STRASSENBAHN MAGAZIN Köln: 50 Jahre Stadtbahn (Vorschau)
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Trams auf ganz schmaler Spur<br />
Schmalspurbahnen üben seit vielen<br />
Jahrzehnten einen ganz besonderen<br />
Reiz aus. Mit ihren meist nur in geringer<br />
Stückzahl gebauten Fahrzeugen<br />
und ihrer Linienführung faszinieren sie den<br />
Tramfreund. Dieser Beitrag erinnert an die<br />
schmalsten öffentlichen elektrischen Bahnen<br />
mit einer Spurweite von unter 800 mm. Miniatur-<br />
und Vergnügungsbahnen, aber auch<br />
elektrisch betriebene Werks-, Minen-, Feldund<br />
Waldbahnen bleiben hingegen außen vor.<br />
Bahnen mit 7<strong>50</strong> mm Spurweite<br />
Von den vielen Strecken mit 7<strong>50</strong>-mm-Spur<br />
wird weltweit nur noch eine solche Strecke<br />
elektrisch betrieben. Dabei handelt es sich<br />
um die Waldenburgerbahn in der Schweiz.<br />
Nachdem die Züge auf der am 30. Oktober<br />
1880 eingeweihten Schmalspurbahn 73 <strong>Jahre</strong><br />
lang von Dampfloks geführt wurden, fand<br />
1953 die Elektrifizierung der 13,1 km langen<br />
Strecke von der Kantonshauptstadt Liestal<br />
nach Waldenburg statt. Heute verkehrt<br />
sie als modern ausgebaute effektive Überlandbahn<br />
mit <strong>50</strong> Zugpaaren pro Tag. Zum<br />
Einsatz kommen dabei die elektrischen<br />
Triebwagen BDe 4/4 11 bis 14 (Baujahr<br />
1986) sowie 15 bis 17 (Baujahr 1993). Eine<br />
immer wieder diskutierte Umspurung auf<br />
1000 mm ist zurzeit vom Tisch: Bis 2030<br />
wird es bei der jetzigen Betriebsform bleiben.<br />
Lediglich der Unterbau wird bei Erneuerungen<br />
von Kunstbauten für die Meterspur vorbereitet.<br />
Dann wäre eine Verbindung von<br />
Liestal mit der gegenwärtig in Pratteln endenden<br />
Basler Tramlinie 14 sinnvoll.<br />
Der im <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />
11/2011 für die Waldenburgerbahn genannte<br />
Superlativ „Schmalste der Schweiz“<br />
muss aber erweitert werden, denn tatsächlich<br />
handelt es sich bei ihr inzwischen um die<br />
schmalste elektrische Bahn der Welt.<br />
Doch das war nicht immer so! Eine andere<br />
elektrische 7<strong>50</strong>-mm-Bahn fuhr einst in<br />
Spanien: die Ferrocarril Granada a Sierra<br />
Nevada. 1925 eröffnet, führte sie vom Stadtrand<br />
von Granada (Straßenbahnanschluss)<br />
in abenteuerlicher Linienführung 21 km weit<br />
hinauf in die wilde Natur der Sierra Nevada.<br />
Wie gefährdet die Strecke an manchen<br />
Stellen war, erlebte der Autor selbst, als der<br />
Fahrer seinen Tw nur wenige Zentimeter vor<br />
einem Felsbrocken auf dem Gleis zum Stehen<br />
brachte. Wäre der Wagen entgleist, wäre<br />
er möglicherweise von der schmalen Trasse<br />
in die Tiefe gestürzt!<br />
Zwar wurde die Bahn nach 19<strong>50</strong> noch um<br />
drei Kilometer verlängert, der Wagenpark von<br />
vier vierachsigen Tw und sechs vierachsigen<br />
Bw blieb jedoch unverändert. 1974 erfolgte<br />
die Stilllegung. Der Tw 3 ist gut gepflegt bei<br />
San Juan als Denkmal erhalten geblieben.<br />
Seit einigen <strong>Jahre</strong>n wird der Wiederaufbau<br />
in Meterspur bei gleichzeitiger Verlängerung<br />
bis zum 35 km entfernten Wintersportort<br />
Pradollano von Naturschützern und<br />
der Partei der Grünen propagiert und z.T.<br />
detailliert geplant. Die Realisierung dürfte<br />
aber angesichts der prekären finanziellen Situation<br />
des Landes auf absehbare Zeit unwahrscheinlich<br />
sein.<br />
Bahnen mit 760 mm Spurweite<br />
Die 760-mm-Spur, auch bosnische genannt,<br />
war und ist die Spurweite der meisten<br />
Schmalspurbahnen in der früheren Habsburger<br />
Monarchie und ihrer Nachfolgestaaten.<br />
Einen hohen Bekanntheitsgrad hat<br />
die seit 1911 elektrisch betriebene Mariazellerbahn<br />
in Österreich. Sie wird seit Dezember<br />
2010 von der Niederösterreichische<br />
Verkehrsorganisationsgesellschaft (NÖ-<br />
VOG) betrieben. Wie die 1913 bereits mit<br />
elektrischem Betrieb eröffnete Lokalbahn<br />
Mixnitz – St. Erhard in der Steiermark handelt<br />
es sich bei der Mariazellerbahn um eine<br />
Eisenbahn.<br />
In der dalmatinischen Hafenstadt<br />
Dubrovnik begegnen sich im<br />
Sommer 1969 die Triebwagen 3<br />
und 8. Diese Tram an der Adria wies<br />
eine Spurweite von nur 760 mm auf<br />
H. MAASS<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 2 | 2013<br />
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