist die DIN IEC 98, bei der die<br />

Bässe zunehmend mit einem Low-Cut-Filter<br />

abgeschnitten werden, um tieffrequente<br />

Störgeräusche zu vermeiden.<br />

Laufwerk und Tonabnehmer<br />

Die Qualität der Schallplattenwiedergabe<br />

ist maßgeblich von der des Plattenspielers<br />

abhängig. Das Laufwerk und das Tonabnehmersystem<br />

gehören dabei mit zu den<br />

wichtigsten Baugruppen. Diese sind entweder<br />

individuell zusammenstellbar oder<br />

bereits in einem Komplettsystem verbaut.<br />

Laufwerke sind grundlegend in Schwenktonarm-<br />

und Tangentialtonarmanordnung<br />

zu unterscheiden. Plattenschneidemaschinen<br />

greifen auf die Tangentialtechnik zurück,<br />

bei der der Arm senkrecht zur Rille verläuft.<br />

Diese empfiehlt sich auch bei der Abtastung<br />

des Plattenspielers. Aufgrund ihrer aufwendigen<br />

Technik ist sie jedoch relativ teuer,<br />

wodurch nur wenige Plattenspieler über<br />

einen Tangentialtonarm verfügen. Dieser<br />

muss etwa auf einer Achse mit der Rille mitlaufen<br />

und vollkommen rückwirkungsfrei<br />

–10<br />

–10<br />

–20<br />

–25<br />

11 0 100 1 k 10 k 20 k f(Hz)<br />

RIAA-Schneidkennlinie/Entzerrkennlinie: Um den Platz der Schallplatte effektiv zu nutzen, wird<br />

der Frequenzgang verzerrt. Um 20 dB werden die Höhen angehoben und der Bass abgesenkt<br />

Der Tangentialtonarm verläuft parallel zur Rille,<br />

der Schwenktonarm ändert seinen Winkel<br />

auf die Wiedergabe der Platte reagieren.<br />

Im Gegensatz zum Tangentialtonarm reicht<br />

dem schwenkbaren ein passives Drehgelenk<br />

aus, dessen Herstellung weitaus günstiger<br />

ist. Zudem kann der Tonarm ganz einfach<br />

an jede beliebige Stelle der Platte gebracht<br />

werden. Um auftretende Winkelfehler zu<br />

vermeiden, werden der Lagerpunkt und die<br />

Länge des Tonarms entsprechend gewählt.<br />

Eines der Hauptprobleme eines Schwenktonarms<br />

ist die sogenannte Skating-Kraft. Diese<br />

drückt den Tonarm in Richtung der innenliegenden<br />

Rillenflanke, was zu abweichenden<br />

Pegel*verhältnissen zwischen linkem und<br />

rechtem Kanal sowie zum schnelleren Verschleiß<br />

der Schallplatte führt. Je nach Qualität<br />

des Tonarms verfügt dieser über eine<br />

Anti-Skating-Vorrichtung, die mithilfe einer<br />

Feder oder eines entsprechenden Gewichts<br />

eine Gegenkraft zur Skating-Kraft bildet. Dadurch<br />

wird das Kräfte- und Pegelverhältnis<br />

wieder ausgeglichen.<br />

Tonabnehmersysteme<br />

Das klanglich einflussreichste Element eines<br />

Plattenspielers ist sein Tonabnehmersystem.<br />

Es wandelt die Auslenkung der Rille in eine<br />

Spannung um, die nach der Verstärkung über<br />

die RIAA-Kennlinie angehört wird. Drei grundsätzliche<br />

Systeme kommen dabei zum Einsatz.<br />

Das einfachste und zugleich kostengünstigste<br />

ist das Kristallsystem. Die Bewegungen der<br />

Nadel verformen dabei einen Piezokristall und<br />

bewirken damit an diesem eine Spannung.<br />

Die beiden häufiger verwendeten Tonabnehmersysteme<br />

hören auf die Namen Moving<br />

Magnet (MM) und Moving Coil (MC). Beim<br />

Moving-Magnet-Prinzip ist ein Dauermagnet<br />

an der Plattennadel befestigt, dessen<br />

Magnetfeld durch eine Spule fließt. Beim<br />

Moving-Coil-System ist die Spule hingegen<br />

direkt an der Nadel befestigt, die sich im Magnetfeld<br />

eines Dauermagneten bewegt. Beide<br />

Systeme liefern unterschiedliche, jedoch<br />

sehr geringe Ausgangsspannungen. Egal<br />

welches der drei Systeme verwendet wird,<br />

allen ist gemein, dass die Nadel des Tonabnehmers<br />

die Rille abfährt und deren Auslenkung<br />

auf die Spannungswandler überträgt.<br />

Die Nadel sollte während des Abtastvorgangs<br />

den Verschleiß der Rille so gering wie<br />

möglich halten. Auch Abtastfehler durch<br />

die Form des Nadelschliffs sollten möglichst<br />

vermieden werden. Früher kamen oft Kris-<br />

Wissen 25

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