STRASSENBAHN MAGAZIN Köln: 50 Jahre Stadtbahn (Vorschau)
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Trams auf ganz schmaler Spur<br />
Der 760-mm-Straßenbahnbetrieb in Ybbs war nicht nur der in Österreich auf den schmalsten Gleisen geführte, sondern auch einer der kürzesten<br />
weltweit, hier 1953 am Endpunkt in der Innenstadt<br />
H. HERRMANN<br />
Bahnhof der Schmalspurbahn Triest – Porec<br />
(Parenzo). Nach deren Stilllegung 1935 fuhr<br />
die Straßenbahn noch 18 <strong>Jahre</strong> weiter bis<br />
1953. Der Wagenpark von fünf Trieb- und<br />
zwei Beiwagen ging anschließend an die damals<br />
noch schmalspurige Tram Sarajevo.<br />
Bahnen mit 762 mm Spurweite<br />
Das Eisenbahnnetz in Japan ist fast gänzlich<br />
in Kapspur (1067 mm) angelegt. Einige wenige<br />
Privatbahnen sowie das ab 1964 entstandene<br />
Shinkansen-Hochgeschwindigkeitsnetz<br />
sind normalspurig ausgeführt.<br />
Einst gab es aber auch ca. 30 Strecken mit<br />
einer Spurweite von 762 mm, von denen<br />
nach den 1920er-<strong>Jahre</strong>n viele auf Kapspur<br />
umgebaut oder stillgelegt und nur wenige<br />
elektrifiziert wurden. Von diesen existieren<br />
heute noch drei.<br />
Ausgangspunkt der Sangi Hokusei-Line<br />
ist Nishi-Kuwana, 30 km südwestlich von<br />
Nagoya an der Strecke nach Ise-Toba. Die<br />
1931 eröffnete Bahn ist mit 20,4 km die<br />
längste elektrische Schmalspurbahn und<br />
führt durch dichtbesiedeltes Gebiet nach<br />
Ageki. Die Züge verkehren durchgehend<br />
oder auf Teilstrecken alle 15 bis 60 Minuten.<br />
Die Fahrzeit beträgt eine Stunde.<br />
Nur 14 km weiter südlich an der gleichen<br />
Strecke beginnt in Yokkaichi die Kintetsu<br />
Utsube Hachioji-Line, eine 5,7 km kurze<br />
Strecke nach Utsube mit einer 1,3 km langen<br />
Abzweigung nach Nishihino. Die Bahn<br />
wurde 1912 eröffnet und 1943 elektrifiziert.<br />
Betrieben wird sie im 15- bis 30-Minuten-<br />
Takt mit einer Fahrzeit von 18 Minuten.<br />
Auf beiden genannten japanischen Linien<br />
fahren ausschließlich Dreiwagen-Triebzüge<br />
verschiedener Serien aus den <strong>Jahre</strong>n<br />
1954 bis 1977.<br />
Die dritte elektrische Schmalspurbahn Japans<br />
ist die Kurotetsu (Kurobe Gorge-Eisenbahn).<br />
Sie schließt in Unazuki Onsen an die<br />
kapspurige Chitetsu (Toyama Chiho-Eisenbahn)<br />
an und führt entlang des Kurobeflusses<br />
durch ursprüngliche Gebirgsgegenden der<br />
Japanischen Alpen auf einer bogen- und steigungsreichen<br />
Strecke in <strong>50</strong> Minuten zum 20,1<br />
km entfernten Kurort Keyakidaira mit seinen<br />
heißen Thermalquellen. Die Bahn diente ursprünglich<br />
zum Bau des 1963 fertiggestellten<br />
Kurobe-Staudammes. Für den Personen- und<br />
Güterverkehr sind 23 vierachsige Elloks vorhanden.<br />
Täglich verkehren ca. 20 Züge.<br />
Bahnen mit 785 mm Spurweite<br />
Im damals zu Preußen gehörenden Oberschlesien<br />
entstanden ab Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
eine große Anzahl von Industriebahnen<br />
zur Versorgung der Kohlegruben<br />
und Hüttenwerke. Ihre Spurweite von 30<br />
preußischen Zoll (= 785 mm) fand sich einst<br />
auch z.B. im Rhein-Sieg-Gebiet (z.B. Bröltalbahn).<br />
Für den Verkehr in den rasant wachsenden<br />
Städten Oberschlesiens setzte man auf den<br />
785-mm-Strecken zunächst auf Pferde- und<br />
Dampf-, aber schon ab 1898 auf elektrischen<br />
Betrieb. Die „Oberschlesische Dampfstraßenbahn<br />
GmbH“ setzte schon 1902 auf einem<br />
fast 100 km langen Überlandnetz 90<br />
vierachsige Trieb- und 70 Beiwagen ein. Das<br />
Konkurrenzunternehmen „Oberschlesische<br />
Kleinbahnen und Elektrizitätswerke A.G.“<br />
fuhr gleichzeitig auf 30 km gleicher Schmalspur<br />
mit ca. 30 Trieb- und 30 Beiwagen. Beide<br />
Gesellschaften fusionierten später zur<br />
Schlesischen Kleinbahnen A.G.<br />
Befriedigen konnten die schmalspurigen<br />
Straßenbahnen auf Dauer nicht – so wurde<br />
die unabhängige „Städtische Straßenbahn<br />
Beuthen“ schon 1912 in Normalspur eröffnet.<br />
Die vorgesehene Umspurung des Gesamtnetzes<br />
zog sich lange hin, vor allem bedingt<br />
durch den Ersten Weltkrieg und die<br />
anschließende Teilung Oberschlesiens. Abgesehen<br />
von einem kurzen Abschnitt in Kattowitz<br />
1912 begann sie 1928 mit der Strecke<br />
Gleiwitz – Hindenburg (Zabrze) und war<br />
erst 1952 beendet. Heute betreiben die<br />
„Tramwaje Slaskie“ ein hochinteressantes<br />
normalspuriges Stadt- und Überlandnetz von<br />
30 Linien. JÖRG ZIMMER<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 2 | 2013<br />
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