Betrifft: Kirchenkritik - Katholisches Dekanat Pforzheim
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und Weltbild der Betroffenen. In einem<br />
anderen kulturellen Umfeld können<br />
dieselben Riten Gegenteiliges auslösen.<br />
Die Kirche muss daher mit ihrer „Liturgie<br />
der Befreiung vom Bösen“ – so heißt<br />
der Exorzismus offiziell – sehr vorsichtig<br />
und verantwortungsvoll umgehen. Jede<br />
„fromme“ Sensationslust ist zu vermeiden.<br />
Im Übrigen wird in unseren „normalen“<br />
Gottesdiensten seit jeher ganz<br />
unspektakulär für Kranke und Bedrängte<br />
aller Art gebetet und jedes Vaterunser<br />
endet mit der Bitte: „Erlöse uns von dem<br />
Bösen!"<br />
63<br />
»Auf unzähligen religiösen Bildern<br />
früherer Zeiten wird der Teufel<br />
dargestellt. Wie steht die Kirche<br />
heute dazu?«<br />
Kunst, Volksreligiosität und Theologie<br />
sind nicht immer deckungsgleich. Nachdenklicher<br />
Glaube wird sich den Teufel<br />
(griech. diabolos „Durcheinanderwerfer“)<br />
nicht zu primitiv vorstellen. Sicher geht<br />
es nicht um einen Krampus mit Zottelfell,<br />
Hörnern und Pferdefuß, sondern um<br />
eine geistige Wirklichkeit, um die geheimnisvolle<br />
Macht des Destruktiven in<br />
der Welt, um einen Teil der Schöpfung,<br />
der sich frei gegen Gott stellt. Alle Bilder<br />
und Begriffe, die wir uns davon machen,<br />
bleiben notgedrungen unzulänglich. Das<br />
gilt auch, wenn man zu unkritisch vom<br />
Teufel als Person spricht. Selbst das kann<br />
missverständlich werden. „Wenn man<br />
fragt, ob der Teufel Person sei, so müsste<br />
man richtigerweise wohl antworten, er<br />
sei die Un-Person, die Zersetzung, der<br />
Zerfall des Personseins und darum ist es<br />
ihm eigentümlich, dass er ohne Gesicht<br />
auftritt, dass die Unkenntlichkeit seine<br />
eigentliche Stärke ist.“ (J. Ratzinger,<br />
Abschied vom Teufel?, in: ders., Dogma<br />
und Verkündigung, München 1973,<br />
S. 225-234, hier S. 224) Im Zentrum der<br />
christlichen Botschaft steht jedenfalls<br />
nicht die Beschäftigung mit dem Teufel<br />
und den Kräften des Bösen, sondern das<br />
<strong>Betrifft</strong>: <strong>Kirchenkritik</strong> | 63