Betrifft: Kirchenkritik - Katholisches Dekanat Pforzheim
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Sexualmoral – Abtreibung – Ehe und Scheidung – Weltverantwortung<br />
45<br />
»Gibt es für Geschiedene eine<br />
Chance, kirchlich zu heiraten?«<br />
Solange der Partner lebt, dem man das<br />
kirchliche Eheversprechen gegeben<br />
hat, ist eine neue kirchliche Heirat nicht<br />
möglich. Manche kommen allerdings<br />
zur Überzeugung, dass ihre Ehe – obwohl<br />
seinerzeit in der Kirche feierlich<br />
begonnen – aus bestimmten Gründen<br />
(z. B. psychische Unreife eines Partners<br />
zur Zeit der Eheschließung) nicht gültig<br />
ist. Wenn kirchliche Gerichte auf Grund<br />
von Beweisen die Ungültigkeit der Ehe<br />
feststellen können (Annullierung), sind<br />
die Betroffenen frei, wieder kirchlich zu<br />
heiraten. Nähere Informationen über<br />
Annullierungsgründe und den üblichen<br />
Verlauf von Ehenichtigkeitsverfahren sind<br />
im zuständigen Diözesangericht bzw.<br />
bischöflichen Offizialat erhältlich.<br />
Deutlich zu unterscheiden von einer<br />
kirchlichen Trauung sind jene Andachten,<br />
in denen Wiederverheiratete – oft in zeitlicher<br />
Nähe zur Ziviltrauung und mit Unterstützung<br />
eines Seelsorgers – in einer<br />
Kapelle oder Kirche für ihre Zukunft beten.<br />
Sie dürfen sich dabei von der Kirche<br />
als Gebetsgemeinschaft getragen wissen:<br />
„Die Kirche soll für sie beten, ihnen Mut<br />
machen, sich ihnen als barmherzige<br />
Mutter erweisen und sie so im Glauben<br />
und in der Hoffnung stärken.“ (Johannes<br />
Paul II., Familiaris consortio 84)<br />
46 | <strong>Betrifft</strong>: <strong>Kirchenkritik</strong><br />
46<br />
»Warum lehnt die Kirche<br />
praktizierte Homosexualität ab?<br />
Was hat Jesus dazu gesagt?«<br />
Jesus selbst hat sich zu diesem Thema<br />
nicht direkt geäußert. Zumindest ist uns<br />
davon nichts überliefert. Die junge Kirche<br />
hat ihre Bewertung der Homosexualität<br />
aus dem Judentum übernommen. Die<br />
wenigen Stellen in der Bibel, die homosexuelle<br />
Handlungen erwähnen, verurteilen<br />
diese auch. Manche moderne Bibelwissenschaftler<br />
meinen allerdings, diese<br />
Verurteilungen betreffen nur gewaltsame<br />
und lieblose Praktiken der Homosexualität<br />
und nicht unterschiedslos alle<br />
gleichgeschlechtlichen Beziehungen (so<br />
z. B. auch Kardinal Carlo M. Martini, in:<br />
Martini/Sporschill, Jerusalemer Nachtgespräche,<br />
Freiburg i. B. 2008, S. 112f).<br />
Nach traditioneller und nach wie vor<br />
gültiger Lehre der katholischen Kirche ist<br />
homosexuelle Praxis moralisch inakzeptabel,<br />
weil ihr die Mann-Frau-Polarität<br />
fehlt und ihre Akte von sich aus nie für<br />
neues menschliches Leben offen sein<br />
können. Für viele Menschen heute ist dieser<br />
Standpunkt schwer nachvollziehbar.<br />
Persönliche Überzeugungen stehen nicht<br />
selten im Widerspruch oder in starker<br />
Spannung zur kirchlichen Norm. Homosexuelle<br />
Menschen, darunter solche,<br />
denen ihr katholischer Glaube wichtig<br />
ist, fühlen sich häufig aus der Gemein-