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AUDIO TEST Stereo + Phono (Vorschau)

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Lothar Wieman,<br />

Chefentwickler T+A Elektroakustik<br />

Ist die symmetrische<br />

Führung von Audiosignalen<br />

das Optimum<br />

oder nur ein<br />

Weg der Signalaufbereitung?<br />

Generell ist die symmetrische<br />

Übertragung wegen der<br />

höheren Störsicherheit bei langen Übertragungswegen<br />

im Vorteil. Bei kurzen<br />

Wegen zwischen beieinander stehenden<br />

Geräten muss man abwägen. Wenn<br />

zumindest eines der Geräte intern<br />

symmetrisch arbeitet (wie die meisten<br />

D/A-Wandler), ist es durchaus sinnvoll,<br />

die Symmetrie so lange zu erhalten wie<br />

möglich. Eine symmetrische Verbindung<br />

von zwei Geräten, die intern asymmetrisch<br />

arbeiten (also nur Symmetrierung/<br />

Desymmetrierung für eine kurze Verbindungsstrecke),<br />

ist eher nachteilig.<br />

Wie oder wo nutzen Sie die symmetrische<br />

Signalführung in Ihren<br />

Audioprodukten?<br />

Generell für Vorverstärkerausgänge<br />

und Aktivboxen wegen der langen<br />

Übertragungswege. Ebenso bei Endstufeneingängen,<br />

da eine Platzierung der<br />

Endstufen direkt am Lautsprecher sehr<br />

sinnvoll ist, was dann aber eben auch<br />

einen langen Weg zwischen Vorverstärker<br />

und Endstufe bedeutet. Bei unserer<br />

neuen Balanced-E-Serie wird das Signal<br />

unserer symmetrischen Doppel-Differenzial-D/A-Wandler<br />

symmetrisch bis<br />

zum Verstärker geführt.<br />

Welche Schaltungsart für Leistungsverstärker<br />

bevorzugen Sie?<br />

Aus klanglicher Sicht halte ich unsere<br />

hybriden Verstärker mit röhrenbasierter<br />

Spannungsverstärkung und nachfolgender<br />

MOS-FET-Stromverstärkung für<br />

optimal. Hier wird die wesentliche<br />

Spannungsverstärkung durch eine<br />

Single-Ended Röhrenstufe mit sehr<br />

hoher Betriebsspannung (500 V)<br />

erbracht. Diese Stufe ist klangentscheidend.<br />

Die Ausgangstufe verstärkt nicht<br />

mehr den Signalpegel, liefert nur noch<br />

den nötigen Strom. Das funktioniert so<br />

gut, dass wir bei diesem Verstärker auf<br />

eine Über-alles-Gegenkopplung verzichten<br />

können. Aus energiepolitischer<br />

Sicht sind natürlich Schaltverstärker<br />

die kommende Technik, die in den<br />

letzten Jahren dank der mit modernen<br />

Bauteilen möglichen höheren Schaltfrequenzen<br />

auch klanglich enorm aufholen<br />

konnte. Aktuelle Schaltverstärker<br />

können inzwischen klanglich durchaus<br />

mit konventionellen Class-AB-<br />

Endstufen konkurrieren.<br />

U<br />

U<br />

Dreiecksignalgenerator<br />

GND<br />

t<br />

Si<br />

Si<br />

t GND<br />

Audiosignal<br />

UB<br />

NPN<br />

PNP<br />

GND<br />

UB<br />

U<br />

Class AB<br />

Diese Schaltungsart ist die bekannteste Gegentaktschaltung,<br />

weil hier zwei Leistungstransistoren<br />

oder Leistungsröhren jeweils<br />

einmal die positive und die negative Halbwelle<br />

des Audiosignals verstärken. Sie ist die<br />

verbesserte Variante der Class-B-Schaltung,<br />

die aufgrund von Verzerrungen im Nulldurchgangsbereich<br />

am Übergang der beiden<br />

Halbwellen eigentlich kaum noch eine<br />

Bedeutung im Audiobereich hat. Bei Class<br />

AB bekommen im Unterschied zu Class B<br />

die Endstufentransistoren an ihrer Basis eine<br />

Vorspannung gegenüber dem Eingangssignal<br />

zugeführt. Dies ist die häufigste Endstufenlösung<br />

in Hi-Fi-Verstärkern. Sie ist gegenüber<br />

Class A weitaus leistungseffizienter,<br />

aber nicht gänzlich von Verzerrungen befreit.<br />

Eine Verbesserung bilden eigene Stromquellen<br />

über Leuchtdioden (LED) für die Basis der<br />

Transistoren sowie die Erhöhung des Ruhestroms.<br />

Das dadurch bessere Verhalten bei<br />

den harmonischen Verzerrungen fordert<br />

zwar etwas mehr Verlustleistung, die aber<br />

noch weit hinter Class A liegt.<br />

GND<br />

UB<br />

UB<br />

R2<br />

R2<br />

R1<br />

R1<br />

Si<br />

Si<br />

PNP<br />

NPN<br />

Tiefpassfilter 4. Ordnung<br />

GND<br />

UB<br />

NPN<br />

PNP<br />

GND<br />

Links: Eine typische Class-AB-Schaltung, die das Audiosignal als positive und negative Halbwelle<br />

verstärkt. Rechts: Die Schaltung mit Konstantstromquellen (LED) ist für besseren Klang erweitert<br />

Komparatorschaltung<br />

UB<br />

Class D<br />

Class D steht für die modernsten und absolut<br />

leistungseffizientesten Lösungen im Moment.<br />

Dies bieten die PWM-Endstufen, die<br />

auch Schaltendstufen genannt werden. An<br />

der Stelle, an der sonst linear verstärkende<br />

Leistungstransistoren arbeiten, werden hier<br />

Schalttransistoren eingesetzt. Es entsteht so<br />

gut wie keine Verlustleistung an ihnen, was<br />

dem ganzen Endstufenkonzept einen Wirkungsgrad<br />

von weit über 90 Prozent verleiht.<br />

Ganz grob beschrieben geschieht Folgendes<br />

in der Class-D-Endstufe: Damit die Schalttransistoren<br />

ein Signal zum Ausgang der<br />

Endstufe schalten können, benötigen sie ein<br />

Signal mit eindeutigen Ein- und Ausschaltimpulsen.<br />

Dieses bietet ein pulsweitenmoduliertes<br />

(PWM)-Signal. Das zu verstärkende<br />

Audiosignal wird mit einem hochfrequenten<br />

Dreiecksignal in einer eigenen Komparatorschaltung<br />

(auch eine Anwendung eines<br />

OPVs) verglichen. Dabei entsteht am Ausgang<br />

des Komparators ein PWM-Signal, dessen<br />

Tastverhältnis sich in Abhängigkeit vom<br />

Audiosignal verändert. Mit diesem PWM-<br />

Signal werden die Schalttransistoren gesteuert,<br />

die ein identisches, aber mit Strom<br />

weitaus belastbareres Signal ausgeben. Für<br />

die Lautsprecher ist das jedoch noch nicht<br />

verwertbar, weshalb ein hoch belastbarer,<br />

impulsoptimierter Tiefpassfilter (siehe Dr.<br />

Sound 4/2011, S. 28) dafür sorgen muss,<br />

dass die hochfrequenten Rechteckanteile<br />

des PWM-Signals ausgefiltert werden. Somit<br />

steht nun ein optimal nutzbarer Audioübertragungsbereich<br />

für den Lautsprecher zur<br />

Verfügung. Sollte die Filterung nicht besonders<br />

wirksam ausgelegt sein, können sich<br />

im Audiosignal Summen- und Differenztöne<br />

bilden. Weiterhin können Störsignale auftreten,<br />

die keinerlei harmonischen Bezug zur<br />

verstärkten Musik erkennen lassen (siehe Dr.<br />

Sound 3/2011, S. 35–37).<br />

Das Grundprinzip einer Class-D-Endstufe. Sie wird heute aufwendiger umgesetzt<br />

t<br />

PWM-Signal<br />

LED<br />

LED<br />

PWM-Signal verstärkt<br />

Lautsprechersignal<br />

Bilder: Andreas Friesecke „Die Audio-Enzyklopädie“, Auerbach Verlag, T+A Elektroakustik<br />

34 <strong>AUDIO</strong> <strong>TEST</strong> | 2.2012 | www.audio-test.at

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